Ab diesem Freitag, den 28. Juni, ist es wieder soweit: Für zehn Tage, bis 7. Juli, wird der sonst malerisch-verschlafene tschechische (immer fest in russischer Hand) Kurort Karlsbad (Karlovy Vary), unweit der deutschen Grenze, wieder zum Mekka für Cineasten Mitteleuropas. Das KVIFF (Karlovy Vary International Film Festival) braucht sich nicht hinter Venedig, Cannes und Berlin zu verstecken. Es mag weniger medialen Rummel geben, aber das kann ja nur gut für Festivalgänger UND Presse (uns) sein. Denn Programm, Spielstätten (wunderschöne Kinos und eingerichtete Kinosäle in alten Opern und Grand Hotels) und vor allem Gäste sind erstklassig.
Traditionell wird am Freitagabend das Festival mit einer pompösen Zeremonie im Brutalismus-Bau des Hotels Thermal feierlich eröffnet, mit anschließendem Konzert im Freien für jedermann – und da kommen teilweise die größten Komponisten Hollywoods. Unbedingt vormerken sollte man sich das Mitternachtsspecial im riesigen Open-Air-Kino bei freiem Eintritt. Überhaupt gibt es in verschiedenen Spielstätten die Midnight-Reihe: Genreklassiker für gewohnt feucht-fröhliches Publikum. Danach, tief in der Nacht, kann man noch in einem der Partyzelte verschwinden und die heimischen Becherovka-Longdrinks kippen, nur um dann mit gewohnter Regelmäßigkeit die frühen Filme des nächsten Tages zu verschlafen. Das ist Festivalatmosphäre!
Programm
Neben verschiedenen Wettbewerben um europäisches und Weltkino, besonders Ost- und Südosteuropa, zahlreichen Europa- und Weltpremieren, Kurz- und Dokumentarfilmen, sind es vor allem die kleinen Schwerpunkte, die mit umso mehr liebe kuratiert werden.
Eine Retro widmet sich dem ägyptischen Filmemacher Youssef Chahine (1926-2008), der 1979 mit dem Silbernen Bär für ALEXANDRIA WHY? ausgezeichnet wurde – u.a. debütierte Omar Sharif unter ihm.
Ein großes Thema – in Deutschland selbst gerne verschlafen – ist das Jubiläum von 30 Jahren der friedlichen Revolution, das durch eine Filmauswahl abgebildet werden soll.
Einer der großen tschechischen Filmemacher, der sich vor allem im düsteren Märchenfilm (DIE SCHÖNE UND DAS UNGEHEUER, MORGIANA) zu Hause gefühlt hat und den wahnsinnigen AUTOVAMPIR (!) gemacht hat, war Juraj Herz. Nun hat man seinen LEICHENVERBRENNER aufwendig restauriert und nach 50 Jahren und turbulenter Geschichte wird er wieder in den Kinos und auf Festivals laufen.
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