Raytracing, Pathtracing, Ray-Reconstruction, Frame Generation, DLSS … So langsam muss man sich ein kleines Lexikon anlegen, um all die Technikfeatures unterscheiden zu können, welche moderne Grafikkarten mit sich bringen. Dabei sollte man sich aber nicht von den Worten abschrecken lassen, denn die vielen neuen technischen Errungenschaften bringen, vor allem mit Nvidia-Grafikkarten, enorme visuelle und spielerische Vorteile mit sich!
Wir wollen etwas Licht ins Dunkel bringen und die wichtigsten Begriffe erklären.
Vor gut fünf Jahren hörten viele Spieler erstmals von einer vermeintlich neuen Technik namens Raytracing. Für Film-Enthusiasten und Technikkenner war das jedoch bereits ein alter Hut. Filme wie James Camerons THE ABYSS nutzten die schönen Licht- und Spiegelungseffekte, die Raytracing ermöglicht, bereits. Vereinfacht gesagt, werden Strahlen in eine Szene bzw. ein Bild geworfen und das Verhalten der Strahlen auf Materialien berechnet. Im Film geschah dies noch offline Bild für Bild mit einer festen Kameraeinstellung. Games hingegen sind dynamisch, und über das gezeigte Bild entscheidet der Spieler mit seinen Bewegungen. Jede mögliche Szene vorab auszurechnen ist quasi unmöglich. Genau hier kam Nvidia ins Spiel!
Strahlen wurden in Echtzeit berechnet, und die Bildqualität von Spielen stieg enorm an. Möglich war dies nur aufgrund der neuen Grafikkarten und deren neuer Core-Technologie. Aber auch dieses Echtzeit-Raytracing in Spielen war noch nicht perfekt und verschlang enorme Hardwareleistung. Viele Titel beschränkten daher die Bereiche, in welchen Strahlen verfolgt wurden, auf Schatten oder Reflexionen. Die entscheidendste Entwicklung, um den Hardwarehunger zu stillen, dürfte aber wohl die Einführung von DLSS gewesen sein. Im Gegensatz zu Raytracing handelt es sich um eine von Nvidia selbst erfundene Technik, also ein echtes Novum, und wie sich mittlerweile herausgestellt hat, einen Gamechanger. Hinter DLSS verbirgt sich der Begriff „Deep Learning Super Sampling“. Eine Upscaling-Technologie, die auf einem sich ständig fortentwickelnden neuronalen Netzwerk, also KI, basiert. Und ja, der Gedanke an SKYNET ist nicht allzu abwegig.
Aktuell bringt DLSS Gamern aber weniger den Weltuntergang, sondern vielmehr eine hohe Bildwiederholrate und ein flüssiges Spielerlebnis. DLSS hat sich seit der Einführung bereits vielfach weiterentwickelt, und so wurde mit DLSS 3 das Feature „Frame Generation“ implementiert. Hier werden zwischen echten Bildern künstlich erzeugte Bilder von der KI berechnet und eingesetzt. Dadurch lässt sich bei einigen Spielen ein Quantensprung bei der Bildwiederholrate (FPS) verzeichnen. Dabei gilt: Je höher die Anforderungen und der Umfang von Raytracing, desto eher sollte man DLSS aktivieren. Bei einer Bildergänzung durch DLSS kann es aber gelegentlich auch zu kleinen Ungenauigkeiten kommen, da das Bild nicht von Anfang bis Ende durchgerechnet ist, sondern eben auf KI-basierten Vorhersagen beruht. Allerdings handelt es sich dabei nicht um echte Grafikfehler, die sofort auffallen, sondern eher um kleinere Unschärfen. Abgesehen von der sich ständig selbst verbessernden KI, hat Nvidia mit DLSS 3.5 Ray-Reconstruction eingeführt. Ziel ist es, möglichst präzise Bilder darzustellen. Auch hier spielen die KI und ein Supercomputer wieder eine wichtige Rolle. Ray-Reconstruction erkennt gelernte Lichtmuster und überträgt sie auf akkurate Pixel.
Kurz gesagt, DLSS 3 sorgt für ein flüssiges Spielerlebnis und DLSS 3.5 für ein noch schöneres Bild und in manchen Fällen sogar für ein paar FPS mehr.
Wie bereits erwähnt, ist die Technik vor allem bei Raytracing kaum wegzudenken, und auch hier hat sich etwas getan. Mit CYBERPUNK 2077 in seiner aktuellen Version und dem neuen ALAN WAKE 2 sind die ersten großen AAA-Titel erschienen, die Full Raytracing oder Pathtracing unterstützen. Die Strahlen werden hier nicht mehr nur für Teilbereiche berechnet, sondern eine quasi unbegrenzte Anzahl an Lichtquellen wird in Echtzeit berechnet. Die beiden Technikbiester CYBERPUNK 2077 mit seinen Neonlichtern und einem Tag-Nacht-Zyklus sowie das Spiel mit Licht und Schatten in ALAN WAKE 2 eignen sich perfekt, um die Möglichkeiten von Pathtracing zu zeigen. Wir haben uns das Duo auf aktuellen RTX-Laptops angeschaut …
ASUS ROG ZEPHYRUS M16 – NVIDIA GeForce RTX 4090
Wer Pathtracing mit höchsten Einstellungen in WQHD und dann noch mobil und flüssig genießen möchte, muss zu großen Kalibern greifen. Genau ein solch großes Kaliber kann beispielsweise das ASUS ROG ZEPHYRUS M16 sein.
Ausgestattet mit einer Nvidia GeForce RTX 4090 (mobil) und einem Intel i9 13900H, bleiben wenig Wünsche offen. Die 64 GB DDR5-Speicher, genug SSD-Speicher und ein helles HDR-Display mit Mini-LED-Technologie machen den ZEPHYRUS M16 zu einem echten Flaggschiffprodukt. Der Namenszusatz ZEPHYRUS steht übrigens für die schlanke Produktlinie von ASUS, und aufgrund des nur 16“ großen Displays kann man durchaus von einem mobilen Laptop sprechen und nicht einem Desktop-Ersatz.
Auch ansonsten stimmen die Features, und alle modernen Anschlüsse (bis auf einen LAN-Anschluss) werden geboten. Bei CYBERPUNK und ALAN WAKE 2 haben wir erwartungsgemäß natürlich das beste Erlebnis rauskitzeln können.
Da Letzteres keinen gesonderten Benchmark-Test implementiert hat und eine einzelne Szene nur wenig über das Gesamterlebnis aussagt, beziehen wir uns auf ebendieses: unser Spielerlebnis mit dem ZEPHYRUS M16!
In einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixeln und dem High-Preset inklusive High Raytracing und aktiviertem DLSS plus Frame Generation haben wir ein komplett flüssiges Spielerlebnis und bewegen uns meist um die 80 bis 100 FPS. Ohne DLSS sollte man besser auf eine Full-HD-Auflösung reduzieren, um ein ähnliches Ergebnis mit nativem Raytracing zu erzielen.
CYBERPUNK 2077 ist ohne Raytracing mit relativ wenig zufrieden. Erst bei Aktivierung der schicken Strahlen geht der Hardwarehunger, aber eben auch die visuelle Offenbarung los! Abseits all der Kritik kann man festhalten, dass CYBERPUNK 2077 eines der schönsten Spiele auf dem Markt ist. Und mit Pathtracing ist es sogar noch ein Stück schöner geworden. Jedes Objekt reagiert realistisch auf Strahlen und verleitet den genauen Beobachter zu allerhand Spielereien mit dem Licht. Ray-Reconstruction sorgt dabei für ein knackigeres, genaueres und am Ende immersiveres Bild und gleicht gekonnt kleine Schwächen von DLSS aus. Die RTX 4090 liefert ab und hält die Leistung sicher über der 60-FPS-Marke (meist wesentlich höher), und das bei höchsten Einstellungen in WQHD bzw. WQXGA.
ASUS ROG STRIX SCAR 18 – NVIDIA GeForce RTX 4080
Immer noch High-End, aber eben eine Stufe unter der maximalen Perfomance bewegen sich Laptops mit einer GeForce RTX 4080. Wo bei der 4090 auch gerne mal auf Ultra HD gespielt werden kann, liegt der Sweetspot der 4080 unserer Meinung nach bei einer WQHD-Auflösung. Das ROG STRIC SCAR 18 kommt auf den ersten Blick schon mal größer daher. Ein 18 Zoll großes Display und das Gewicht von 4,2 Kilo sprechen eher für einen Desktop-Ersatz, der zur Not auch mal mobil genutzt werden kann. Die inneren Werte unterscheiden sich grundsätzlich nicht allzu sehr von dem ZEPHYRUS M16, und so wird mit dem i9 13989HX ebenfalls ein starker (sogar leicht stärkerer) Prozessor verbaut. Erwähnenswert ist auch, dass die ASUS-ROG-Laptops meist Flüssigmetall anstatt normaler Wärmeleitpaste verwenden. Dadurch verbessert sich die Kühlung noch mal ein ganzes Stück, und auch die Lüfter laufen leiser. Das ist aber nicht zu verwechseln mit leise. Die Ergebnisse bei unseren beiden Testspielen sind ähnlich gut wie beim ZEPHYRUS M16, wobei der Schritt zur größeren RTX 4090 noch mal für ein flüssigeres Gameplay sorgt.
So landet ALAN WAKE 2 gerade bei Raytracing ohne DLSS auf Full HD gelegentlich sogar in Bereichen um die 40 FPS. Mit DLSS bzw. Frame Generation kommt wieder der erhoffte Leistungssprung, und WQHD plus High-Raytracing sind problemlos möglich. Insgesamt ist Cyberpunk wesentlich genügsamer. Bei beiden Games überwiegt aber der Leistungsgewinn gegenüber den kleinen optischen Ungenauigkeiten dank DLSS und ist unbedingt zu empfehlen!
ACER PREDATOR HELIOS 18 – NVIDIA GeForce RTX 4060
Ein Laptop mit einer RTX 4080 oder gar einer RTX 4090 knackt gut und gerne mal die 3.000-Euro- respektive 4.000-Euro-Marke. Die Vorteile, die DLSS 3, also Frame Generation, mit sich bringt, sind aber mit jeder 40er-Grafikkarte möglich. Ray-Reconstruction benötigt sogar nur irgendeine RTX-Grafikkarte. Das PREDATOR HELIOS 18 mit einer RTX 4060 beispielsweise ist schon für gute 2.000 Euro erhältlich und hat ebenfalls eine beachtliche Ausstattung. Mit einem 18“ großen Display handelt es sich ebenfalls eher um einen Desktop-Ersatz. Hinzu kommen 16 GB DDR5-RAM, 1 TB SSD-Speicher sowie ein etwas kleinerer i7-13700HX-Prozessor. Die RTX 4060 läuft dabei mit maximal möglicher TGP von 140 W, was sie stellenweise auch an die nächstgrößere Variante heranreichen lässt
Wir haben das gute Stück vor allem auf Full HD laufen lassen, wobei das Display theoretisch auch höher auflösend kann. Bei aktiviertem Pathtracing inklusive DLSS mit Frame Generation und Ray Reconstruction konnten wir auch ALAN WAKE 2 flüssig spielen. Ohne die Upscaling-Technologie hingegen glich es eher einer Diashow. Auch CYBERPUNK 2077 mit Raytracing bzw. Pathtracing rutschte ohne DLSS unter die 40-FPS-Marke, weshalb das Credo wieder einmal lautet:
„DLSS bringt den Unterschied!“
(Felix Hess)