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HAPS – CRIME DOESN‘T PAY – KINOEVENT IN SAARBRÜCKEN

Von Joshua Urmoneit

Hier der offizielle YouTube-Channel!

HAPS ist ein neuer Gefängnisthriller aus Deutschland. Regisseur Ekrem Egizek, der bisher überwiegend Tier- und Naturdokus gedreht hat, hat sich für diesen Film eine besondere Art der Vermarktung überlegt. Mit seiner Crew sowie einer Handvoll Deutschrappern, die an dem Film mitgearbeitet haben, ist er durch alle Kinos der Kette Cinestar gereist, um dort in einer Vorpremiere seinen Film zu präsentieren. Das konnten wir uns natürlich in Saarbrücken nicht entgehen lassen.

Bei dieser Veranstaltung wird nicht nur der Film gezeigt, beworben wurde schon ein Meet and Greet mit dem Regisseur und den Rappern Asche, der auch eine Rolle im Film spielt, Paix und Ozan Bra vorab. Ich muss zugeben, dass ich nicht in der Deutschrapszene unterwegs bin und deshalb keinen von ihnen auf der Straße erkennen würde. Im Cinestar angekommen, ist mir direkt aufgefallen, dass der Eingangsbereich bereits voll mit Menschen war, viel mehr als sonst, selbst an einem Samstagabend. Und es gab auch eine Fotowand vom Film HAPS, jedoch ohne Prominente, mit denen jemand Bilder machen wollte. Immer mal wieder kam jemand in einem HAPS-T-Shirt vorbei, doch das war es.

Also gingen wir in den Saal und setzten uns auf unsere Plätze. Der Saal füllte sich nur langsam; um 20 Uhr, als der Film losgehen sollte, war trotz ausgebuchtem Kino der Saal nicht voll besetzt. Vielleicht gab es doch noch ein Meet and Greet, und wir hatten es nur verpasst? Nach und nach füllte sich der Saal, dann betrat Egizek die Bühne, um ein paar Worte zum Film loszuwerden. Hier ist zu erwähnen, dass HAPS nicht nur ein Gefängnisthriller ist. HAPS ist auch eine Aufklärungskampagne, das gesamte Team setzt sich dafür ein, Jugendliche in ihrer eigenen Sprache aufzuklären über Straftaten, abzuschrecken von Gefängnissen und zu erklären, dass sich Kriminalität nicht lohnt. Deshalb gibt es neben dem Film auch noch einen Podcast über Rap und Kriminalität. Nachdem er den Film kurz vorgestellt und von der Kampagne berichtet hat, verlässt der Regisseur die Bühne, nicht jedoch ohne eines anzukündigen: „Das wird der beste Film, den ihr je gesehen habt. Das verspreche ich euch!“

Gleich vorweg: HAPS war nicht der beste Film, den ich je gesehen habe. Für einen deutschen Independentfilm, der ohne Unterstützung großer Studios gedreht wurde, ist er jedoch wirklich sehenswert. Es geht um Alex, der laut eigener Aussage unschuldig im Gefängnis landet. Schnell merkt er, dass das Leben im Knast hart ist: unfreundliche Wärter, noch schlimmere Zimmergenossen, und zu Hause sitzt seine schwangere Freundin ohne Geld und Unterstützung da. Doch dann bekommt er ein Angebot von einem Drogenboss, das er nicht ablehnen kann …

HAPS ist voll von Klischees. Alles ist dreckig, man kann niemandem trauen, die Wärter sind korrupt, und natürlich gibt es da den Gangsterboss, der alle in seiner Tasche hat und vor dem jeder Angst hat. Doch HAPS erzählt diese Geschichte trotzdem und schafft es, dass der Zuschauer weiterhin im Bann des Films bleibt. Auch wenn die meisten Charaktere stereotyp sind, sind sie doch unterhaltsam, teilweise sogar lustig. Auf der anderen Seite sind sie auch grausam, und unserem Hauptcharakter passiert jedes Leid, das man sich vorstellen kann. Hier wird zwar nichts direkt gezeigt, doch was wir sehen, reicht aus, und hier wird vor nichts zurückgeschreckt.

Viele der „Schauspieler“ sind keine Profis, der eingangs erwähnte Rapper Asche hat tatsächlich nur in diesem Film mitgespielt. Das merkt man den meisten jedoch nicht an, sie schaffen es, ihre Charaktere glaubhaft zu verkörpern. Besonders hervorheben möchte ich Kais Setti, der einen überspitzten, abstoßenden „Bösewicht“ spielt, Michael Lott, dem man seine lange Schauspielkarriere und -erfahrung wirklich anmerkt, und Cem Öztabakci, der den Gangsterboss Mazlum mit einer Glaubhaftigkeit verkörpert, dass ich ihm nicht auf der Straße begegnen möchte.

Auch merkt man, dass der Regisseur mit seinen Naturdokus auf jeden Fall gelernt hat, den Film gut in Szene zu setzen. HAPS spielt in einem eingeengten, dunklen Gefängnis, das durch enge Räume und viele Nahaufnahmen umgesetzt wird. Auch für den Zuschauer war der Hofgang die einzige Zeit bei Tageslicht. Und dabei sieht der Film wirklich nicht aus wie eine kleine Produktion. Er fühlt sich tatsächlich mehr nach Hollywood an als mancher deutsche Blockbuster.

Alles in allem ist HAPS sehenswert, gerade für Fans des Gefängnisthrillers, und auch für Fans des Deutschraps ist gesorgt. Der Film ist gefüllt mit eigens für ihn aufgenommenen Rapsongs großer Künstler des Genres.

Nach der Veranstaltung war laut Website des Cinestar eine Fragerunde mit dem Regisseur geplant. Die ist jedoch ausgefallen. Direkt nach Ende des Films, der Abspann hatte noch nicht richtig angefangen, sind 90 Prozent der Besucher aufgesprungen und haben den Saal verlassen. Ich blieb noch sitzen, falls doch noch ein Q and A starten sollte, und merkte, dass es sich am Ausgang staute. Durch einen Platznachbarn fand ich heraus, dass scheinbar direkt vor dem Saal das Meet and Greet mit dem Rapper Asche stattfand. Auf dem Weg nach draußen gab es dann noch eine Dose Gönrgy-Energiedrink gratis. Asche stand kurz vorm Saal, umringt von Fans, die mit ihm Bilder machten. Er fragte jeden einzelnen, wie er den Film gefunden habe, und bekam auch vom Publikum großes Lob.

An der Fotowand in der Nähe des Ausgangs standen dann noch weitere Beteiligte des Films, interviewten die Fans und machten Bilder vor der Fotowand. Ich entschied mich, als Außenseiter in der Deutschrapszene nicht weiter einzudringen, und machte mich auf den Nachhauseweg.

Mein Fazit: Die Veranstaltung könnte besser geplant und kommuniziert werden, der Film ist jedoch für alle sehenswert. Eine so mutige deutsche Produktion sollte gesehen und unterstützt werden. (Joshua Urmoneit)

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