A KILLER´S MEMORY

Würde es für den Beruf des Auftragskillers eine Stellenausschreibung geben, fände man darin sicher Begriffe wie Präzision, Kaltblütigkeit oder Diskretion. Ein professioneller Arbeitgeber würde zudem auch ein gutes Gedächtnis verlangen. Schließlich kann es den direkten Gang ins Gefängnis bedeuten, wenn bei einem Auftrag auch nur das kleinste Detail vergessen wird. Doch was passiert, wenn sich im Laufe der Karriere eine Gehirnerkrankung breitmacht? Dieser Frage widmet sich A KILLER’S MEMORY, der hier anzuschauen ist.

Nachdem beim alternden Berufsmörder John Knox (Michael Keaton) eine schnell fortschreitende Demenz festgestellt wird, bleiben ihm nur noch wenige Wochen, bevor er sein Erinnerungsvermögen komplett verliert. Als wäre das nicht schlimm genug, steht auf einmal sein entfremdeter Sohn (James Marsden) in der Tür, der im Affekt den Vergewaltiger seiner minderjährigen Tochter getötet hat. Ihm zu helfen, bietet Knox die Möglichkeit, vergangene Fehler wiedergutzumachen, doch dafür muss er ein letztes Mal sein gesamtes Können unter Beweis stellen. Denn Detective Emily Ikari (Suzy Nakamura) ist ihm bereits auf der Spur …

Mit seiner zweiten Regie-Arbeit zeigt Michael Keaton (BATMAN, THE MERRY GENTLEMAN, THE FOUNDER) einen Auftragskiller auf authentische Weise bei der Arbeit und nimmt sich gleichzeitig die Zeit, dessen tristen Alltag zu beleuchten. Sein Drehbuchautor Gregory Poirier (DAS VERMÄCHTNIS DER TEMPELRITTER, THE SPY NEXT DOOR) schafft zu diesem Zweck interessante Szenen – etwa, wenn ein Berufskollege sich über zu tötende Opfer unterhalten will oder wenn John Knox mit einer bekannten Prostituierten über Literatur diskutiert. Der Film wird dabei weder zur Moralpredigt, noch banalisiert er das Töten. Zu deutlich zeigt er dafür den Scherbenhaufen, den die Hauptfigur hinterlassen hat. Der Aspekt der Gehirnerkrankung bringt zudem eine frische Komponente in das bekannte Szenario. Sie wirkt nie aufgesetzt und hat einen berechtigten Platz in der Geschichte.

Neben all den Stärken kommt A KILLER’S MEMORY leider nicht ganz ohne Schwächen aus. Vor allem ist er mit seinen zwei Stunden ein ganzes Stück zu lang geraten, sodass man sich öfters die Frage stellt, ob wohl noch etwas passiert – und worauf das Gesehene hinauslaufen soll. Geduldige werden am Ende zum Glück mit ein paar überraschenden Wendungen belohnt, sodass sich das Warten dennoch lohnt. Außerdem können sich Fans von Michael Keaton mal wieder auf eine grandiose Schauspielleistung freuen. Er macht nicht nur als knallharter Profikiller eine gute Figur, sondern überzeugt auch als entfremdeter Vater und Demenzkranker. Schade ist nur, dass die restlichen Figuren dagegen etwas blass geraten sind und einen selten mitreißen. Da hilft es auch nicht, dass der Großteil des Casts nur gut bis solide spielt – etwas, dass auch für Altmeister Al Pacino (DER PATE, THE INSIDER, HUNTERS) gilt, der schon deutlich bessere Leistungen abgeliefert hat. Dennoch erfüllen die Nebencharaktere ihren Zweck für die Handlung und sind zumindest nicht störend.

A KILLER’S MEMORY lässt sich am besten als eine Mischung aus Demenz-Drama und Cop-Thriller bezeichnen, bei der vor allem die Leistung des Hauptdarstellers und das gute Ende zu begeistern wissen – sofern man genügend Sitzfleisch mitbringt.

(Romain Herzog)

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