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DER ZEUGE

Regie: Bernd Michael Lade / Deutschland 2023 / 94 Min.

Besetzung: Bernd Michael Lade, Maria Simon, Lina Wendel, Torsten Spohn

Produktion: Maria Simon

Freigabe: FSK 12

Verleih: Neue Visionen

Start: 02.03.2023

Carl Schrade (Bernd Michael Lade) ist ein vom Leben gezeichneter Mann und hat es wie durch ein Wunder geschafft, die KZs Buchenwald, Lichtenburg, Esterwegen und Flossenbürg zu überleben. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs soll er nun als Kronzeuge vor Gericht aussagen, um dazu beizutragen, eine Vielzahl von Kriegsverbrechern hinter Gitter zu bringen. Unter den Angeklagten befinden sich SS-Männer, NSDAP-Funktionäre und Ilse Koch (Lise Wendel), die Frau des berühmten KZ-Kommandanten Karl Koch. Diese sind trotz einer unaussprechlichen Anzahl an kaum zu leugnenden abscheulichen Verbrechen um praktisch keine Ausrede verlegen. So wird Schrades Aussage denn auch umso wichtiger, um die Straftäter auch wirklich verurteilen zu können. Doch wie kann es sein, dass der ehemalige KZ-Häftling so lange überleben konnte und so viel über die Vorgänge in der Lagerverwaltung weiß?

 

DER ZEUGE ist ein Spielfilm über die Zeugenaussage von Carl Schrade, der als Häftling in den oben genannten KZs die Grausamkeiten der Nazis am eigenen Leib erlebte. Doch das Drama von Bernd Michael Lade, der hier als Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion fungiert, ist alles andere als ein gewöhnlicher Gerichtsfilm. Auch alles andere als ein „gewöhnlicher Film über Nazi-Verbrechen“. Denn DER ZEUGE ist ein extrem minimalistisch gehaltenes Werk, beinahe ein modernes Theaterstück. Die rund 94 Minuten spielen sich bis auf sehr wenige Ausnahmen ausschließlich in ein und demselben Raum ab. Zudem zeigen die Figuren praktisch keine körperliche Bewegung. Der Fokus liegt allein auf ihrer Stimme und ihrem Mienenspiel, sodass man als Zuschauer gar keine andere Möglichkeit hat, als sich vollkommen auf die Schilderungen der Protagonisten zu konzentrieren, die in ihrem Purismus gerade deshalb so eindringlich wirken, da ansonsten jedweder Firlefanz weggelassen wurde, der vom eigentlichen Thema ablenken könnte. Der Inhalt der Aussagen steht für sich allein und ist prägend genug, sodass vom inhaltlichen Aufbau her für den Zuschauer durchaus zu verschmerzen ist, dass in DER ZEUGE ein klassischer Spannungsbogen völlig fehlt und nur am Ende eine Änderung im inhaltlichen Aufbau festzustellen ist. Dass der Gerichtsfilm funktioniert, liegt aber (natürlich) nicht nur am bedrückenden Thema selbst, sondern auch an zwei seiner Darstellenden: Allen voran der ehemalige TATORT-Kommissar Bernd Michael Lade weiß als Carl Schrade seine Stimme pointiert einzusetzen und den Zuschauer mit feinen Nuancen im Spiel für sich zu gewinnen. Aber auch Maria Simon, die in DER ZEUGE eine Übersetzerin spielt, sticht heraus, da sie mit ihrer scheinbar unbeteiligt klingenden und doch sehr bestimmt wirkenden Stimme die Grausamkeit der Geschehnisse noch mal auf eine neue emotionale Ebene hebt. Insofern ist DER ZEUGE ein äußerst überzeugendes Werk, dem an den Kinokassen zumindest ein Achtungserfolg zu wünschen ist. (Heiko Thiele)

 

Maximal minimalistisch und maximal sehenswert

Ein Interview mit mit Regisseur und Hauptdarsteller Bernd Michael Lade findet ihr hier:

 

 

INTERVIEW MIT REGISSEUR UND HAUPTDARSTELLER BERND MICHAEL LADE

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DER ZEUGE

Regie: Bernd Michael Lade / Deutschland 2023 / 94 Min.

Besetzung: Bernd Michael Lade, Maria Simon, Lina Wendel, Torsten Spohn

Produktion: Maria Simon

Freigabe: FSK 12

Verleih: Neue Visionen

Start: 02.03.2023