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AM ENDE DAS LICHT

Regie: Robert von Wroblewsky / Deutschland 2022-23 / 88 Min.
Besetzung: Katharina Löwe, Johanna Meinhard, Rosa Henriette Löwe, Matthias Kleinert, Katharina Hollstein, Sabine Ritter, Max Haase, Timothée Dumont, Pablo Nina Toculescu, David Kettler, Floriane Daniel
Produktion: Robert von Wroblewsky
Vertrieb: Pavlov Pictures, AlexProductions

Start ab dem 21.09.2023 auf www.sooner.de

 

Gerade die Meldung gelesen, dass 30 Klimaaktivisten nach 14 Tagen aus der Präventivhaft entlassen wurden. Man sieht: Nicht das Verfehlen der Klimaziele ist das Problem, sondern diejenigen, die darauf aufmerksam machen. Die Industriestaaten sind, so könnte man das natürlich auch sehen, in ihren Klimaschutzmaßnahmen inkonsequent und möchten, bitte sehr, den Kopf in den Sand stecken dürfen. Die Konsequenz fehlt, die Konsequenzen jedoch nicht, das haben wir in diesem Sommer mit Stürmen, Überflutungen, Waldbränden eindrucksvoll vor Augen geführt bekommen. Die Zukunftsangst von einst ist inzwischen das gegenwärtige Leben.

Die Gegenwart ist es vermutlich auch, in der AM ENDE DAS LICHT beginnt. Eine Mutter (Katharina Löwe) braucht Tabletten, um ihre Ängste vor der negativen Veränderung der Welt zu besiegen und um für ihre Tochter (Rosa Henriette Löwe) zu funktionieren. Die Pharmazie auf der einen Seite, die Esoterik auf der anderen. Auch keine adäquate Strategie, um dem eigenen und allen Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Es wird, diese Erkenntnis zeichnet sich ab, radikalere Ansätze brauchen.

Wenn man über den Film von Robert von Wroblewsky schreibt, steht man vor einem Dilemma. Neben der Aktualität des Themas ist das Beste nämlich, wie er seine Geschichte erzählt, wie sie sich erst mit ihrem Ende vollständig erschließt. Und dieses Ende sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Aber auch alles, was man über seine Dramaturgie und seine – Vorsicht: Spoiler! – Zeitsprünge verrät, trübt das Vergnügen. Nur so viel: Die Gegenwart wird in Richtung Zukunft verschoben, erst unmerklich, dann immer klarer und immer weiter.

Von Wroblewsky hat dafür keine Spezialeffekte zur Verfügung, er konzentriert sich in seiner Erzählung vom Untergang des Lebens, wie wir es kennen, auf die Gesellschaft, die Menschen. Was sich schon bei der Mutter am Anfang abzeichnet, ist in den weiteren Handlungs- und Zeitebenen bereits vollzogen: Viele sind aus dem täglichen Leben, bei dem man sich darüber aufregen könnte, wenn sich jemand auf der Straße festklebt und man deswegen zu spät zur Arbeit kommt, längst ausgestiegen. Sie haben sich radikalisiert, schlagen bei allen zu, die sie für den Zustand der Welt verantwortlich machen. Und, wenn man nachdenkt, sind das eigentlich fast alle Menschen. Alle verbrauchen die Ressourcen, die mit (zu) großem Aufwand immer und immer wieder produziert werden müssen. Die scheinbar logische Konsequenz: Wenn man alle, die nicht so leben, wie man selbst, tötet, löst man viele Probleme.

Insofern erzählt AM ENDE DAS LICHT nicht nur von der Angst vor der Zukunft, sondern auch von der zunehmenden Radikalisierung in der Gegenwart. Er tut dies in Form eines dystopischen Dramas (die Genrebezeichnung Thriller wäre irreführend, die Spannung hält sich doch in engen Grenzen). Vieles ist aber blanker Horror, zum Beispiel, wenn die Aktivisten von den Wäldern, in denen sie leben, zu einer ihrer blutigen Aktionen ausrücken. Budgetbedingt bleibt vieles Andeutung. Insgesamt sind das Spiel, die Kamera und der Schnitt ordentlich, die Dauermusikberieselung hätte aber nicht sein müssen. Trotzdem: ein achtbarer Versuch, ein Unbehagen, das man immer deutlicher spürt, anzusprechen und die Gegenwart weiterzudenken. (Christian Zechner)

Versuch über Ängste und Radikalisierung

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AM ENDE DAS LICHT

Regie: Robert von Wroblewsky / Deutschland 2022-23 / 88 Min.
Besetzung: Katharina Löwe, Johanna Meinhard, Rosa Henriette Löwe, Matthias Kleinert, Katharina Hollstein, Sabine Ritter, Max Haase, Timothée Dumont, Pablo Nina Toculescu, David Kettler, Floriane Daniel
Produktion: Robert von Wroblewsky
Vertrieb: Pavlov Pictures, AlexProductions