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Regie: Alfonso Cuaron / USA 2013 / 90 Min. Darsteller: Sandra Bullock, George Clooney, Ed Harris u.a. Produktion: Alfonso Cuaron, Christopher DeFaria Verleih: Warner Freigabe: FSK 12 Start: 03.10.2013

Das Kino als ein Ort der Erleuchtung?! Kann das überhaupt noch sein? Kann das überhaupt sein? Was bewegt ein Film eigentlich in den x Minuten Laufzeit, was darüber hinaus? Zweifelsohne sind die Möglichkeiten des Mediums, seine Zuschauer zu manipulieren, schier unermesslich, ist die Filmgeschichte doch voll von Beispielen wie jenen Zuschauern, die Vorstellungen von DER EXORZIST vomierend verließen. Dass es sich bei GRAVITY wie mit arrivierten Klassikern à la JAWS oder ALIEN verhält, machte sich bereits auf der diesjährigen Weltpremiere des Films in Venedig bemerkbar: Zuschauer wie Kritiker einen postulierte Huldigungen, denen sich dann auch noch Regie-Titan James Cameron anschloss, der von einem Film schwärmte, auf den er immer schon gewartet hatte.

GRAVITY

GRAVITY ist zweifelsohne ein bewusst visuell funktionierender (die stereoskopischen Bilder sind wunderschön anzuschauen) Konzeptfilm, der mit perfekt choreografierten Plansequenzen, markerschütternden Suspensekorsetts, einem nicht prätentiös anmutenden philosophischen Metaplot seine Zuschauer finden und bewegen wird, zuweilen sogar in die Kinositze drückt. Es fällt mitunter schwer, irgendeine Kritiker-Keule zu bemühen; jetzt filmhistorische Referenzen anzuführen will auch nicht richtig zünden, zu sehr ist GRAVITY wahrlich perfekt gemachtes Unterhaltungskino, wie man es als sehunerprobtes Kind wohl noch am ehesten erfahren hat. Alfonso Cuaron, der sich mittels einer bahnbrechenden Szene in seinem letzten Spielfilm CHILDREN OF MEN den Ruf eines großen Bilderstürmers und Meisters der Plansequenz erarbeitet hat, bebildert nach einigen Jahren Abstinenz – immerhin fungierte er zwischenzeitlich als Produzent – die Rückbesinnung auf Übelebensinstinkte und Abkehr von Ängsten vor Technik in einem überschaubaren, aber dafür umso wuchtigeren Zwei-Personen-Stück, das Filmgeschichte schreiben wird. Filme leben von den Krisen ihrer Hauptfiguren.

GRAVITY

Im schlechtesten Fall treffen sie in Gestalt fremder Kräfte von außen ein, im besseren brechen sie aus ihren Figuren selbst hervor. Cuaron amalgamiert in GRAVITY beide Krisen, wenn er Sandra Bullock als leidgeprüfte Astronautin zum ersten Mal auf einen Außeneinsatz im Weltall schickt, Reparaturen am Hubble-Teleskop sind dringend erforderlich. Als die Russen einen veralteten Satelliten zerstören, evozieren sie damit unbeabsichtigt einen Kometenhagel, der sie und den alternden Astronauten Matt Kowalsky, den ein herrlich trockener George Clooney verkörpert, zu den beiden einzigen Überlebenden macht, brechen innere Ängste und äußere Bedrohung Bahn und bringen in der Astronautin den menschlichsten Instinkt, den Überlebensinstinkt, hervor. Ihr Ziel: Leben in, besser: auf einer Welt, die so nah und entfernt zugleich erstrahlt.