CREED III – ROCKY´S LEGACY  

Die ROCKY-Reihe ist ein Spagat zwischen Drama, Kitsch, Klischees und dem Ego von Sylvester Stallone. ROCKY IV – DER KAMPF DES JAHRHUNDERTS packte 1985 auch noch eine Portion Kalter-Krieg-Propaganda obendrauf. Nach ROCKY BALBOA von 2006, in dem Stallone noch einmal als gealterter, ernst zu nehmender Rocky die Handschuhe anzog, verabschiedete sich die Filmreihe vorerst.

Mit CREED meldete sich 2015 nicht nur Stallone zurück, auch Michael B. Jordan wurde durch die Rolle des titelgebenden Boxers Adonis Creed populär. Der Film gilt noch immer als einer der besten Boxfilme und stellt nicht nur schwarze Charaktere und deren Kultur in den Mittelpunkt, sondern auch die Beziehung zwischen Rocky und Creed. Denn Rocky nimmt sich seiner an, nicht zuletzt, weil Adonis der Sohn seines verstorbenen Freundes Apollo Creed ist. Auch in CREED II stand Stallone vor der Kamera, und auch wenn der Film kein Meisterwerk war, war er dennoch ein solider Nachfolger, der über knapp zwei Stunden gut unterhielt.

Mit CREED III steht Michael B. Jordan erstmals ohne Stallone vor und hinter der Kamera. Creed muss alleine in den Ring steigen. Inzwischen ist er auch mehr Promoter und Manager als Boxer, doch taucht auf einmal sein alter Jugendfreund Damian Anderson auf, gespielt von Jonathan Majors. Nach 18 Jahren hinter Gittern ist er frei und möchte nur eines: boxen. Im Gefängnis hat er trainiert und auf diesen Tag gewartet. Creed fühlt sich ihm gegenüber schuldig, denn er ist nicht ganz unschuldig daran, dass sein Kindheitsfreund verurteilt wurde. Doch als Damian ihn um einen Titelkampf bittet, wird ihre neu entfachte Freundschaft auf die Probe gestellt.

Boxfilme sind oftmals wandelnde Klischees, und kaum einer kann sich von ihnen freisprechen. Doch müssen sie das auch gar nicht, wenn sie funktionieren. CREED III ist das beste Beispiel dafür. Natürlich gibt es die Schläge in Zeitlupe, das Anzählen und Aufstehen in letzter Sekunde, die Trainingssequenzen und dramatische Blicke zwischen den Seilen. Dass man Rocky dabei nicht einmal sieht, fällt erst im Abspann auf, wenn man Stallone in der Produzentenrolle sieht. Adonis kann sich also selbst im Ring behaupten und seinen früheren Trainer getrost in den Ruhestand schicken. CREED III überzeugt mit einer emotionalen, wenn auch etwas überzeichneten Handlung, starker Action im Ring und einem würdigen, in seiner Inszenierung sogar überraschenden Finale. (Martin Seng)

Ein würdiger Abschluss für Jordans Boxkarriere