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GEISTERVILLA

(OT: HAUNTED MANSION)

Regie: Justin Simien / USA 2023 / 122 Min.

Besetzung: Rosario Dawson, LaKeith Stanfield, Jared Leto, Owen Wilson, Danny DeVito, Jamie Lee Curtis, Winona Ryder, Tiffany Haddish

Produktion: Jonathan Eirich, Dan Lin

Freigabe: FSK 12

Verleih: The Walt Disney Company

Start: 27.07.2023

Ein neuer FLUCH DER KARIBIK? Die Walt Disney Company hat bekanntermaßen durchaus Erfahrung damit, Attraktionen ihrer Freizeitparks in erfolgreiche Film-Franchises zu verwandeln – so hat die übernatürliche Piraten-Adventure-Reihe mit Johnny Depp inzwischen weltweit mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar eingespielt. Der „Dark Ride“ THE HAUNTED MANSION, der in unterschiedlichen Varianten Bestandteil eines jeden Disney-Themeparks rund um den Globus ist, wurde im Original bereits 1969 im kalifornischen Disneyland in Anaheim eingeweiht und ist seitdem ein zuverlässiger Publikumsmagnet. Kein Wunder also, dass im Zuge der Verfilmung von PIRATES OF THE CARRIBEAN Ende 2002 auch eine Kino-Umsetzung der dunkel-romantischen Spukhaus-Thematik angegangen wurde, die schließlich im Eddie-Murphy-Vehikel DIE GEISTERVILLA (2003) ihren Weg auf die Leinwand fand.

 

Dieses wurde von Kritikern arg gescholten und spielte an den Kinokassen zwar das Doppelte seines Budgets ein, konnte damit aber doch nicht ganz als der erhoffte Erfolg verbucht werden. Vermutlich nicht zuletzt deshalb folgten ihm auch keine Fortsetzungen, und obwohl ein Reboot unter der Leitung von keinem Geringeren als Guillermo del Toro bereits im Sommer 2010 angekündigt wurde – und 2015 Ryan Gosling als dessen Hauptdarsteller im Gespräch war –, dauerte es bis August 2020, bis Disney die Produktion der nun vorliegenden Neuverfilmung offiziell bekanntgab.

 

Deren Drehbuch wurde von Katie Dippold geschrieben, was zahlreiche Fans in Sorge versetzt hat, ist die Dame doch vor allem für eher brachiale Comedy wie TAFFE MÄDELS oder die weibliche GHOSTBUSTERS-Inkarnation von 2016 bekannt. Eine Sorge, die sich allerdings als unbegründet erweist: Die neue GEISTERVILLA fängt den Spirit der Freizeitpark-Vorlage tatsächlich wesentlich authentischer ein als der 20 Jahre alte erste Versuch.

Lindsay Lamb as The Bride in Disney’s HAUNTED MANSION. Photo courtesy of Disney. © 2023 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

 

Zum Teil liegt das sicherlich daran, dass hier nicht so sehr auf die Charisma-Kraft eines einzigen Darstellers gesetzt wird, der 2003 bereits auf dem radikal absteigenden Ast war. Die damalige GEISTERVILLA ist ein, so hart es klingt, reichlich traniger Familienfilm, der Grusel- und Abenteuer-Aspekte zugunsten der typischen Murphy-Exaltiertheit stark zurückfährt, volle 30 Minuten bis zu seinem ersten schwachen Gänsehautmoment benötigt und als Story eine Liebesgeschichte verfolgt, die wenig Bezug zum Disney-Ride hat – sowie Figuren in den Mittelpunkt rückt, die in jenem nicht einmal auftreten.

 

Die Neuverfilmung hingegen bemüht sich, auch Zuschauer:innen glücklich zu machen, die etwas temporeichere und spannendere Unterhaltung schätzen. Natürlich darf hier dennoch kein Horrorstreifen erwartet werden, der einem Genrepublikum auch nur einen Tropfen Angstschweiß abverlangen würde – aber zumindest ein paar kleine Jump-Scares, schaurige Atmosphäre und vor allem recht beeindruckende Effekte gibt es zu genießen, zudem finden sich diesmal sämtliche wichtigen Elemente der titelgebenden Attraktion in kleinerem oder größerem Umfang im Filmgeschehen wieder. Fans der Vorlage sollten sich also allemal abgeholt fühlen.

 

Für alle anderen wird eine immerhin durchweg unterhaltsame, wenn auch nur selten wirklich aufregende Grusel-Komödie aufgefahren, die nicht zuletzt durch ihre Star-Power an Klasse gewinnt. Neben Rosario Dawson (AHSOKA), LaKeith Stanfield (JUDAS AND THE BLACK MESSIAH) und Jared Leto (BLADE RUNNER 2049) in den nominellen Hauptrollen sowie Owen Wilson und einem nach längerer Abwesenheit von der großen Leinwand endlich einmal wieder auftrumpfenden Danny DeVito in Nebenrollen sind unter anderem auch Auftritte von Jamie Lee Curtis sowie Winona Ryder zu bewundern. Es gibt hier also zwei Oscar-Gewinner:innen und vier Oscar-Nominierte zu erleben – und sie alle können überzeugen, ihre Figuren glaubwürdig zum Leben erwecken. Besonders interessant ist dabei das Aufeinandertreffen der sehr unterschiedlichen Komik-Stile von Wilson und DeVito, das in einer großen Bandbreite von eher dialog- bis eher körperlastigen Humor-Spielarten resultiert.

(L-R): Rosario Dawson as Gabbie, Tiffany Haddish as Harriet, LaKeith Stanfield as Ben, and Owen Wilson as Father Kent in Disney’s live-action HAUNTED MANSION. Photo Jalen Marlowe. © 2023 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

 

Die Handlung dreht sich dabei um die alleinerziehende Mutter Gabbie (Dawson), die nach dem Tod ihres Mannes plant, ein Bed & Breakfast zu eröffnen und sich als Location dafür ausgerechnet ein so heruntergekommenes wie bedrohlich wirkendes Herrenhaus am Rande von New Orleans ausgesucht hat. Nur Minuten, nachdem sie das Gebäude mit ihrem kleinen Sohn betreten hat, ist sie schon wieder auf der Flucht – denn die zahllosen hier hausenden Geisterwesen machen ihre Präsenz unmissverständlich klar. Allerdings zeigt sich schnell, dass ein Entkommen nicht möglich ist: Wer einmal einen Fuß über die Schwelle gesetzt hat, wird von den Erscheinungen nicht mehr allein gelassen, ganz gleich, wohin er oder sie sich auch begibt. Eine Erfahrung, die zwei eilig hinzugezogene Spezialisten, ein Möchtegern-Exorzist (Wilson) und ein „Spektral-Fotograf“ (Stanfield), ebenfalls machen müssen: Die Geister geben erst wieder Ruhe, wenn ihre Opfer ins Haus zurückgekehrt sind. Wobei „Ruhe“ hier äußerst relativ verstanden werden muss.

 

Nachdem sie ihre missliche Lage irgendwann widerwillig akzeptiert haben, finden unsere Protagonist:innen bald heraus, dass hinter dem beängstigenden, mitunter gar lebensbedrohlichen Mummenschanz in der alten Villa ein besonders garstiger Geist steckt: der „Hat-Box Ghost“ (Jared Leto in einem Look, der ein klein wenig an den Cryptkeeper aus GESCHICHTEN AUS DER GRUFT erinnert, ganz offiziell aber von Lon Chaney im Stummfilm LONDON AFTER MIDNIGHT inspiriert ist), der einen großangelegten Rache- und Weltherrschaftsplan verfolgt – und alles andere als einfach zu bezwingen ist.

 

(L-R): Tiffany Haddish as Harriet, Rosario Dawson as Gabbie, LaKeith Stanfield as Ben, and Danny DeVito as Bruce in Disney’s live-action HAUNTED MANSION. Photo by Jalen Marlowe. © 2023 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

 

Regisseur Justin Simien, der in Genrekreisen für BAD HAIR (Fantasy Filmfest Nights 2021) bekannt ist, international aber vor allem durch seine Serie DEAR WHITE PEOPLE für Aufmerksamkeit gesorgt hat, liefert mit HAUNTED MANSION ein millionenschweres Geister-Abenteuer ab, das seine durchaus schwierige Sache insgesamt erstaunlich gut macht. Neben den Erwartungen von Fans und allgemeinem Horror-Comedy-Publikum galt es hier schließlich auch unterschiedlichste Vorgaben des Mutterunternehmens, gerade im Hinblick auf die Story seines traditionsreichen Themepark-Propertys, zu erfüllen. Trotz dieser komplexen Ausgangsbedingungen fühlt sich sein Film nur in seltenen Momenten ein wenig verkopft an. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn er versucht, der Handlung durch dezidierte Drama-Anteile spürbare Ernsthaftigkeit und Gewicht zu verleihen, was in der Verfilmung eines Freizeitpark-Fahrgeschäfts nicht nur überflüssig und aufgesetzt wirkt. Sondern letztendlich vor allem dafür sorgt, dass die Laufzeit unnötig aufgeblasen und mehrfach – vorübergehend – das Tempo aus dem Geschehen genommen wird.

 

Am Ende des Tages ist GEISTERVILLA dennoch ein insgesamt angenehm kurzweiliger Film geworden, der natürlich keine neuen Maßstäbe setzt oder Horrorfreund:innen irgendetwas bietet, was sie nicht schon längst anderswo gesehen haben. Er ist jedoch farbenfroh und amüsant genug, um nicht zu langweilen. Und zweifellos ideal geeignet, um die kleinen Geschwister bzw. den eigenen Nachwuchs behutsam ans Genre heranzuführen.

 

Dass dies der Grundstein für ein ähnlich erfolgreiches Franchise wie FLUCH DER KARIBIK sein kann, darf zwar angezweifelt werden, dennoch weiß GEISTERVILLA bei angepasster Erwartungshaltung zu gefallen – als:

(Dominic Saxl)

Familienfreundliches Spuk-Spektakel mit hohem Unterhaltungswert

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GEISTERVILLA

(OT: HAUNTED MANSION)

Regie: Justin Simien / USA 2023 / 122 Min.

Besetzung: Rosario Dawson, LaKeith Stanfield, Jared Leto, Owen Wilson, Danny DeVito, Jamie Lee Curtis, Winona Ryder, Tiffany Haddish

Produktion: Jonathan Eirich, Dan Lin

Freigabe: FSK 12

Verleih: The Walt Disney Company

Start: 27.07.2023