DER LEUCHTTURM

Als Thomas Wake und Ephraim Winslow – zwei knorrige Typen – ihren Leuchtturm-Dienst auf einer gottverlassenen Insel antreten, ahnen sie noch nicht, dass sie diese nicht mehr loslassen wird. Während ein zorniger Sturm tobt und von den Möwen eine Bedrohlichkeit ausgeht, die zuletzt bei Hitchcocks DIE VÖGEL so spürbar unheimlich war, entwickeln die beiden unterschiedlichen Männer eine Art Hassliebe füreinander, die sie zusammen im Alkohol ersaufen. Nach und nach verschwimmt dadurch die Wirklichkeit in ihrem Wahnsinn und in ihren Halluzinationen. Schon mit seinem albtraumhaften Debüt THE WITCH schuf Robert Eggers eine faszinierend-kühle Abwärtsspirale, die in einem historischen Setting auf eine langsam immer ungemütlicher werdende Atmosphäre baut und den Horror aus dem Wahn und der Paranoia ihrer Protagonisten zieht.

In THE LIGHTHOUSE intensiviert er die psychologischen Auswirkungen von Isolation in einer abgelegenen, rauen Umgebung jedoch auf eine Art und Weise, die kein Entrinnen zulässt. Im quadratischen 1:1-Format und in Schwarz-Weiß gedreht, bereitet einem der Film, der sich konventionellen Erzählmethoden bewusst entzieht, schon allein aufgrund dieser visuellen Beengung und der Dunkelheit seelische Schmerzen. Die Beklemmung wird untermalt von einer Flut von unangenehmen Geräuschen wie Schlägen, Quietschen, Stöhnen, dem nervigen Schrei der Möwen und dem ohrenbetäubenden Dröhnen des Nebelhorns. Ein mystisches, fiebriges Juwel mit zwei grandiosen Schauspielern – ein surreales Kinoerlebnis, das sich im Kopf festbeißt. In der aktuellen Ausgabe der DEADLINE #78 findet ihr Interviews mit Willem Dafoe und Robert Eggers, die wir auf dem Filmfest London trafen. (Sarah Stutte)

Albtraum: einsame Insel