Als die Ghostbusters zum letzten Mal die Welt retteten (oder besser gesagt New York, wobei, für New Yorker ist ihre Stadt ja auch gleich die Welt), da stand die Mauer noch. Ein Vierteljahrhundert vegetierte der nächste Film in der „development hell“, was hauptsächlich an der Weigerung Bill Murrays lag, ein weiteres Mal als Dr. Peter Venkman in Erscheinung zu treten. Die dadurch in ungeahnte Höhen geschnellte Erwartungshaltung der „Fans“ des Originals zu erfüllen obliegt nun Regisseur Paul Feig (BRAUTALARM), dessen Film sich mit dem Original messen lassen muss.
Die Geschichte der neuen Ghostbusters beginnt mit zwei erfolglosen Wissenschaftlerinnen, Erin Gilbert (Kirsten Wiig) und Abby Yates (Melissa McCarthy), die vor einigen Jahren gemeinsam ein qualitativ zweifelhaftes Buch über das Paranormale geschrieben hatten. Seitdem ist Erin ebenso zweifelhaft dabei, eine ernst zu nehmende Arbeit als Physikerin zu finden, während Abby immer noch an das Übernatürliche glaubt. Als es dann in New York tatsächlich zu spuken beginnt, raufen sich die beiden wieder zusammen, unterstützt von Abbys Assistentin Jillian (schrill: Kate McKinnon) und der U-Bahn-Bediensteten (!) Patty (Leslie Jones), um sämtlichen Gespenstern zu zeigen, wo in New York der Hammer hängt. Passend dazu haben sich die vier Geisterjägerinnen als Vorzimmer-„Dame“ auch Thor (richtig komisch: Chris Hemsworth) in selbiges geholt.
Die Handlung von GHOSTBUSTERS bietet wenig Neues, aber das würde man bei der Komödie am wenigsten erwarten, denn auch mit dem Original konnte man keinen Nobelpreis gewinnen. Die Frage ist eher, wie unterhaltsam der Film sich zwischen Humor und Spezialeffekten hin und her bewegt.
Und dabei ist GHOSTBUSTERS 2016 immer dann am besten, wenn der Film am schrägsten ist. Das passiert gerade dank des unkonventionellen Humors des kreativen Trios Wiig/McCarthy/Feig recht oft. Die verbalen Duelle Wiig-McCarthy sind auch vielleicht das moderne Äquivalent zum subtilen Humor eines Bill Murray. Dabei mag es sicher so einigen Fans des doch eher familienfreundlichen Originals sauer aufstoßen, weil das Team von BRAUTALARM sich damit das Popkulturgut von 1984 ein bisschen zu eigen macht. Genau dieser immer knapp an der Gürtellinie liegende Humor (der aber nie nur blöd ist) macht den Film aber erfrischend anders, eben weil er nicht versucht, es allen immer recht zu machen
Apropos Murray: Gerade die Weigerung des legendären Komikers war, wie eingangs erwähnt, der Grund, warum ein dritter GHOSTBUSTERS-Film nie zustande kam. Dass er nun ausgerechnet im Reboot den flachsten und am unmotiviertesten dargebotenen Cameo der Filmgeschichte hat, tut umso mehr weh. Was Murray in seinen wenigen Filmminuten bietet, ist das Schwächste des ganzen Films, man zählt quasi die (vermutlich hoch entlohnten) Sekunden bis zu seinem Abgang und wünscht sich, er hätte seine Weigerung mitzumachen am Ende doch konsequent durchgehalten. Auch die restlichen Gastauftritte sind verschenkt: Da hat man das Originalcast (neben Murray noch Dan Aykroyd, Sigourney Weaver und Ernie Hudson) fast komplett zusammen und gibt ihnen lauwarme Miniauftritte, schade.
Dabei spielt sich das Hauptcast wirklich einen Wolf und schenkt dem Zuschauer durchaus solide Lachattacken, zu deren Gelingen nicht nur wie erwartet Wiig und McCarthy beitragen, sondern in denen auch die beiden anderen Frauen des Geisterjäger-Quartetts – Leslie Jones und Kate McKinnon – ordentlich liefern. Die meisten Lacher hat aber tatsächlich Hollywoods Haus-und-Hof-Donnergott Chris Hemsworth, der zum wiederholten Mal beweist, dass er neben Proteinshakes auch ab und zu Clowns frühstückt.
GHOSTBUSTERS 3D ist also leider nicht der ganz große Knaller geworden, den man sich nach fast 30 geisterjägerfreien Jahren erhofft hat, gerade weil der Film krampfhaft nahe am Original sein will, funktioniert aber am besten, wenn er seinen Weg beschreitet. Aber mit einer unvoreingenommenen Erwartung (und vielleicht zur Sicherheit ein paar Promille im Blut) kann man damit durchaus seine Freude haben. (Patrick Winkler)
VIEL BESSER ALS „BEFÜRCHTET“!