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Im Gespräch mit dem THE DESERT-Cast Rupert Friend, Weruche Opia, Bernadette Peters, Christine Taylor und Keir O’Donnell – und Regisseur Jay Roach.

FAMILIENBANDE

 

Im Gespräch mit dem THE DESERT-Cast Rupert Friend, Weruche Opia, Bernadette Peters, Christine Taylor und Keir O’Donnell – und Regisseur Jay Roach.

Das Interview mit Patricia Arquette und Matt Dillon findet ihr in der DEADLINE #99!

Ein Review findet ihr hier bei uns.

Ab 17.05.2023 bei APPLE +

Zum Start von THE DESERT haben wir uns mit der fast vollständigen Hauptbesetzung zum Gespräch getroffen, um uns über die Serie an sich, ihre Figuren und das Thema Familie zu unterhalten. Ebenso stand uns auch Regisseur Jay Roach Rede und Antwort, der nachfolgende Interviewstrecke somit auch eröffnen darf.

 

Jay Roach

DEADLINE: In einer frühen Phase der Produktion war es der Plan, dass Ben Stiller die Pilotepisode inszenieren sollte. Als du dich jedoch der Produktion angeschlossen hast, wurde dieser Plan verworfen. Kannst du erklären, wieso?

Jay Roach: Es war mein Plan, Ben aus der Sache herauszudrängen, sodass ich die Kontrolle übernehmen kann. (lacht) Nein, nur Spaß. Der wahre Grund war, dass Ben einfach keine Zeit für die Regie hatte. Er war mit der Arbeit an der Serie Severance ausgelastet, weswegen er mich anfragte, ob ich die Pilotepisode in Szene setzen könne. Eigentlich sollte ich nur bei dieser Regie führen. Als ich jedoch die Drehbücher zur Serie las, fragte ich an, ob ich nicht die ganze Serie inszenieren dürfe.

 

DEADLINE: Wie siehst du die Figur der Peggy?

Jay Roach: Wie soll man eine Person wie Peggy am besten umschreiben? (lacht) Wenn ich an Peggy denke, dann sehe ich einen Kaktus, der in einer schwierigen Umgebung überlebt, es der Umgebung selber jedoch auch schwer macht, mit ihm zu leben. Peggy ist wie ein Kolibri, der wild und beschäftigt umherfliegt und nie zur Ruhe kommt. Sie ist ein Mix aus I LOVE LUCY, BUGS BUNNY und BORAT. Ich glaube, ich habe noch nie mit solch einer komplexen Figur wie Peggy gearbeitet.

 

DEADLINE: Du bist in Albuquerque, New Mexico, aufgewachsen und somit in einer Gegend, in welcher die Wüste zum Leben gehört. Inwiefern hat dich das bei der Arbeit an THE DESERT beeinflusst?

Jay Roach: Ich bin sehr froh, dass du das fragst. Die Wüste war ein wichtiger Teil meiner Jugend. Ich habe sie als einen Ort wahrgenommen, der einerseits wunderschön, andererseits jedoch auch tödlich sein kann. Auch die Menschen, die am Rande oder in der Wüste selbst leben, sind sehr speziell und widersprüchlich. Sie sind Einzelgänger, aber auch in ihrer Gemeinschaft verschworen. All dies, die Wüste und die Menschen, wollte ich in THE DESERT zeigen. Ich wusste, dass ich aufgrund meiner Jugend der Richtige dafür bin, die ganz speziellen Eigenheiten der Wüste und der Menschen in die Serie einzubringen.

 

DEADLINE: Wie hast du die richtige Balance zwischen Humor und Drama gefunden?

Jay Roach: Ich denke, das Serienformat hat mir sehr stark dabei geholfen. Wäre THE DESERT als Film umgesetzt worden, hätte mir die notwendige Zeit gefehlt, beiden Aspekten gerecht zu werden. Ich hätte mich für Humor oder Drama entscheiden müssen. Dank des Serienformats konnte ich jedoch beide Aspekte ausarbeiten – dem Humor und dem Drama den notwendigen Freiraum geben, sich zu entfalten. Davon haben auch die Schauspieler profitiert, die sowohl in Sachen Comedy wie auch in Sachen Drama alles vor der Kamera gegeben haben. Ich habe es z. B. geliebt, die gemeinsamen Szenen mit Patricia Arquette und Matt Dillon zu drehen, da sich beide gegenseitig hochgeschaukelt und zur Bestform angetrieben haben.

 

DEADLINE: Hast du den Schauspielern somit auch die Freiheit für Improvisationen gegeben?

Jay Roach: Ich komme aus der Comedy-Ecke und habe in der Vergangenheit mit Leuten wie Mike Myers, Ben Stiller, Owen Wilson, Will Ferrell und Zach Galifianakis zusammengearbeitet, die alle Meister der Improvisation sind. Mir war es daher wichtig, dem Cast bei THE DESERT auch eine gewisse Freiheit zu geben. Anfangs waren sich die Produzenten nicht sicher, wie weit man Improvisationen zulassen sollte. Doch mit der Zeit haben sie gemerkt, dass ungeplante Momente und Dialoge der Serie zugutekommen. Trotzdem habe ich immer zuerst die Szenen so gedreht, wie sie im Drehbuch standen, und danach dann die improvisierten Alternativ-Versionen, sodass wir am Schluss auswählen konnten, was besser in die Serie passt.

 

Bernadette Peters

 

DEADLINE: Was hat dir an dem Drehbuch zu THE DESERT besonders gefallen, dass du dich dazu entschlossen hast, die Rolle der Rosalyn zu übernehmen?

Bernadette Peters: Ich bekomme viele Drehbücher zugeschickt, wobei ich viele davon ablehne, weil sie mich nicht ansprechen. Das Drehbuch zu THE DESERT ist jedoch exzellent geschrieben. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal solch ein Drehbuch gelesen habe. Die Figuren und ihre Geschichten sind einfach erfrischend originell, weswegen ich mich auch sehr schnell dazu entschlossen habe, das Rollenangebot anzunehmen.

 

DEADLINE: Was kannst du uns über die Beziehung zwischen der von dir gespielten Rosalyn und ihrer Tochter Peggy erzählen?

Bernadette Peters: Sie lieben sich auf eine ganz süße Art und Weise. Peggy verehrt ihre Mutter – sie würde alles für sie tun. Beide führen eine sehr tiefe Mutter-Tochter-Beziehung – sie sind gewissermaßen Seelenverwandte. Sie spielen sogar Bingo zusammen. (lacht) Umso schmerzhafter sind dann wiederum die dramatischen Momente, die den Zuschauern hoffentlich ans Herz gehen werden.

 

DEADLINE: Inwiefern ist Rosalyn in das Drogengeschäft ihrer Tochter verwickelt, das am Anfang der Serie zur Razzia im Familienhaus führt?

Bernadette Peters: Ich selbst denke, dass Rosalyn ihre Tochter bedingungslos unterstützt. Sie liebt ihre Tochter, ganz egal, was sie macht. Hierzu muss man auch den Background verstehen, da Rosalyn von ihrem Ehemann wegen einer anderen Frau im Stich gelassen wurde und somit ihre Kinder alleine großziehen musste. So etwas führt zu einer viel stärkeren Verbindung, die im Fall von Peggy auch nicht davon gestört wird, dass sie mit Drogen dealt. (lacht)

 

DEADLINE: Was kannst du über die Arbeit mit Regisseur Jay Roach erzählen?

Bernadette Peters: Es war wunderbar, mit ihm zu arbeiten. Er hatte am Set alles unter Kontrolle, gab uns aber auch die Freiheit, uns selbst in unsere Rollen einzubringen. Er hat ein ganz spezielles Verständnis für Comedy und weiß genau, wenn ein Moment, eine Szene, ein Einfall lustig ist. Ich habe es sehr geschätzt, dass er bei allen Episoden die Regie übernommen hat.

 

Christine Taylor & Keir O’Donnell

 

DEADLINE: Ihr habt in der Serie viele gemeinsame Szenen und punktet dabei mit einer ungemein gekonnten zwischenmenschlichen Chemie. Wie habt ihr es im Vorfeld der Produktion angestellt, den richtigen Flow zwischen euch zu finden?

Keir O’Donnell: Gar nicht, da es nicht notwendig war. (lacht) Dies ist keineswegs selbstverständlich, da man oftmals mit jemandem vor der Kamera stehen muss, den man im Grund gar nicht mag. Wir beide haben uns jedoch auf Anhieb gut verstanden und eine gemeinsame Ebene gefunden.

 

Christine Taylor: Wir haben den gleichen Humor. (lacht) Du weißt, dass du dich mit jemandem gut verstehen wirst, wenn er über deine Witze lacht. Vom ersten Tag an haben wir uns supergut verstanden – und es freut mich echt, dass ich mit Keir zusammen dieses Interview geben darf.

 

DEADLINE: Wie war es für euch, Rollen zu spielen, die gewissermaßen die Erdung innerhalb des ganzen Wahnsinns darstellen?

Christine Taylor: Solche Rollen braucht es in jeder guten Komödie. Es sind die Rollen, auf welche die anderen reagieren und auf denen sie ihren Humor aufbauen können. Wir sind gewissermaßen die Stimme der Vernunft, bzw. wir halten uns dafür.

 

Keir O’Donnell: Denkt nicht ein jeder, dass er die Stimme der Vernunft ist? (lacht) Aber du hast schon recht, unsere Figuren sind gewissermaßen die Konventionellen, die oftmals auch das Ziel des Humors sind.

 

DEADLINE: Wie würdet ihr die Beziehung zwischen Peggy und ihren beiden Geschwistern umschreiben?

Christine Taylor: Peggy fleht regelrecht nach der Aufmerksamkeit und vor allem der Bestätigung ihrer Geschwister. Egal, was sie tut, sie möchte einfach nur hören, dass sie es gut gemacht hat. Das ist der emotionale Kern der Figuren, der auch immer wieder dazu führt, dass sie sich in die Haare bekommen.

 

Keir O’Donnell: Darin liegt auch die universelle Aussage der Serie, die meiner Meinung nach ist, dass es innerhalb der Familie nicht immer nur sonnige Tage, sondern auch viele Regentage geben kann. Ein jeder kennt das, dass er sich mal mehr, mal weniger mit seiner Familie herumschlagen muss.

 

DEADLINE: Die Serie zeigt dabei auch das typische Verhaltensmuster zwischen Geschwistern …

Keir O’Donnell: Richtig erkannt. Der von mir gespielte Stewart ist der Jüngste und möchte daher auch von seinen Schwestern wahrgenommen werden. Gleichzeitig möchte er jedoch auch seinen eigenen Weg gehen und sich beweisen.

 

Christine Taylor: Gut gesagt. Dianne wiederum steckt in der Mitte, zwischen Stewart und Peggy. Sie versucht, irgendwie alles zusammenzuhalten und zu koordinieren. Sie möchte die Kontrolle über das Chaos haben, aber auch von ihren Geschwistern gehört werden. Peggy wiederum versucht oftmals, ihren kleinen Bruder und ihre kleine Schwester zu erziehen …

 

Keir O’Donnell: Was beide ganz und gar nicht mögen. (lacht)

 

 

Rupert Friend & Weruche Opia

DEADLINE: Wie stark habt ihr eure eigene Persönlichkeit in die Figuren eingebracht?

Rupert Friend: Ich bin ein Narzisst. (lacht) Einen Narzissten spielen zu können war für mich somit der absolute Lottogewinn.

 

Weruche Opia: Du machst mich fertig, Rupert. (kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus) Meine Figur ist eher eine sehr ruhige Person, was ich selbst so nicht bin. Auch trinkt sie sehr gerne Wein, während ich gerne Gin trinke. (lacht)

 

Rupert Friend: Du trinkst nicht gerne Wein?

 

Weruche Opia: Nein, nur hier und da mal ein Glas. Während der Dreharbeiten war es ohnehin kein echter Wein, das wäre nicht gut gekommen. (lacht)

 

Rupert Friend: Ha, wir haben den maßgeblichen Unterschied zwischen Weruche und ihrer Rolle gefunden. (lacht)

 

DEADLINE: Inwiefern hat das Wüstensetting die Figuren bzw. eure Figuren beeinflusst?

Rupert Friend: Sehr gute Frage. Ich denke, in einer Wüste findet man auch eine Art von Wahnsinn. Passend dazu sind auch alle Figuren in der Serie auf ihre Art und Weise wahnsinnig.

 

Weruche Opia: Sie sind auch entschleunigt. Es ist so, als ob die Wüste ihnen das Tempo entzieht.

 

DEADLINE: Wie war es für euch, in einer schwarzhumorigen Serie wie THE DESERT zu spielen?

Rupert Friend: Es war eine wunderbare Erfahrung. Wir hatten alle so viel Spaß am Set, und Jay Roach war der bestmögliche Regisseur, den man sich dafür wünschen konnte. Weißt du, gewisse Momente in der Serie sind so dämlich, man muss es gesehen haben. Darüber im Drehbuch zu lesen war das eine. Solche Momente zu spielen, das war ein Erlebnis. (lacht) Wir haben wunderbare komische und merkwürdige Szenen in der Serie.

 

Weruche Opia: Ich bin es gewohnt, Komödie zu spielen. Der Mix der Serie, die Vermischung von Humor und Drama, hat es mir jedoch besonders angetan. Ich mag so etwas sehr.

 

DEADLINE: Bestand nie die Gefahr, dass ihr in euren Rollen zu weit, zu over the Top geht?

Rupert Friend: Nein, da wir genau das tun sollten. Wir wurden von Jay Roach dazu angehalten, over the Top zu gehen und teils gar noch weiter. Er wollte, dass wir den Wahnsinn unserer Figuren ausleben.

 

Weruche Opia: Er verstand sich jedoch auch darauf, uns wieder zurückzuholen, wenn er bemerkte, dass es zu viel des Wahnsinns wird.

 

 

Interviews geführt von Nando Rohner

 

(c) Fotos der Interviewten (c) Shutterstock

(c) Jay Roach (c) Wikipedia

(c) Szenen und Artwork Apple +

 

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