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GEISTER – EXODUS

OT: RIGET: EXODUS

Regie: Lars von Trier / DK 2022 / 306 Min.
Besetzung: Bodil Jørgensen, Mikael Persbrandt, Lars Mikkelsen, Nicolas Bro, Alexander Skarsgård, Willem Dafoe, Udo Kier 
Produktion: Louise Vesth
Freigabe: tba
Verleih: Plaion Pictures
Start: 26.10.2023

Man darf wieder bereit sein für das Gute und das Böse: 25 Jahre nach der zweiten Staffel hat sich Lars von Trier noch einmal in die Gewölbe des auf den alten Bleicheteichen Kopenhagens errichteten Reichshospitals begeben. Es soll die letzte, abschließende Staffel sein und wurde, wie schon die Originalserie im Jahr 1994, zunächst als Langfilmfassung auf den Filmfestspielen von Venedig (2022) gezeigt. In diesem Format wird die Miniserie nun auch in Deutschland im Rahmen von Sondervorführungen bundesweit in Kinos während der Halloweensaison veröffentlicht werden.

Von Trier knüpft mit EXODUS dort an, wo er 1997 mit der zweiten Staffel aufgehört hat, wenn auch unter anderen Vorzeichen: Die greise Schlafwandlerin Karen Bodil Jørgensen schaut sich die alten GEISTER-Staffeln aus den Neunzigern auf DVD an, doch das Ende stellt sie nicht zufrieden. Die Grenze zwischen Serienfiktion und Realität verschwimmt, als sie im Traum von einer Stimme ins Reichshospital gelockt wird. Dort versucht man ihr zunächst zu versichern, dass es die Figuren aus der Serie nicht im wirklichen Reichskrankenhaus gibt, doch schnell werden die Kontinuitäten zwischen dem Neunzigerjahre-Ensemble und der Neubesetzung deutlich.

Während sich Karen immer mehr Rätsel rund um das Krankenhaus offenbaren, setzen sich auch andere neue Figuren mit der Vergangenheit auseinander. Der schwedische Chirurg Helmer Jr. (Mikael Persbrandt) tritt seinen Dienst in Kopenhagen an. Mit großen symbolpolitischen Gesten will er zunächst das hinterwäldlerische dänische Krankenhaus auf zeitgemäßen, politisch korrekten Kurs bringen, doch seine eigentliche Mission ist es, herauszufinden, wie sein Vater während seines Dienstes im Reichskrankenhaus ums Leben kam. Auch Helmer Jr. kann sich seine Verachtung für alles Dänische nicht verkneifen, sodass einer der klassischen Running Gags der Originalserie sichergestellt ist. Glücklicherweise trifft Helmer auf eine Gruppe anonymer Schwed*innen, die ihm seine Zeit in Dänemark zunächst leichter zu machen scheinen. Doch auch der schwedische Anwalt (Alexander Skarsgård spielt hier den Sohn des in der zweiten Staffel von seinem Vater Stellan gespielten Anwalts), der seine Geschäfte von einer Klokabine aus führt, scheint nicht ganz auf Helmers Seite zu sein, als dieser sich mehr und mehr in juristische Schwierigkeiten begibt.

Und auch im 21. Jahrhundert sind im Reichskrankenhaus wieder okkulte Mächte am Werk. Auf einem internationalen Schmerzkongress, dem Aushängeschild des Hauses, ist neben medizinischen Koryphäen auch der Dämon Grand Duc (Willem Dafoe) zugegen, der apokalyptische Ambitionen hegt. Doch möglicherweise kann ein alter Bekannter, der mittlerweile in der Geisterwelt unterhalb des Krankenhauses die Geschicke beeinflusst, zur Hilfe kommen …

Sepiagetränkte Bilder, die von einer teils beunruhigend agierenden Handkamera eingefangen werden und eine klaustrophobische Atmosphäre des Verfalls erzeugen; absurde Sozialkomik, die nicht selten ins Grausam-Morbide umschlägt und mit kosmischem Horror vermischt wird: EXODUS bleibt der Ästhetik der alten Staffeln treu und ruft einem noch einmal in Erinnerung, was für eine bemerkenswerte Ausnahmeserie GEISTER damals war und wie frisch ihr Stil auch heute noch wirkt. GEISTER muss sich auch nach Jahrzehnten der ästhetischen und erzählerischen Ausdifferenzierung in der Welt der Fernsehserien nicht verstecken. Wie schon in den Neunzigern drängt sich auch bei EXODUS der Vergleich mit David Lynchs Serie TWIN PEAKS auf, deren verspätete dritte Staffel 2017 ebenfalls unter dem Deckmantel des Seriellen einen experimentellen Langspielfilm versteckte. GEISTER: EXODUS reiht sich somit neben TWIN PEAKS: THE RETURN, aber auch den experimentellen und surrealen Serienfilmen von Lars von Triers Landsmann Nicolas Winding Refn, TOO OLD TO DIE YOUNG (2019) und COPENHAGEN COWBOY (2022), ein. Gleichzeitig ist EXODUS unverkennbarer Bestandteil des trierschen Kosmos. Ähnlich wie seine letzten Kinofilme immer selbstreferenzieller wurden – bis hin zu expliziten Szenenzitaten aus seinem Œuvre in THE HOUSE THAT JACK BUILT (2018) –, weist EXODUS eindeutige Kontinuitäten auf. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der Rückkehr von Stammschauspielern wie Udo Kier, aber auch an Gastauftritten von Alexander Skarsgård und Willem Dafoe – Schauspielern also, die die Spätphase von von Triers Schaffen mitgeprägt haben. So bahnt sich die verdrängte Vergangenheit in bester Spukhausmanier nicht nur auf der Handlungsebene, sondern auch auf der Metaebene ihren Weg in die Gegenwart.

(Mark Schmitt)

Seien Sie bereit für das Gute und das Böse!

LARS VON TRIER AM SET

 

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GEISTER – EXODUS

OT: RIGET: EXODUS

Regie: Lars von Trier / DK 2022 / 306 Min.
Besetzung: Bodil Jørgensen, Mikael Persbrandt, Lars Mikkelsen, Nicolas Bro, Alexander Skarsgård, Willem Dafoe, Udo Kier 
Produktion: Louise Vesth
Freigabe: tba
Verleih: Plaion Pictures
Start: 26.10.2023