Endlich! Der neue, lang ersehnte neue Film von Wes Anderson kommt!
Was für den Connaisseur feiner Filmkunst ein Fest ist, mag auf der anderen Seite für viele durchschnittliche Kinogänger sinnlos bunte Kunstkacke sein. Wir von der DEADLINE – und unsere Leser – gehören eindeutig zur ersten Kategorie und bekommen beim Gedanken an vergangene Großtaten wie DIE ROYAL TENENBAUMS, DARJEELING LIMITED und GRAND HOTEL BUDAPEST leuchtende Augen.
Schon nach wenigen Minuten Laufzeit ist klar, wer hier die Asse im Ärmel hat. Und diese werden nacheinander gespielt. Große Namen? Massenhaft. Die Figuren von Bryan Cranston, Scarlett Johansson und Edward Norton führen den Zuschauer in das Stück im Stück ein. Denn der Film hat einen doppelten Boden: Die Rahmenhandlung gibt vor, dass ASTEROID CITY ein Bühnenstück ist. Alles klar, hier scheiden sich schon die Geister, aber das Dranbleiben bzw. Ausblenden lohnt sich.
Wir befinden uns im bonbonbunten Jahr 1955 im amerikanischen Wüstenkaff Asteroid City, in dessen Nähe viele Atombombentests durchgeführt werden. Seinen Namen hat der Ort durch den Einschlag eines absurd kleinen Asteroiden vor 5.000 Jahren erhalten, der einen absurd großen Krater hinterlassen hat. Im Zentrum der Geschichte steht Augie Steenbeck (Jason Schwartzman). Er hat sich noch nicht getraut, seinen vier Kindern vom Tod ihrer Mutter nach langer Krankheit zu berichten. Als die Familie eine Autopanne hat, endet ihre Fahrt nach Asteroid City, wo Augies Schwiegervater (Tom Hanks) lebt. An diesem Ort findet ein Wettbewerb statt, bei dem junge Nachwuchsforscher geehrt werden – und Augies Sohn Woodrow (Jake Ryan) ist als echter „Brainiac“ einer der Finalisten.
Zum Jahrestag des Einschlags versammelt sich eine wilde Mischung von Menschen in Asteroid City: Militärs, Regierungsbeamte, Astrologen, ein reisender Filmstar (Scarlett Johansson) und seine Tochter Dinah sowie viele andere Personen unterschiedlicher Herkunft und Motivation. Während der Feierlichkeiten steigt ein wunderbar linkisches Alien, das nicht zufällig an Jeff Goldblum erinnert, aus einem UFO herab, schnappt sich den Asteroiden und verschwindet wieder. Daraufhin wird das Wüstenkaff zum Sperrgebiet erklärt, und alle Anwesenden werden vom Militär zu einer schier endlosen Quarantäne verdonnert. Durch die zwangsweise entstehende Nähe ergeben sich verschiedene Verwicklungen, auch auf romantischer Ebene.
Das Geschehen wird immer wieder von Rückblenden unterbrochen, die Einblicke in die Theaterproduktion geben und den Film in Akte und Szenen unterteilen. Es ist leicht, den Überblick zu verlieren. Für das oberflächliche Verständnis des Films spielt dies jedoch keine Rolle, da es bei dieser Ansammlung von Parodien nicht viel mehr als die Oberfläche zu verstehen gibt. Im Grunde genommen gleichen alle Filme von Wes Anderson lebendigen Wimmelbildern, in denen die Gleichzeitigkeit von Figuren und Geschichten in eine zeitliche Abfolge gezwungen wird.
Als störend bis überflüssig könnte die Rahmenhandlung empfunden werden. Und der digitale Roadrunner als Running Gag von ASTEROID CITY. Fans des ewigen Spielkindes Wes Anderson werden sich jedoch davon nicht sonderlich gestört fühlen. (Rainer Bachmann)
Ein pastellfarbenes kleines Märchen in der Wüste als geschmackvoller Snack für zwischendurch