Hier erhältlich als E-Paper
Warenkorb

Regie: Gary Shore / USA 2014 / 90 Min.
Darsteller: Luke Evans, Dominic Cooper, Sarah Gadon, Charlie Cox, Samantha Barks, Charles Dance, Zach McGowan, Paul Kaye, Art Parkinson, Noah Huntley
Produktion: Michael De Luca
Freigabe: FSK 12
Verleih: Universal Pictures
Start: 02.10.2014

 

 

Anfang des Jahres erlebte eine jahrzehntealte Horrorikone mittels Actionblockbuster wieder einmal ein Comeback. Nach Stuart Beatties uninspiriertem und den Ursprungsgedanken hinter der Figur in Gänze ignorierendem 3D-Reißer I, FRANKENSTEIN widmet sich Langfilmdebütant Gary Shore in DRACULA UNTOLD nun der weltbekannten transsilvanischen Blutsaugerlegende und macht dabei genau so viel richtig, dass sich die Liebhaber des Originals nicht vor den Kopf gestoßen fühlen werden und Neulinge auf dem Gebiet derartiger schauerromantischer Erzählungen einen idealen Einstieg erhalten. Immerhin erzählt sein Fantasystreifen die bislang vermeintlich im Dunkeln gebliebene Hintergrundgeschichte des Fürsten der Dunkelheit. Da Shore zusätzlich auch noch ein wahrlich modernes Stück Actionkino gelingt, ist DRACULA UNTOLD eigentlich auf allen Ebenen gelungen, wäre da nicht die Tatsache, dass dem rundum sehr ordentlichen Gesamteindruck ausgerechnet das Skript selbst im Wege steht. Die Verfasser des Drehbuchs, mit Matt Sazama und Burk Sharpless ebenfalls Neulinge auf dem Gebiet, geben sich zwar sichtlich Mühe, ihrer einst von Bram Stoker erfundenen Figur neue Facetten abzugewinnen, ohne gängige Vampirgrundsätze außen vor zu lassen, gleichzeitig führt dieser Versuch an mehreren Stellen zu übergroßen Logiklöchern, welche die sich selbst auferlegten Regeln immer wieder mit Füßen treten. Das kann man angesichts eines beeindruckenden Szenenbildes und einer visuell berauschenden Optik zwar vernachlässigen, dennoch trübt es den Gesamteindruck erheblich.

02

Der im späten 19. Jahrhundert von Bram Stoker verfasste Roman DRACULA gehört seit jeher zu den meistadaptierten Büchern der Filmgeschichte. Schon Friedrich Wilhelm Murnaus Kultfilm NOSFERATU – EINE SINFONIE DES GRAUENS stellte eine nicht autorisierte Variation des Dracula-Mythos dar, die Ende der Siebzigerjahre von Werner Herzog gar einem Remake unterzogen wurde. Zu den bekanntesten und beliebtesten Dracula-Verfilmungen gehören derweil vor allem Francis Ford Coppolas sich sehr penibel an der Buchvorlage orientierender Horrorfilm BRAM STOKER’S DRACULA von 1992 sowie Mel Brooks‘ Persiflage desselben Streifens DRACULA – TOT, ABER GLÜCKLICH. Doch gerade abseits des Mainstreamkinos und im US-Fernsehen wurde immer wieder auf das Entertaining-Potenzial der Vampirlegende zurückgegriffen. Auch ein Blick auf das brandaktuelle Fernsehprogramm bestätigt diesen Trend. Ende 2013 startete NBC die Serie DRACULA mit Jonathan Rhys Meyers in der Hauptrolle, die im Oktober auch hierzulande, dann auf dem Privatsender VOX, zu sehen sein wird. Ob mystisch-romantische Schauergestalt oder gefährliches Monster: Eines war der Obervampir bislang noch nicht: ein Actionheld. Zu dem macht ihn jetzt Gary Shore in DRACULA UNTOLD und behandelt darin vor allem, wie es der Filmtitel schon besagt, die bislang unausgesprochene Entwicklungsgeschichte der sagenumwobenen Figur.

03

In die Hauptrolle des frustrierten Grafen schlüpft mit Luke Evans ein sich visuell hervorragend in die triste und doch so elegante Kulisse fügender Darsteller, der schon so unterschiedliche Produktionen wie FAST & FURIOUS 6 und DER HOBBIT: SMAUGS EINÖDE mit seiner Anwesenheit beglückte. Muskelbepackt, mit schwarzer, halblanger Mähne und Dreitagebart gibt Evans einen glaubhaften Dracula, der ebenso attraktiv wie Respekt einflößend daherkommt und nur manchmal ein bisschen zu sexy in die Kamera schaut. Die Figur des Vampiroberhaupts steht ihm vor allem deshalb gut zu Gesicht, da der in Südwales geborene Mime nicht den US-typischen Durchschnittslook besitzt, sondern kühn und wild daherkommt; ganz so, wie es die Transsilvanien widerspiegelnde Kulisse tut. Luke Evans ist es auch, der DRACULA UNTOLD nahezu in Gänze allein bestreiten muss. So trägt der Film nicht bloß seinen Namen, auch der Plot blickt bei der Betrachtung von Dracula und seinem Werdegang vom herkömmlichen Grafen und Familienvater zum vermeintlichen Monster nicht nach links und rechts. Das ist angenehm, da sich der Film somit als recht dynamisch erweist und sich nie zu lang an unnötigen Nebenhandlungssträngen aufhält. Gleichzeitig geraten Szenerien, in denen Evans einmal nicht anzutreffen ist, umso langatmiger. Unter den Nebendarstellern kann nämlich keiner einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

dd