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(OT: DEN OF THIEVES)

Regie: Christian Gudegast / USA 2018 / 140 Min.

Darsteller: Gerard Butler, Pablo Schreiber, O’Shea Jackson Jr. u. a.

Produktion: Mark Canton, Christian Gudegast, Ryan Kavanaugh, Tucker Tooley, Gerard Butler u. a.

Freigabe: FSK 16

Cut: Nein

Verleih: Concorde Filmverleih

Start: 01.02.2018

 

Hohe Ziele haben selten geschadet. CRIMINAL SQUAD hat sie. Ganz grundlegend könnte man den Streifen als einen „Heist-Thriller“ bezeichnen, aber es ist ein recht elaborierter Vertreter seiner Zunft. Ein Action-Drama in einer Unterwelt, es breitet sich düster aus, brütet und köchelt, ganz so, als wolle es auf etwas hinaus. L. A. dient als Kulisse (die Stadt der Engel ist scheinbar über Nacht zur internationalen Hauptstadt des Bankraubs geworden), und Regisseur Christian Gudegast holt aus dieser einiges heraus: ein endloses Labyrinth aus Freeways, untermalt mit den genretypischen Klängen eines Synthpop-Soundtracks auf Neo-Noir-Niveau. Michael Mann lässt schön grüßen.

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Diese Neo-Noir-Stimmung, jener finstere Existenzialismus, ist nicht das einzig Manneske an CRIMINAL SQUAD. Parallele Erzählstränge um eine Gruppe von Cops auf Abwegen, angeführt von Gerard Butler als empfindsamem Schläger, und eine Gang von Bankräubern, die die Federal Reserve ausrauben wollen, greifen tief bei Mann in die Inspirationskiste. Ähnlichkeiten zu HEAT sind kaum zu übersehen, angereichert mit THE FRENCH CONNECTION. Für rund 50 Minuten von 140 kann CRIMINAL SQUAD mit den großen Vorbildern mithalten.

Doch Gudegast will mehr und versucht, THE USUAL SUSPECTS unterzumischen. Ein fataler Fehler. Du sollst einfach keinen ausgeklügelten Heist-Streifen drehen, in dem die eigene Erzählung ständig Abkürzungen nimmt.

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Im Nachklang ist das wahre Highlight an CRIMINAL SQUAD Gerard Butler. Schwer zu glauben, aber der in den letzten Jahren schwache Butler liefert eine charismatische Performance wie zuletzt in ROCK N ROLLA ab. Er legt seinen brütenden Brutalo mit Understatement an, beschwört ein wenig von Russell Crowe in seinen besten Jahren herauf.

Der Rest des Casts bleibt erwartungsgemäß auf B-Niveau zwischen Pablo Schreiber und 50 Cent. Ihre Charaktere helfen dem Film und sorgen einige Zeit für eine klare Botschaft: Wenn Polizeiarbeit zur Obsession wird, wird sie zu einem Verbrechen.

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Doch nach einer ansehnlichen Dreiviertelstunde muss plötzlich Action her – sonst würde der Plot möglicherweise nicht explodieren. Dabei macht die Action zwar eine ganz gute Figur, aber sie kommt mit einem viel zu hohen Preis. Denn der dafür aus dem Hut gezauberte Twist lässt CRIMINAL SQUAD beinahe entgleisen. Von einem derartigen Fauxpas erholen sich wenige solcher Streifen. Plötzlich geht alles drunter und drüber, der sinnvolle Zusammenhalt und der gute Aufbau werden allesamt auf dem Altar von oberflächlicher Effekthascherei geopfert. Das erste Drittel ist clever, bis der filmische Betrug einsetzt. Charaktere werden aufgebaut und dann als Plothilfe missbraucht. Auch wenn man über die Performance von Butlers Kollegen zunächst nicht zu jammern braucht, auf einmal werden sie völlig reduziert. Am Ende dient CRIMINAL SQUAD nur noch als weiteres Beispiel dafür, warum so wenige es schaffen, zu Mann wirklich aufzuschließen.

 

(Julius Zunker)

 

HEAT als schwächelnder B-Aufguss

 

 

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