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F1 – DER FILM

(OT: F1: THE MOVIE)

Regie: Joseph Kosinski / USA 2025 / 155 Min.

Besetzung: Brad Pitt, Damson Idris, Kerry Condon, Javier Bardem, Shea Whigham

Produktion: Jerry Bruckheimer, Joseph Kosinski, Brad Pitt, Dede Gardner, Lewis Hamilton, Jeremy Kleiner, Chad Oman

Freigabe: FSK 12

Verleih: Warner Bros. / Apple+

Start: 26.06.25

Beginnen wir mit der Preisfrage … oder vielleicht vielmehr der Grand-Prix-Frage: Wer braucht im Jahre 2025 wirklich noch einen klassischen Sportlerfilm – zumal einen, in dem die „Sportler“ einfach nur Typen sind, die hochgerüstete Boliden im Kreis herumfahren? Wer diese Frage vermessen findet, kann weiterlesen. Alle anderen bekommen in dem von Apple produzierten, angeblich knapp 300 Millionen US-Dollar schweren Blockbuster in spe vermutlich wenig geboten, was sie glücklich machen wird. Handelt es sich bei F1 doch um einen geradezu archetypischen, wenn nicht gar altmodischen Vertreter seiner Art. Der thematisch natürlich grundsätzlich durchaus fragwürdig ist.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der frühere Formel-1-Pilot Sonny Hayes, der in Zeiten von Ayrton Senna und Michael Schuhmacher als große Nachwuchshoffnung galt, seine Karriere in der Top-Rennserie jedoch nach einem schweren Unfall vor über 30 Jahren an den Nagel hängen musste. Seitdem hat er sich unter anderem als Profi-Pokerspieler verdingt, als Taxifahrer, als NASCAR-Fahrer … Allzu viele Details über seine Vergangenheit erfahren wir nicht, und das ist wohl ganz gut so, denn mit einer Laufzeit von 155 Minuten kratzt der Film auch so bereits hart an der Geduldsgrenze. Mit Ende 50 wird er, zunächst widerwillig, aus dem Rennfahrerruhestand geholt: Sein Freund und Ex-Kollege Ruben Cervantes (Javier Bardem), dem mittlerweile das erfolglose F1-Team APX GP gehört, möchte mit ihm endlich die ersten Tournament-Punkte einfahren. Und hofft gleichzeitig darauf, dass er als Mentor für den hoffnungsvollen Rookie Joshua Pearce (Damson Idris, SNOWFALL) fungieren kann, dem noch einiges zur Weltspitze fehlt.

Hayes und Pearce treten zunächst beide als arrogante Schnösel auf, sondern eine horrende Menge an Alpha-Attitüde ab und können sich deshalb, wen wundert‘s, von Anfang an nicht leiden. Zudem ist Hayes außer Form, und die Fahrzeuge des Rennstalls haben mit technischen Problemen zu kämpfen. Werden die beiden vordergründig so unterschiedlichen, einander im Kern aber vielleicht doch ganz ähnlichen Fahrer diese Probleme bewältigen? Werden sie verstehen lernen, dass die Formel 1 ein Teamsport ist und sie nur gemeinsam zum Ziel kommen können? Werden sie das taumelnde Team zum Erfolg führen und Ruben so vor dem Untergang retten?

Die Antworten hierauf sind leider offenkundig. Der Film geht, anders als seine Protagonisten, fast keinerlei Risiken ein und bleibt daher von der Start- bis zur Ziellinie einigermaßen enttäuschend vorhersehbar. Selbstverständlich gehört dazu auch ein geradezu manisches Abfeiern eines automobilen Fetisches, der heutzutage mindestens so aus der Zeit gefallen scheint wie die Figur des Sonny Hayes.

Immerhin kann man den Machern um Star-Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur/Produzent Joseph Kosinski, die gemeinsam mit Drehbuchautor Ehren Kruger, Kameramann Claudio Miranda und Komponist Hans Zimmer zuvor bereits TOP GUN: MAVERICK auf die Leinwand gebracht haben, das Bemühen um eine behutsame Modernisierung der altvertrauten Motivik nicht absprechen. So umfasst das Ensemble etwa eine starke Frauenfigur in Gestalt der technischen Direktorin von APX GP Kate McKenna (Kerry Condon, THE BANSHEES OF INISHERIN), die sehr genau weiß, was sie tut. Testosteron-Überdosen werden außerdem mehrfach auf bemerkenswerte Weise von Joshuas Mutter Bernadette (Sarah Niles, TED LASSO) im Zaum gehalten. Apropos TED LASSO: Ein Einfluss der vielfach ausgezeichneten Apple-Serie auf die Figurenzeichnungen und einige Handlungskonstellationen ist kaum von der Hand zu weisen. Ganz so konsequent macho und eindimensional, wie es die Trailer erwarten lassen, fällt das Geschehen glücklicherweise eben doch nicht aus.

Das liegt auch an der Hauptfigur Sonny Hayes selbst, gespielt vom bekennenden Rennsportfan Brad Pitt, der für seinen Auftritt gerüchteweise 30 Millionen US-Dollar erhalten hat – und damit das höchste Gehalt seiner bisherigen Laufbahn: Der hat bereits genug Leben, Erfolg und Misserfolg hinter sich, um nicht mit purer Aggression und komplettem Tunnelblick durch die gesamte Handlung zu rasen. Auch wenn er sich zunächst als lupenreiner Gockel geriert: Er lernt den Wert von Teamplay kennen und schätzen. Er kann sich irgendwann zurücknehmen. Zwar wirkt dieser charakterliche Wandel nicht unbedingt vollständig glaubwürdig – doch Brad Pitt spielt souverän genug, hat eine so große und inzwischen fast naturgegeben wirkende Lässigkeit an sich, dass sich das Publikum daran kaum stören kann.

Wirklich entscheidend ist aber natürlich ohnehin etwas ganz anderes: die Inszenierung der Rennsport-Action. Und in diesem Punkt agiert F1 fast fehlerfrei. Selbst wenn man kein Fan des hochmotorisierten Kreisverkehr-Spektakels ist, einer gewissen Faszination kann man sich kaum entziehen. Vielfach aus Cockpit-Sicht gefilmt, in anderen Szenen in direkter Draufsicht auf die Fahrer oder mit einer nur knapp über dem Asphalt mitrasenden Kamera, von einer ohrenbetäubenden Soundkulisse untermalt und standesgemäß rasant geschnitten, ist die Präsentation des Fahrerlebnisses hier absolut State of the Art und uneingeschränkt adrenalintreibend geraten. Besser sah die Formel 1 nie aus. (Größer im Bild waren ihre zahlreichen Sponsoren-Logos allerdings auch selten zu sehen.) Insgesamt realistischer hat sich ihre filmische Abbildung bislang ebenfalls kaum einmal angefühlt, was nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit der FIA und dem Auftreten echter Teams und Rennfahrer geschuldet ist. Mit einem prominenten Cameo und als Produzent dabei: Lewis Hamilton.

Regisseur Joseph Kosinski am Set

Für Formel-1-Fans ist der Film daher nahezu Pflicht. Für alle, die Lust auf spektakulär auf die Straße gebrachte Sommer-Blockbuster haben, ebenfalls. Dass bei diesem Sujet diverse Klischees wie eine Party-Nacht in Las Vegas ihren Weg auf die Leinwand finden, ist da mehr oder weniger leicht zu vernachlässigen. Auch wenn sie schmerzhaft überflüssige Minuten zur Laufzeit hinzuaddieren.

 

Nein, die einzige Frage, die du dir stellen solltest, wenn du wissen möchtest, ob du dir F1 nun tatsächlich ansehen solltest, ist folgende: Wie viele Champagnerduschen von motorisierten Multimillionären kannst du in deinem Kinoleben ertragen? (Dominic Saxl)

 

Vroom! Schön spektakulär inszeniertes, aber im Kern auch reichlich altmodisches Rennfahrer-Drama. Der perfekte, wenngleich etwas zu lang geratene Werbespot für die Formel 1.

F1 – DER FILM

(OT: F1: THE MOVIE)

Regie: Joseph Kosinski / USA 2025 / 155 Min.

Besetzung: Brad Pitt, Damson Idris, Kerry Condon, Javier Bardem, Shea Whigham

Produktion: Jerry Bruckheimer, Joseph Kosinski, Brad Pitt, Dede Gardner, Lewis Hamilton, Jeremy Kleiner, Chad Oman

Freigabe: FSK 12

Verleih: Warner Bros. / Apple+

Start: 26.06.25