JASON IM PUNK-RAUSCH
Im Gespräch mit THE OTHER-Frontmann Rod Usher
Die deutsche Horror-Punk-Institution THE OTHER liefert mit CASKET CASE ihr siebtes Album ab, auf welchem es abermals ordentlich kracht. Trotzdem wimmelt es auch von Ohrwürmern, und es gibt die eine oder andere musikalische Überraschung, die davon zeugt, dass die Band nicht auf der Stelle tritt. Das Album gibt es dabei nicht nur als normale CD und LP im Handel zu kaufen, sondern auch als limitierte Sargedition. Für ebenjene Edition haben Frontmann Rod Usher und seine Mitstreiter 500 Autogrammkarten unterschrieben, weswegen die erste Frage des Interviews sich auch darauf bezieht.
DEADLINE: Wie geht es deiner Hand bzw. deinen Fingern?
Rod Usher: Der geht es ganz gut. Für gestern war eigentlich eine Bandprobe geplant, welche jedoch vollständig für die Unterschriften draufging. Aber so etwas macht man schließlich gerne, wenn man weiß, dass am Ende ein geiles Produkt steht. Wir haben da was wirklich Tolles am Start, was sein Geld absolut wert ist. Die Box selbst ist ein Blickfang und beinhaltet nicht nur die CD, sondern auch noch einen THE OTHER-Schal und richtig große und edle Autogrammkarten. Ich denke, mehr Sammlerobjekt geht nicht.
DEADLINE: Ist die Idee für die Box von der Band gekommen, oder war es das Label, welches solch eine Edition wollte?
Rod Usher: Wir haben schon lange mit der Idee gespielt. Jedoch ist solch eine Box in der Produktion sehr teuer, weswegen wir es uns bisher nicht leisten konnten. Als dann der Labelboss mit der Idee kam, wir sollen doch eine Sargedition veröffentlicht, rannte er damit bei uns offene Türen ein.
DEADLINE: Ihr wandelt mit der Sargedition gewissermaßen auch auf den Pfaden von KISS.
Rod Usher: Absolut. Es sollte bekannt sein, dass ich ein riesengroßer KISS-Fan bin. Die Band war und ist für uns ein großes Vorbild. Wenn man heute als Band noch was verdienen möchte, muss man sich einfach was Besonderes einfallen lassen. Mit Downloads und Streaming kannst du kein Geld verdienen.
DEADLINE: Lass uns nun noch ein wenig über das neue Album an sich sprechen. Der Opener des Albums, „A Party at Crystal Lake“, ist nicht nur ein typischer Horror-Punk-Song, sondern auch eine ganz tiefe Verbeugung vor dem FREITAG DER 13.-Franchise. Sag mal, wie viele FREITAG-Fragen musstest du wegen des Songs schon beantworten?
Rod Usher: Bislang nur eine. (lacht) Das war für den „Sonic Seducer“, das Gothic-Magazin. Die Frage hat mich überrascht, da ich bei dem Magazin nicht mit solch einer Frage gerechnet habe.
Die FREITAG-Reihe wird für mich immer was Besonderes bleiben, da sie mich an jene Zeit erinnert, als ich mit 16 Jahren in den USA war. Natürlich kannte ich die Filme zuvor schon, jedoch bekam man sie in Deutschland nur in geschnittener Form. In den USA jedoch konnte ich als 16-Jähriger in den nächsten Supermarkt gehen und mir die Filme in der ungeschnittenen Version kaufen. Jason war für mich auch immer der Slasher-Killer schlechthin, der immer wieder aufgestanden ist und der vor allem unglaublich kreativ getötet hat. So trashig die Filme teilweise auch sein mögen, für mich als damaliges Horror-Kid haben sie einfach alles bedeutet. Über das Remake sprechen wir jedoch lieber nicht, und auch FREDDY VS. JASON hat für mich nur ein paar Momente, in welchen er überzeugen kann. Die Reihe an sich hat jedoch meiner Meinung nach keinen wirklich schlechten Teil, sogar JASON X finde ich richtig cool.
DEADLINE: Den finde ich auch richtig geil.
Rod Usher: Echt jetzt? Na, geht doch. (lacht) Ich finde, JASON X ist solch ein abstruser Film, dass man den einfach cool finden muss.
DEADLINE: Doch zurück zum Tagesgeschäft. „A Party at Crystal Lake“ ist der perfekte Opener und bietet sich aufgrund der Thematik auch für einen Videoclip an. Ich bin entsprechend überrascht, dass ihr nicht den Song als Videoclip ausgekoppelt habt, stattdessen habt ihr „She’s a Ghost“, „End of Days“ und „Dead. And. Gone.“ als Videos ausgekoppelt. Wieso der Verzicht darauf, mit „A Party at Crystal Lake“ alle Horror- und Slasherfans auf einen Schlag abzuholen?
Rod Usher: Der Song stand ganz klar weit oben auf der Liste der möglichen Kandidaten für eine Videoauskopplung. Wir hatten auch schon eine Idee für ein Video, welches wir gerne mit der Unterstützung durch die Frightguys gedreht hätten. Dann jedoch kamen Bedenken auf, und auch vonseiten des Labels gab es Stimmen, die uns andere Songs für eine Videoauskopplung vorschlugen. „End of Days“ stand z. B. von Beginn an schon für ein Video fest, da wir diesen Song als Erstes für das neue Album geschrieben haben. „She’s a Ghost“ und „Dead. And. Gone.“ haben uns unter anderem auch deswegen gut gefallen, weil beide sehr eingängig sind. Nun müssen wir halt damit leben, dass aufgrund der drei Songauskopplungen viele Leute denken, das neue THE OTHER-Album sei sehr poppig geraten. (lacht) Doch das stimmt so nicht, schon der Opener ist ein krachender Punkrocksong, und auch danach packen wir immer wieder die Keule aus.
DEADLINE: Gibt es auf dem Album einen Song, mit welchem ihr euch gewissermaßen selbst überrascht habt?
Rod Usher: Oh ja. Speziell „What it’s like to be a Monster“, der letzte Song auf dem Album. Der Song war der letzte, den wir im Proberaum geschrieben und gespielt haben. Den Refrain dazu gibt es schon sehr lange, jedoch haben wir nie eine passende Idee gefunden, um daraus einen krachenden Punksong zu machen. Irgendwann kam mir die Idee, dem Song eine Lagerfeuerromantik zu verpassen. So als ob jemand am Feuer sitzt und davon erzählt, wie es ist, böse zu sein. Ich finde, der Song hat was von Johnny Cash und ist gerade auch deswegen für uns vollkommen untypisch.
DEADLINE: Welchen Film hast du dir zuletzt im Kino angesehen?
Rod Usher: ES. (lacht) Ich habe damit auch viel zu lange gewartet – es war höchste Zeit. Eigentlich wollten wir am Fantasy Filmfest, wo der Film ja Deutschlandpremiere hatte, unseren Horrorclown vor dem Kino positionieren und ihn Flyer fürs neue Album verteilen lassen. Wie es aber so ist, kam halt mal wieder was dazwischen.
DEADLINE: Wie hat dir ES gefallen?
Rod Usher: Bis auf das Finale, welches vielleicht ein wenig zu lang geraten ist, fand ich den Film großartig. Er hat mich richtig gepackt und mich oftmals auch richtig erschreckt. Ich bin ja generell jemand, der im Kino oft erschrickt. (lacht) Ich finde den Film super gelungen und freue mich auf die Fortsetzung.
DEADLINE: Kann man als Musiker eigentlich unbelastet ins Kino gehen, ohne die ganze Zeit auf die Filmmusik zu achten?
Rod Usher: Wenn in einem Film Songs laufen, dann höre ich genau hin. Beim Soundtrack kann ich jedoch vollkommen abschalten. Obwohl ich Musiker bin, kann ich mich währenddessen nur auf den Film und die Geschichte fokussieren. Es gibt nur wenige Soundtracks, die mir wirklich im Gedächtnis geblieben sind. Ein jeder scheint z. B. zu wissen, wie der Soundtrack von FLUCH DER KARIBIK klingt, während ich davon keine einzige Melodie erkennen würde. (lacht)
DEADLINE: Wir haben zu Beginn über die Sonderedition von CASKET CASE gesprochen. Ein Blick auf die Filmszene in Deutschland offenbart auch eine wahre Flut an Sondereditionen, seien es Mediabooks oder Büsteneditionen. Wie stehst du zu diesem Trend?
Rod Usher: Nun, ich bin ja notorischer Sammler. Vor zwei Jahren, als ich umgezogen bin, war das z. B. der absolute Horror, bis ich all die Sachen verpackt hatte. Ich meine, ich habe hier über 2.000 Bücher, 3.000 CDs und LPs, meine KISS-Sammlung und alle meine Filme liegen. Der Umzug hat mir damals die Augen geöffnet – mein Leben läuft jetzt fast nur noch digital. Ich mache nur noch bei ganz besonderen Sondereditionen eine Ausnahme, den Rest kaufe ich mir nur noch per Download. Bei gewissen Mediabooks werde ich dann aber dennoch auch schwach – zuletzt habe ich mir RAGMAN und BLACK ROSES im Mediabook gekauft. Es gibt halt immer wieder Filme, die muss auch ich in einer besonderen Edition zu Hause stehen haben.
DEADLINE: Aber wie erklärst du es dir, dass nur noch die Verpackung und nicht mehr der Film an sich im Mittelpunkt des Interesses steht?
Rod Usher: Das hat mit unserer Gesellschaft zu tun. Egal ob Bücher, Musik oder Filme, alles wird durch den Wandel hin zum Digitalen immer weniger greifbar. Es hat doch alles keinen Wert, wenn man es nicht in den Händen halten kann. Ich nehme mich davon auch gar nicht aus, sondern merke es auch an mir selbst, dass ich z. B. einen Film, den ich per Download gesehen haben, schnell auch wieder vergessen habe. Ein Film, den man mag, möchte man doch besitzen können, ihn für immer und ewig im Regal stehen haben. Ich selbst handhabe es z. B. mit allen Marvel-Filmen so, die kaufe ich mir alle und stelle sie bei mir ins Regal – am besten als Steelbook. Eine schöne Edition gibt einem das Gefühl von einer Wertigkeit, und die ist dem Filmsammler nun mal sehr wichtig.
Interview geführt von Nando Rohner
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