Hagen, eine Stadt, die vor allem in den 80er-Jahren viele Musikkünstler (u. a. EXTRABREIT) hervorbrachte und in der Vergangenheit Ausstellungen mit Werken von Bryan Adams und Sylvester Stallone zeigte, hat sich auch für junge Filmemacher:innen als Sprungbrett etabliert. Seit mehr als einem Jahrzehnt bietet das EAT MY SHORTS–Kurzfilmfestival eine Plattform für den Nachwuchs. Das Besondere am Festival ist neben der sorgfältig kuratierten Auswahl von sechs Filmen die prominente Jury, bestehend aus bekannten Gästen aus Funk und Fernsehen. Dieses Jahr glänzte das Festival mit zwei besonderen Ehrengästen – ganz nach dem Motto „Happiest Place on Earth”.
Nach dem feierlichen Einzug über den roten Teppich eröffnete Oberbürgermeister Eric O. Schulz das Festival in der Stadthalle. Auch in diesem Jahr wurden Nachwuchsregisseur:innen in drei Kategorien ausgezeichnet: Neben dem Publikumspreis und dem Jurypreis wurde der NRW-Award 2024 (ehemals Hagener Filmfenster) verliehen. Außer Konkurrenz wurde PIECES von Greta Blaudzun und Klara Schmickler ausgezeichnet. Das Coming-of-Age-Drama handelt von der Freundschaft zwischen der Schwimmerin Erlin und ihrer Freundin Alma, die nach einem Unfall auf eine harte Probe gestellt wird.
Unter den nominierten Filmen waren:
Obwohl Festivals oft dazu neigen, Dramen in den Vordergrund zu stellen, überzeugten dieses Jahr besonders Filme, die sich davon absetzten. Mit einem präzise pointierten Drehbuch und hervorragenden Schauspielleistungen gewann die Komödie LIEBE MIT SUBSTANZ den Jurypreis. Der Film MITERA, der sich mit der Traumabewältigung eines Kindes durch seine Fantasie und mithilfe eines imaginären Helden befasst, begeisterte das Publikum und gewann den Publikumspreis nach einer Saalabstimmung.
Deutsche Filme werden oft als einfallslos oder unkreativ kritisiert. Phrasen wie „für einen deutschen Film“ sollten jedoch aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Ein Abend wie dieser beweist, dass der Nachwuchs nicht nur technisch auf hohem Niveau arbeitet, sondern auch unkonventionelle Wege beschreitet. Festivals wie EAT MY SHORTS sind essenziell, um diesen Talenten eine Bühne zu bieten. Dennoch bleibt die finanzielle Förderung junger Filmemacher:innen unerlässlich, insbesondere für mutige, unkonventionelle Drehbücher. Da Kurzfilme selten in Kinos oder im Fernsehen zu sehen sind, bleibt ihre Sichtbarkeit weiterhin auf solche Festivals beschränkt.
Das Highlight des Abends bildeten die Ehrungen zweier Ikonen. Der Komponist Harold Faltermeyer, bekannt als Schöpfer des berühmten BEVERLY HILLS COP-Themes und anderer Klassiker wie der Musik zu TOP GUN, wurde für seine prägenden Werke ausgezeichnet. Schauspielerin Anja Kruse ehrte Faltermeyer mit einer persönlichen Laudatio.
Der zweite Ehrenpreis ging an Franco Nero DJANGO höchstpersönlich. Der 83-jährige Italowesternstar wurde unter Standing Ovations für sein Lebenswerk geehrt und bewies auch auf der Bühne, dass seine markante Coolness nichts von ihrer Wirkung verloren hat.
Auch im kommenden Jahr darf man sich hoffentlich wieder auf eine gelungene Mischung aus Nachwuchstalenten und prominenten Ehrengästen freuen. Denn diese Festivals bilden letztendlich die Bühne für das, was wir so lieben: Filme. (Olaf Kuzniar)
