Als 2014 der erste GUARDIANS OF THE GALAXY-Film anlief, war das Ganze für ziemlich viele Kinogänger ein etwas überraschendes Ereignis. Zum einen, weil die Heldentruppe Leuten ohne umfangreiche Marvel-Sammlung zu Hause meist unbekannt war. Zum anderen, weil der Stil des Films komplett mit der bis dahin üblichen Ernsthaftigkeit und dem Pathos von SPIDER-MAN, X-MEN, HULK und Kollegen brach. GUARDIANS OF THE GALAXY hat gezeigt, dass Superheldenfilme auch kalkuliert albern und aus tiefstem Herzen dirty sein dürfen, noch bevor es für DEADPOOL Zeit wurde, in seinen Fetischfummel zu schlüpfen. Dadurch hat der erste Teil für einen sehr unterhaltsamen Kinobesuch gesorgt. Leider war das schon 2014, die Fortsetzung wurde daher dringend erwartet.
Das Wichtigste vorab: GUARDIANS OF THE GALAXY VOL. 2 enttäuscht die Hoffnungen nicht, ganz im Gegenteil! Über zwei Stunden sind vollgestopft mit schrägen Gags, tiefgründigen Zitaten („Es gibt zwei Arten von Wesen im Universum: die, die tanzen, und die, die es nicht tun.“) und liebevoll ausgewählten Details, dazu fällt der obligatorische Stan-Lee-Cameo hier besonders amüsant aus. Auch das rasant hohe Tempo lässt keine Zeit für eine Atempause, geschweige denn für so etwas wie Langeweile.
Der Film spielt einige Zeit nach seinem Vorgänger. Die Guardians, also „Star Lord“ Peter Quill (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Drax (Dave Bautista), Rocket (im Original gesprochen von Bradley Cooper) und Baby-Groot (mit der Stimme von Vin Diesel) gehen kleineren Auftragsjobs nach.
Dabei läuft ihnen ein menschlich aussehender Fremder über den Weg, der von sich behauptet, Peters Vater zu sein. Peter, Gamora und Drax folgen ihm auf seinen hippieesk-bunten Planeten, um mehr über ihn und damit über Peters Herkunft zu erfahren. Natürlich wird es kein harmonisches Familientreffen mit Anekdötchen vorm Kachelofen. Weil das alleine noch nicht kompliziert genug ist, laufen auch alte Antagonisten wie Nebula (Karen Gillan) und Yondu (Michael Rooker) wieder auf.
Für Unterhaltung vom Feinsten, was das Blockbusterkino hergibt, sorgen in GUARDIANS OF THE GALAXY VOL. 2 nicht nur ein schießwütiger Waschbär und ein sprechender Baum – in der Babyvariante ist Groot zum Glück nicht nur niedlich –, sondern auch jede Menge interessante Gäste in Nebenrollen, wie etwa Kurt Russell als Peters Erzeuger oder Sylvester Stallone als zwielichtiger Stakar Ogord. Und: Natürlich gibt es eine Fortsetzung zum legendären Awesome-Mixtape. Wir erinnern uns: Am Ende des ersten Teils tauchte ein Geschenk von Peters Mutter auf, in dem ein neues Tape eingepackt war, u. a. mit dem Electric Light Orchestra, Fleetwood Mac und Cheap Trick. Schlimmster Radiorock der 70er und 80er, der nicht so schnell wieder aus dem Gehörgang verschwindet. In der Pressevorführung lief der Film leider nur in 2D – speziell die Raumflüge und der Abstecher zum Planeten von Peters Vater lassen aber ein 3D-Spektakel erwarten!
Wie beim ersten Teil auch, führte James Gunn Regie. Dessen frühere Filme wie SLITHER und SUPER deuten an, dass er nicht der geborene Mainstream-Action-Regisseur ist. Dafür aber jemand, dem seine Projekte am Herzen liegen, der ein Gefühl für die Eigenheiten der Charaktere hat und Lust, ihre Storys (weiter) zu erzählen. Letzteres ist absehbar: Mitte April postete Gunn auf seiner Facebook-Seite, dass er auch für den dritten Teil von GUARDIANS OF THE GALAXY das Drehbuch schreibt und Regie führen wird. Der dazugehörige Sound wird schon im aktuellen Film angeteasert. Ein kleines Wiedersehen gibt’s aber voraussichtlich schon 2018, wenn die Guardians in AVENGERS: INFINITY WAR aufkreuzen. (Hanna-Therese Bochmann)
Macht nicht nur Superheldenfans großen Spaß