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Im Gespräch mit den Regie-Pierce-Brüdern zu THE WITCH NEXT DOOR

 THE WITCH NEXT DOOR AB 13. AUGUST IM KINO!

 

 VOYEURISTISCHER HEXENHORROR

 

Im Gespräch mit den Regie-Pierce-Brüdern Drew T. Pierce und Brett Pierce.

 

Mit THE WITCH NEXT DOOR ist den Pierce-Brüdern ein wahrer Horror-Leckerbissen gelungen, der von Anfang bis Ende gekonnt zu unterhalten vermag. Im gemütlichen Skype-Gespräch haben uns die beiden Brüder jedoch nicht nur über den Film Auskunft gegeben, sondern auch darüber, wie es wohl nach der Covid-19-Situation mit der Kinolandschaft weitergehen wird und was sie davon halten, dass ihr Film in Deutschland einen eigenen Titel verpasst bekommen hat. Das Review zu THE WITCH NEXT DOOR findet ihr in der aktuellen DEADLINE #82.

 

DEADLINE: The Wretched wird in Deutschland nicht unter seinem Originaltitel veröffentlicht, sondern als THE WITCH NEXT DOOR an den Mann bzw. die Frau gebracht. Wie gefällt euch der „deutsche“ Titel eures Films?

Drew T. Pierce: Ich habe keine Probleme damit. Als Alternativtitel finde ich die Änderung ganz gut. Wir waren 2019 mit unserem Film beim HARD:LINE-Festival zu Gast und erlebten dort, dass die deutschen Zuschauer sich mit der Aussprache des Originaltitels doch recht schwertun. Als uns dann für den deutschen Markt eine Titeländerung vorgeschlagen wurde, waren ich und mein Bruder daher auch sogleich dafür.

 

Brett Pierce: Es scheint ohnehin so, dass unser Film weltweit wohl nur in den USA unter seinem Originaltitel ausgewertet wird. In allen anderen Ländern hat der Film jeweils einen anderen Titel. (lacht) Uns gefällt es aber irgendwie auch, dass der Film unter so vielen anderen Titeln in die Kinos kommt.

 

Drew T. Pierce: Neben dem deutschen Titel finde ich vor allem jenen gelungen, unter welchem unser Film in Spanien zu sehen ist. Dort hat der Film den Alternativtitel Madre oscura erhalten, was ich als sehr stimmig empfinde. Ich frage mich jedoch, wieso man in Deutschland einen englischen Titel durch einen englischen Titel ersetzt und dem Film keinen richtigen deutschen Titel gegeben hat.

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DEADLINE: Das ist in Deutschland durchaus gang und gäbe, dass man als deutschen Titel einen englischen nimmt, der jedoch für das hiesige Publikum besser verständlich ist.

Drew T. Pierce: Schon klar. Englisch klingt wohl auch in Deutschland einfach besser – ist wohl cooler so. (lacht)

 

DEADLINE: Ihr habt mit THE WITCH NEXT DOOR auch ein wenig Filmgeschichte geschrieben, da es euch gelungen ist, mit dem Film sechs Wochen in Folge in den USA auf Platz eins der Kinocharts zu sein. Das hat bisher nur James Cameron mit seinem AVATAR geschafft. Was sagt ihr dazu?

Drew T. Pierce: Das hat natürlich mit der ganzen Covid-19-Situation zu tun. In den USA haben viele Kinos immer noch geschlossen, weswegen sich vieles in die Drive-in-Kinos verlagert hat. Da hat der Film dann auch seine Fans gefunden …

 

Brett Pierce: … die erkannt haben, dass unser Film besser als AVATAR ist. (lacht)

 

Drew T. Pierce: Unter normalen Umständen wäre unser Film nie so erfolgreich geworden, weil wir gar nicht das Budget dazu hätten, ihn wie eine große Hollywood-Produktion zu bewerben. Wir hatten einfach Glück, dass wegen Covid-19 die ganz große Konkurrenz ausgeschaltet worden ist, welche uns normalerweise an den Kinokassen kaum eine Chance gelassen hätte.

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DEADLINE: Ist die Corona-Krise somit eine Chance für unabhängig produzierte Filme, sich im Kino zu bewähren?

Brett Pierce: Auf eine Art und Weise schon. Ich meine, sieh dir mal an, was in den letzten paar Monaten so in den Kinos anlief. Es waren keine CGI-Spektakel, keine Comicfilme und keine Fortsetzungen, sondern jeweils Filme, die auf neue und frische Ideen setzen. Ich hoffe, dass die Zuschauer dadurch wiedererkennen, dass es auch abseits des Mainstreams viele tolle Filme zu entdecken gibt, die eben nicht durch große Hollywood-Studios und ihre Werbemaschinerie unterstützt werden.

 

DEADLINE: Viele sagen, dass die aktuelle Situation das Ende der Kinolandschaft bedeuten werde – oder zumindest zu einer sehr starken Veränderung führen werde. Wie steht ihr dazu?

Drew T. Pierce: Ich glaube nicht, dass die Kinos dieser Welt ihrem Ende entgegenblicken. Sicher mag es eine harte Zeit sein, doch sobald sich alles wieder normalisiert hat, werden auch die Zuschauer wieder in die Kinos gehen. Die Leute wollen rausgehen und etwas unternehmen – und dazu zählt auch ein ordentlicher Kinobesuch. Die Kinos werden daher wieder Besucher haben, wenn die Angst und die Panik sich gelegt haben und es wieder zu einem sicheren Normalzustand gekommen ist. Ich hoffe, dass wir dies noch in diesem Jahr erleben werden.

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DEADLINE: Als ich mir euren Film zum ersten Mal angesehen habe, wusste ich nicht, was mich erwartet. Ich habe jedoch alles bekommen, was ich bekommen wollte. THE WITCH NEXT DOOR wartet schließlich mit einer sehr gut umgesetzten Kreatur, aber auch spannenden und unheimlichen Momenten auf. Das Einzige, was mir euer Film nicht gegeben hat, waren die sattsam bekannten Jump-Scares. Wieso habt ihr beschlossen, mit eben jenem Stilmittel nicht zu arbeiten?

Brett Pierce: Es gibt im Film schon ein paar Jump-Scare-Momente, welche jedoch eher nebenher vorkommen. Wir finden beide, dass Jump-Scares mittlerweile zu einer sehr billigen Art verkommen sind, die Zuschauer zu erschrecken. Aus diesem Grund haben wir darauf geachtet, nur wenige Jump-Scares in unseren Film einzubauen. Es gibt schließlich noch genug andere Möglichkeiten, dem Zuschauer einen Schrecken einzujagen.

 

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Die Gebrüder Pierce am Set

 

DEADLINE: So z. B. mit einem vergleichsweise unverbrauchten Filmmonster. Wie ist die Idee entstanden, eine Hexe in den Mittelpunkt des Films zu stellen?

Drew T. Pierce: Wir sind beide sehr große Hexen-Fans und wollten daher schon immer mal einen Horrorfilm drehen, in welchem der Schrecken von einer Hexe ausgeht. Dabei haben wir uns bewusst dazu entschieden, als Vorlage für den Film keine spezifische Hexe zu wählen, sondern diverse Quellen miteinander zu vermischen. Wer sich ein wenig mit Hexen auskennt, der wird in unserer Hexe somit Einflüsse aus der irischen, russischen, aber auch amerikanischen Folklore finden, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

 

DEADLINE: Deswegen habt ihr euch auch dazu entschieden, der Hexe keinen ausformulierten Background zu geben?

Drew T. Pierce: Nein. Unsere Hexe hat einen vollständigen Background, den wir jedoch nur für uns ausgearbeitet haben, ohne ihn im Film zu präsentieren. Wir sind beide der Meinung, dass eine Horrorfigur sehr viel von ihrem Schrecken verliert, wenn man zu viel über sie weiß.

 

Brett Pierce: Aus diesem Grund halten wir uns mit Informationen auch sehr stark zurück und deuten stattdessen vieles einfach nur an, sodass sich der Zuschauer selbst seine Gedanken machen kann. Sollte es mal zu einem Sequel kommen, dann wird vielleicht auch der Background der Hexe zu einem Thema werden.

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DEADLINE: Was mir sehr an eurem Film gefällt, ist, dass er mich stark an den Kultklassiker FRIGHT NIGHT erinnert. Statt eines Vampirs geht bei euch einfach eine Hexe um, was die Frage aufwirft, ob ihr THE WITCH NEXT DOOR als eine Art FRIGHT NIGHT für eine neue Generation seht.

Brett Pierce: Wir lieben den Film über alles. FRIGHT NIGHT war sicherlich eine sehr große Inspiration für uns, ohne dass es jedoch unser Ziel war, den Film zu kopieren oder ihm zu huldigen. Gewisse Ähnlichkeiten haben sich von ganz alleine ergeben, da man am Ende halt immer auch die Summe seiner Einflüsse ist.

 

Drew T. Pierce: Wir sehen unseren Film daher auch eher in einer Verwandtschaft zu DAS FENSTER ZUM HOF oder auch DISTURBIA, da auch wir sehr stark mit dem Thema Voyeurismus spielen. So ist auch unsere Hauptfigur davon besessen zu erfahren, was sich bei den Nachbarn abspielt. Wir sehen unseren Film daher eher als einen voyeuristischen Horrorfilm.

 

DEADLINE: Mir ist aufgefallen, dass ihr alle Szenen mit der normalen Abbie auch normal umgesetzt habt, während ihr bei allen Szenen mit der besessenen Abbie darauf achtet, sie nie aus der Nähe zu zeigen oder einen klaren Blick auf sie zuzulassen. Was könnt ihr uns darüber erzählen?

Drew T. Pierce: So etwas ist natürlich der Albtraum einer jeden Schauspielerin, wenn sie konstant nur aus der Ferne gefilmt wird oder von etwas verdeckt wird. Diesbezüglich tat mir die Darstellerin der Abbie, Zarah Mahler, teilweise geradezu leid, jedoch konnten wir darauf keine Rücksicht nehmen, weil es unser Ziel war, damit zu verdeutlichen, dass Abbie kein Teil der normalen Welt mehr und somit auch nicht mehr von ihrer Familie ist.

 

Brett Pierce: Wir wollten damit ein unruhiges Gefühl generieren. Als Zuschauer soll man sich deswegen beunruhigt fühlen, da man merkt, dass etwas nicht stimmt, es mit den Augen jedoch nur bedingt erkennen kann.

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DEADLINE: Wer von euch beiden ist eigentlich der größere Horrorfilmfan?

Brett Pierce: Ganz klar mein Bruder. (lacht)

 

Drew T. Pierce: Ich liebe Horrorfilme über alles. Würde es nach mir gehen, so würde ich den ganzen Tag nur Horrorfilme schauen, sowohl die guten wie auch die richtig schlechten. Meine Freundin tut mir an manchen Tagen deswegen sehr leid, wenn ich mal wieder einen Horrorfilm schaue, obwohl sie selbst solche Filme gar nicht mag. Dabei finde ich es eben auch wichtig, dass man sich auch die wirklich schlechten Filme anschaut. Nur so kann man als Filmemacher erkennen, was man selbst vielleicht auch besser machen könnte. (lacht)

 

DEADLINE: Könnt ihr einen Horrorfilm mit einer Hexe benennen, der euch selbst richtig Angst eingejagt hat?

Drew T. Pierce: Das war ganz klar HEXEN HEXEN mit Anjelica Huston als Oberhexe.

 

Brett Pierce: Man muss sich vorstellen, dass es sich dabei um einen Kinderfilm handelt. (lacht) Solch ein Film würde heute nie und nimmer als ein Kinderfilm durchgehen, doch in den 90er-Jahren war so etwas noch möglich.

 

Drew T. Pierce: Ja, solche Filme werden heute leider nicht mehr gedreht. So manch einem heutigen Kind wird damit jedoch auch so manch schlaflose Nacht erspart. (lacht)

 

DEADLINE: Ich bedanke mich für das Interview.

 

Interview geführt von Nando Rohner

 

Trailer:

 

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