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DIE WANDERNDE ERDE II

Regie: Frant Gwo / China 2023 / 173 Min.

Besetzung: Wu Jing, Andy Lau, Li Xuejian, Sha Yi, Ning Li, Wang Zhi

Produktion: Liu Cixin, Gong Ge’er

Freigabe: FSK 12

Im Verleih von PLAION PICTURES / Im Vertrieb von Studiocanal

Start: 21.12.2023

Denkt man an China, so kommen einem viele Dinge in den Sinn, jedoch kaum bis gar nicht das Science-Fiction-Genre. Doch es gibt es, zumindest und vor allem in literarischer Form. Diesbezüglich muss man vor allem die „drei Großmeister“ erwähnen, die mit ihren Werken die Speerspitze der chinesischen Science-Fiction-Literatur bilden. Während die Arbeiten von Wang Jinkang im Westen weitgehend unbekannt sind und jene von Han Song nur belesenen Genreliebhabern etwas sagen werden, erfreut sich der dritte im Bunde, der umtriebige Liu Cixin, auch in unseren Breitengraden im Mainstream einer gewissen Bekanntheit. Dies dank des Streamingdienstes Netflix, welcher den 2019 entstandenen The Wandering Earth exklusiv in sein Programm aufgenommen hat. Dabei handelt es sich um die Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte, welche auch als prominenter Titelgeber der 2019 in Deutschland veröffentlichten Kurzgeschichtensammlung dient und auch als Comic hierzulande veröffentlicht wurde. Unter der Regie des rotchinesischen Regisseurs Frant Gwo wurde aus der Kurzgeschichte ein aufwendiges Science-Fiction-Spektakel gemacht, in welchem die Geschichte eines drohenden Weltuntergangs erzählt wird.

Die Menschheit sieht sich dabei mit der Tatsache konfrontiert, dass die lebensspendende Sonne alsbald erlöschen und somit auch die Erde ins Verderben reißen wird. Um der drohenden globalen Katastrophe vorzubeugen, beschließt man, die Erde durch zehntausend Erdtriebwerke aus dem Sonnensystem zu bewegen und somit in Sicherheit zu bringen. Für den Zuschauer bedeutet dies, CGI-geschwängertes Science-Fiction-Kino vorgesetzt zu bekommen, welches in seiner Effektwucht zwar stets beeindruckend, jedoch nicht immer ganz sattelfest daherkommt. Passend dazu fällt das Narrativ eher schwachbrüstig aus, wobei sich der Film auch als ein Starvehikel für den chinesischen Topstar Wu Jing versteht, der vor Kurzem in THE MEG 2 gar Jason Statham die Show gestohlen hat. An den chinesischen Kinokassen schlug DIE WANDERNDE ERDE II bei seiner Veröffentlichung wie eine Bombe ein und brach dabei so manch einen Kassenrekord. Angesichts dessen überrascht es nicht, dass bereits kurz nach der Veröffentlichung des Films auch schon von einer potenziellen Fortsetzung die Rede war.

Vier Jahre und eine weltweite Pandemie sollten nach dieser Ankündigung ins Land ziehen, bis DIE WANDERNDE ERDE II endlich fertiggestellt und veröffentlicht werden konnte. In den chinesischen Kinos blieb der Film dabei keineswegs hinter seinem Vorgänger zurück, sondern mauserte sich ebenfalls zu einem rekordbrechenden Blockbuster-Hit. Von dessen Qualitäten kann man sich in diesen Tagen auch in hiesigen Kinos überzeugen, da The Wandering Earth 2 glücklicherweise nicht bei Netflix, sondern da gelandet ist, wo er hingehört, nämlich auf der großen Leinwand. Schließlich ist die ebenfalls unter der Regie von Frant Gwo entstandene Fortsetzung vor allem eines: ein augenöffnendes Effektspektakel, welches in seiner Klasse so manch eine Hollywoodproduktion hinter sich zurücklässt. Die über eine Lauflänge von 173 Minuten erzählte Geschichte versteht sich dabei als ein Prequel zum Vorgänger, indem die Geschehnisse dokumentiert werden, welche sich im Vor- und Umfeld des Baues der Erdtriebwerke ereignet haben. Dies führt auch zu einem Wiedersehen mit Wu Jing, der wie im Vorgänger die Rolle des Liu Peiqiang spielt und somit wieder die Hauptrolle innehat. Anders als in The Wandering Earth wird seine Rolle diesmal jedoch mit einer entsprechenden Backstory und emotionalen Momenten unterfüttert – vieles, was im Vorgänger nur angedeutet wurde, wird hier nun auch ausformuliert.

Mit Andy Lau findet sich im Cast von DIE WANDERNDE ERDE II ein weiterer Topstar, der jedoch erst nach rund 40 Minuten seinen ersten Auftritt hat und auch danach nur punktuell eingesetzt wird. Der von ihm gespielte Tu Hengyu bleibt dabei über lange Zeit eher undurchsichtig, bevor seine Figur im letzten Drittel des Films klar positioniert wird. Der mit seiner Figur einhergehende Sub-Plot greift dabei die Frage nach einer digitalen Existenz auf und inwiefern man dadurch die Menschlichkeit bewahren kann, wodurch The Wandering Earth 2 einen zusätzlichen interessanten Aspekt erhält. Ebenjener gliedert sich fließend in den Hauptfokus der Story ein, welche lobenswerterweise kaum auf offensichtlichen rotchinesischen Hurrapatriotismus setzt. Stattdessen wird der Fokus auf die globalen Ausmaße der drohenden Katastrophe gelegt, welcher man mit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu begegnen versucht. Krachende Event-Momente von teils schierer Urgewalt wechseln sich dabei mit langen Handlungs- und Dialogpassagen ab, ohne dass dadurch der Spannungsbogen zu leiden hat.

Tatsächlich ist DIE WANDERNDE ERDE II somit eine jener Fortsetzungen, die den Vorgänger in allen Belangen in den Schatten stellen. Die Handlung ist besser und somit spannender erzählt, während die Effekte allesamt State of Art sind und somit einen wahren Augenschmaus darstellen. Am Ende des Films wird dabei auch noch ein Türchen für The Wandering Earth 3 geöffnet, welcher bis 2027 fertiggestellt werden soll. Bis dahin darf und soll man sich mit The Wandering Earth 2 die Zeit vertreiben, einem der besten Science-Fiction- und Blockbuster-Filme des Jahres 2023. (Nando Rohner)

 

So und nicht anders geht Blockbuster-Kino

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DIE WANDERNDE ERDE II

Regie: Frant Gwo / China 2023 / 173 Min.

Besetzung: Wu Jing, Andy Lau, Li Xuejian, Sha Yi, Ning Li, Wang Zhi

Produktion: Liu Cixin, Gong Ge’er

Freigabe: FSK 12

Im Verleih von PLAION PICTURES / Im Vertrieb von Studiocanal

Start: 21.12.2023