Wenn sich der Körper auflöst
Auch wenn man nach wie vor in jeder Innenstadt – meist aus sehr lauten Autoradios – das bekannte „Bumm bumm bumm“ eines Techno-Beats hört, hat diese Musik doch weitaus mehr zu bieten. Wer in den 1990ern groß geworden ist, wird sich vielleicht noch an den großen Boom der Techno-Szene erinnern und an die großen Stars der Szene wie Westbam, Marusha, Sven Väth oder Carl Cox. In einen Techno-Club zu gehen oder einen Rave mitzuerleben, war (und ist) eine intensive Erfahrung, was selbst jene zugeben, die mit elektronischer Musik überhaupt nichts anfangen können.
In ihrer ersten gemeinsamen Regiearbeit RAVE ON, die ab dem 31. Juli in den deutschen Kinos läuft, geben die Filmemacher Nikias Chryssos (A PURE PLACE, DER BUNKER) und Viktor Jakovleski (BRIMSTONE & GLORY) ihrem Zuschauer die Gelegenheit, quasi vom Kinosessel aus diese Erfahrung mitzuerleben. Darüber hinaus erzählen sie eine Geschichte eines DJs (Aaron Altaras), der ein letztes Mal versucht, mit seiner Musik durchzustarten.
Im DEADLINE-Interview sprechen Nikias Chryssos und Viktor Jakovleski über die Besetzung des Films, die Location und ihre eigenen Musikvorlieben.
RAVE ON startet am 31. Juli via Weltkino Filmverleih in den deutschen Kinos!

DEADLINE: Was fasziniert euch an Techno, und habt ihr vielleicht auch Lieblings-DJs?
VIKTOR JAKOVLESKI: Ich bin in West-Berlin geboren und aufgewachsen. Dort war Techno eigentlich immer verpönt, und wir hörten vor allem R&B. 2005 oder 2006 war ich in einem Club, in dem immer Techno gespielt wurde. Dort auf dem Dancefloor habe ich diese Musik eigentlich zum ersten Mal wirklich verstanden. Das ist nicht einfach nur Musik zum Hören, sondern zum Fühlen. Wenn man sieht, wie sich die tanzenden Menschen auf die Frequenz der Musik einlassen, dann ist das etwas wirklich Starkes, und man bekommt als Mittanzender ein richtiges Gemeinschaftsgefühl.
Dieses Gefühl und diese Musik haben auch etwas sehr Heilsames an sich, was mich ungemein fasziniert hat.
NIKIAS CHRYSSOS: In den 90ern begann auch meine musikalische Sozialisation. Ich wuchs in der Nähe von Heidelberg auf, was interessanterweise auch so etwas wie eine Hip-Hop-Hochburg war, dank solcher Bands wie STIEBER TWINS und ADVANCED CHEMISTRY. Es gab aber zugleich eine Szene rund um elektronische Musik, vor allem wegen eines Labels namens Source Records, das in erster Linie solche Musik produzierte. Dort gingen Musiker wie Move D oder Alex Cortex ein und aus.
Durch dieses Label und diese Musiker hatte ich meine erste Berührung mit Techno. Vorher hatten mich Electro und Miami Bass interessiert oder Dinge wie IF und Disco. Nach dem Abi und dem Zivildienst bin ich nach München gezogen, und dort war ich zum ersten Mal auf einer Techno-Party im Ultraschall. Es war aber nicht so, dass ich von diesem Moment an nur noch auf solche Partys gegangen wäre. Damals war ich auch sehr oft beispielsweise im Atomic Café, wo Soul und Britpop gespielt wurden.
Als ich dann 2006 nach Berlin zog, habe ich mich intensiver mit Techno befasst. Was Viktor und ich bei der Arbeit an RAVE ON immer wieder diskutierten, war das Besondere an diesen Techno-Partys im Vergleich zu anderen Festen. Bei Dorffesten in Südeuropa zum Beispiel hat man das auch, dass sich eine Melodie hochschraubt und zu einer wirklich intensiven, fast schon hypnotischen Erfahrung werden kann. Die repetitiven Elemente des Technos gehen aber auf eine andere, beinahe psychedelische Ebene. Man verliert sich in einer Trance.

DEADLINE: Was war euch bei der Inszenierung des Clubs in RAVE ON besonders wichtig? Er wirkt sehr groß, aber ich vermute, dass er das gar nicht ist.
VIKTOR JAKOVLESKI: Da muss ich dich leider korrigieren, denn der Ort ist tatsächlich wirklich groß. Er ist sogar noch größer, als er im Film wirkt. Um aber auf deine Frage zu antworten, uns war das Thema Authentizität sehr wichtig. Eine solche Party und die Atmosphäre eines Clubs zu inszenieren, geht meist schief, wurde aber oft versucht. Mir fällt spontan nur BERLIN CALLING ein, wo das tatsächlich funktioniert hat, was daran lag, dass man bei echten Partys und in echten Clubs gefilmt hat. Da war es aber so, dass nur ein paar Szenen in den Clubs spielen, doch bei RAVE ON würden 98 Prozent des Films dort stattfinden.
Wir mussten also einen echten Club finden und dort richtige Partys schmeißen. Ich habe schon einmal an einem Projekt mitgewirkt, wo ich gemeinsam mit Julian Rosefeldt einen Rave in einem Wald gefilmt habe. Da habe ich gesehen, dass ein solches Vorhaben, wie wir es in RAVE ON machen wollten, funktionieren kann. Wir haben den Besuchern des Clubs von Beginn an vermittelt, dass wir eine Party schmeißen und eine tolle Zeit haben werden, aber hier und dort Kameras sein werden für ein Filmprojekt. Ich glaube, diese Herangehensweise hat viel dazu beigetragen, dass der Zuschauer von RAVE ON meint, er oder sie wäre in einem echten Club bei einer echten Party.
NIKIAS CHRYSSOS: Dieser Ansatz hatte natürlich zur Folge, dass wir bei Punkten wie der Tonmischung, besonders bei den Dialogen, oder beim Lichteinsatz immer beachtet haben, dass wir die Authentizität nichts aufs Spiel setzen. Bei vielen Produktionen wird im Falle eines Dialoges die Musik heruntergedreht, sodass man den Text, der gesprochen wird, verstehen kann. Wir wollten hier eine Balance finden.
Beim Licht haben wir in erster Linie die Beleuchtung des Clubs genutzt. Wenn der Film dann einmal kurzzeitig sehr dunkel wird, ist das eben so und der Location geschuldet.
Bei der Wahl der Schauspieler haben wir Wert darauf gelegt, dass sie über Club-Erfahrung verfügen, damit wir ihnen nicht groß erklären müssen, wie man sich dort verhält oder wie man sich bei einem Rave anzieht.
Ich finde es übrigens sehr lustig, dass du die Größe des Clubs anspricht. Als Viktor und ich uns das erste Mal dort getroffen haben, haben wir uns tatsächlich verlaufen, weil der Laden so verwinkelt ist. Auch beim Dreh ist uns das noch das ein oder andere Mal passiert. (lacht) Aber das zeichnet den Film auch aus, wenn man denkt, dass man hier wohl nicht so einfach rauskommen wird.
VIKTOR JAKOVLESKI: Wir haben auch bei der Crew darauf geachtet, dass die Rave-affin sind. Von unserer Kostümbildnerin bis zur Szenenbildnerin hatten wir nur Leute um uns herum, die das Nachtleben kennen und denen man das nicht groß zu erklären brauchte. Wir konnten direkt über Lösungen für bestimmte Szenen reden und wie man etwas bestmöglich umsetzt. Das hat enorm geholfen.
Wie Nikias schon sagt, war diese Affinität bei den Darstellern auch gegeben. Aaron und die anderen Darsteller sind sehr Rave-affin.

DEADLINE: Intensive Erfahrungen sind dir als Filmemacher ja geläufig, Viktor. Inwiefern war das Filmen eines mexikanischen Pyrotechnik-Festivals bei BRIMSTONE & GLORY eine gute Vorbereitung für RAVE ON?
VIKTOR JAKOVLESKI: Mich interessieren extreme Erlebnisse und Ereignisse, zu denen nicht unbedingt jeder hinkommt. Oder zu denen sich nicht jeder hintraut. Das Pyrotechnik-Festival in Mexiko hatte ich tatsächlich unterschätzt im Vorfeld. Erst vor Ort bekam ich dann einen Eindruck, wie gefährlich dieses Fest überhaupt ist.
Durch die Kraft des Kinos kann man Menschen zu solchen Ereignissen und Orten mitnehmen. Bei diesem Festival war mir und meinem Team klar, dass wir das nicht einfach von außen filmen konnten. Wir wollten mitten hinein ins Getümmel und damit ins Feuer. Natürlich trugen wir Schutzkleidung und liefen da nicht mit nacktem Oberkörper herum, wie manche der Akteure.
Bei RAVE ON wollen Nikias und ich dem Zuschauer eine ähnlich intensive Erfahrung bieten. Unsere Herausforderung war es, das Publikum zum einen mit auf den Dancefloor zu bringen und es zum anderen miterleben zu lassen, was die Hauptfigur Kosmo fühlt, unabhängig davon, ob es nun ein gutes oder ein schlechtes Gefühl ist, was er gerade empfindet. Wir wollen einerseits die Raver abholen, die sich in den Bildern des Films wiedererkennen, aber auch die Nicht-Raver, die durch RAVE ON vielleicht zum ersten Mal einen Rave sehen und ganz überwältigt sind.
NIKIAS CHRYSSOS: Dabei hat enorm geholfen, dass wir mit unterschiedlichen Crews gefilmt haben. Nur so konnten wir so viel Material filmen. Wir hatten nur wenige Drehtage, die ausgiebig genutzt werden mussten. Zugleich hatten wir diese vielen Menschen, den Club und die DJs, die für die richtige Stimmung gesorgt haben. Teilweise hatten wir nicht nur eine B-Unit, sondern auch eine C-Unit, die mit den Schauspielern mitging, das Licht des Clubs einfing oder einfach nur Mood-Aufnahmen drehte. Bei deinem Projekt in Mexiko hattet ihr, glaube ich, noch mehr solcher Akteure, die das Geschehen gefilmt haben.
VIKTOR JAKOVLESKI: Klar. Das geht auch gar nicht anders. Bei RAVE ON hatten wir zwar zwei Partys, auf denen wir filmen konnten, aber es ist dennoch ein Event, das man nicht reproduzieren kann. Das hat schon etwas Dokumentarisches.
Bei BRIMSTONE & GLORY hatten wir sieben Kameracrews, mit denen wir im Vorfeld festlegten, was welche Unit filmen würde. Das Ziel war es, viele verschiedene Facetten eines Events abzudecken. Bei RAVE ON war es ähnlich.

DEADLINE: Bei einem Interview zu A PURE PLACE hast du einmal gesagt, Nikias, dass du nicht so recht wüsstest, was dich eigentlich an räumlich begrenzten Locations so anzieht. Da du nun mit RAVE ON nach A PURE PLACE und DER BUNKER abermals eine Geschichte an einem sehr begrenzten Handlungsort erzählst, wollte ich fragen, ob du nun weißt, was dich an diesen Locations so anzieht.
NIKIAS CHRYSSOS: Das ist eine interessante Frage, vor allem, dass Viktor mit dem Projekt zu mir gekommen ist. Vielleicht hat mich das mit der Location dann so getriggert, dass ich zugesagt habe. (lacht) Ich habe das Gefühl, dass mich diese Mikrokosmen in unserer Welt interessieren. In DER BUNKER untersuche ich ein recht seltsames Familiengefüge, in A PURE PLACE eine Religionsgemeinschaft. In meinem neuen Projekt geht es um Tennis und Sport, also wieder um einen Mikrokosmos. Selbst mein TATORT ist sehr kammerspielartig geworden. In RAVE ON bewegen wir uns ebenfalls in einer eigenen Welt. Natürlich legen wir, wie schon erklärt, Wert auf Authentizität, aber im Film erschaffen wir einen eigenen Mikrokosmos. In diesem Fall entkommen die Menschen durch die Musik und das Tanzen aus dem Versuchslabor.
Wenn ich darüber nachdenke, sind ja auch unsere Körper klaustrophobische Orte oder Mikrokosmen. Bei einer solchen Party wie in RAVE ON erreicht man jedoch einen Zustand, in dem man transzendiert, wenn man so will. Man überschreitet dann eine Grenze, und der Körper löst sich auf. Vielleicht ist das ein Weg, dem Klaustrophobischen des eigenen Körpers zu entkommen.

DEADLINE: Um noch einmal auf das Thema Authentizität zu sprechen zu kommen: Im Film spielen neben Aaron Altaras, der nicht nur Schauspieler, sondern auch DJ ist, unter anderem Hieroglyphic Being und Lucia Liu mit, also Menschen, die auch im echten Leben der elektronischen Musik sehr nahestehen. Wie war es, diese Leute für RAVE ON zu gewinnen?
VIKTOR JAKOVLESKI: Unser Produzent machte uns auf Aaron aufmerksam. Zunächst waren wir skeptisch, denn die Rolle war eigentlich für jemanden gedacht, der um die 40 ist, und Aaron ist deutlich jünger. Wir haben ihn dann in einer Bar getroffen, und er hat uns mit seiner unverfälschten Art sofort überzeugt. Als wir ihm dann mehr von unserem Projekt erzählt haben, meinte er gleich, dass er nicht nur gerne mitspielen würde, sondern für alles am Start sei. Er war von Anfang an Feuer und Flamme für die Geschichte und die Rolle. Nachdem er gegangen war, haben wir uns nur kurz besprochen, aber uns beiden war klar, dass er der Richtige für die Rolle ist. Aaron gab uns das Gefühl, nicht nur alles für das Projekt zu geben, denn er schien uns jemand zu sein, der den Film tragen kann.
Uns war von Beginn an klar, dass der Dreh zu RAVE ON nicht einfach werden würde. Den Schauspielern, besonders dem Darsteller des Kosmo, würde der Dreh einiges abverlangen, auch physisch. Aaron gab uns das Gefühl, dass er das als eine Herausforderung ansah, und so war es dann auch vom ersten Drehtag an. Nach dem Ende der Dreharbeiten dankte er uns auch dafür, die Gelegenheit bekommen zu haben, eine solche Rolle spielen zu dürfen, weil solche Figuren im deutschen Kino eher selten sind.
Was mich wirklich umgehauen hat, war, wie gut Aaron bei Nahaufnahmen war. Er hat keine klassische Schauspielausbildung gemacht und daher auch nicht bestimmte Manierismen. Man kommt mit der Kamera nah an sein Gesicht, und es passiert nichts, außer dass man das Gefühl bekommt, dass er gerade genau das denkt, was seine Rolle in der Szene denkt. In meinen Augen ist das die höchste Schauspielkunst.
Im Falle von Hieroglyphic Being war das anders. Wir wollten für die Rolle des Troy Porter jemanden haben, der auch selbst ein DJ oder ein Produzent ist, also jemanden, der auch legit in der Szene unterwegs ist, die der Film zeigt. Nikias hat ihn für die Rolle vorgeschlagen, und wie der Zufall es so will, hatte Hieroglyphic Being gerade zu dieser Zeit einen Auftritt im Tresor in Berlin anstehen. Ich besorgte mir dann seine E-Mail-Adresse und schrieb ihn an. Wir verabredeten uns zu einem Kaffee in Berlin. Hieroglyphic Being ist eine Wucht von einem Menschen, so freundlich und spirituell. Nikias und mir war klar, dass das genau das ist, was die Rolle verlangt.
Ruby Commey, die Marnie spielt, ist befreundet mit Aaron und genau wie er ein Nachtschwärmer. Aaron machte uns auch bekannt mit Lucia Liu, weil wir meinten, dass wir für die Rolle ebenfalls einen echten DJ haben möchten.
NIKIAS CHRYSSOS: Die Besetzung hat sich mit der Zeit gefunden. Wichtig war es, dass wir jemanden für die Hauptrolle bekamen, der den ganzen Film tragen kann, was Aaron auf jeden Fall draufhat. Im Film reagieren die Menschen um ihn herum auf ihn, sodass sehr viel von der Besetzung abhängt. Deswegen war es fast schon eine Fügung, dass wir jemanden wie Aaron gefunden haben.
Ähnlich verhält sich das mit den Musikern. Bei Jamal oder Hieroglyphic Being hatten wir Glück, dass er gerade in Deutschland war und nicht auf Tournee. Bei unserem ersten Treffen erzählte er uns von einer Odyssee quer durch Griechenland nach einem seiner Auftritte, die an und für sich schon Stoff für einen Film hergeben würde.
Es gibt übrigens noch ein paar Miniauftritte von Musikern. DJ Killing tritt als „zitternde Person“ auf, und Hyperdrive ist auch im Film zu sehen.

DEADLINE: Ihr habt ja bereits den Einsatz von Licht und Sound in RAVE ON erwähnt. Könnt ihr noch etwas mehr dazu sagen, denn gerade das Licht macht Kosmos Aufenthalt im Club fast schon zu einer Reise durch die Hölle? Habt ihr euch hierfür Inspiration bei den Werken Gaspar Noés geholt?
VIKTOR JAKOVLESKI: Noé ist auf jeden Fall ein toller Regisseur. Egal, ob man seine Filme nun mag oder nicht, man muss zugeben, dass er versucht, im Film neue Wege zu gehen. LOVE und ENTER THE VOID sind da zwei Beispiele für Filme, die gerade technisch Neuland beschreiten und deswegen sehr mutig sind. Ob RAVE ON von seinen Filmen inspiriert wurde, kann ich nicht sagen. Wenn dem so ist, war es aber unbewusst.
Bei RAVE ON kommt dieser Eindruck durch die Perspektive zustande. Die Kamera ist immer sehr nah an Kosmo, und daher war es wichtig, dass sie so mobil wie nur möglich ist, damit sie ihm überallhin folgen kann.
Zum Lichteinsatz hat Nikias ja schon etwas gesagt. Vielleicht würde ich noch ergänzen, dass wir zwar immer das Licht im Club genutzt haben, aber wir mit unserem Oberbeleuchter Tarek Shayne Tabet stets geschaut haben, wo es möglich war, das Licht noch zu verstärken oder gar zu verlängern, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Unser Kameramann Jonas Schneider und unser Kolorist Manuel Portschy haben sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Der eigentliche Plan war, auf Super-16-Filmmaterial zu drehen, was wir aber aus praktischen Gründen verwerfen mussten. Manuel und Jonas haben in der Postproduktion dann aber eine Super-16-Kamera mit einem Kodak-Ektachrome-Positiv-Film genommen und den gesamten Film von einem kalibrierten Monitor abgefilmt. Das Ergebnis haben sie sich genau angesehen und es als Referenz für das Color Grading von RAVE ON benutzt. Im Grunde haben die beiden es im Nachhinein hinbekommen, dass RAVE ON aussieht, als wäre er auf Film gedreht worden. Deswegen hat das Licht so eine besondere Wirkung oder sehen die Hauttöne so interessant aus. Das hat einen leichten Retro-Touch.
NIKIAS CHRYSSOS: Jonas hat auch nur einen kleinen Teil des Kamerasensors benutzt, damit er nicht die Auflösung von 3K hat. Stattdessen hat das Bild so eine Körnung und sieht nicht so poliert aus, wirkt sogar etwas unklar manchmal. Er ist sogar so weit gegangen, dass er eine dramaturgische Kurve für die Hauptfigur und ihre „Reise“ im Klub gemacht hat, auf der eingezeichnet war, an welchem Punkt sie gerade ist und welche Substanzen sie gerade zu sich genommen hat. Dafür hat er dann jede Menge Referenzbilder gehabt. Er hat im Prinzip eine Kameradramaturgie gezeichnet, was erklärt, warum bestimmte Räume in RAVE ON immer wieder anders wirken. Wenn Kosmo beispielsweise die Toilette des Clubs zum ersten Mal betritt, wirkt sie ganz anders als später, denn da wirkt sie auf einmal verstörend und düster.

DEADLINE: Um das Interview zu beenden, komme ich noch einmal zurück auf das Thema elektronische Musik. Auf welches Konzert würdet ihr lieber gehen: Aphex Twin oder DAFT PUNK?
NIKIAS CHRYSSOS: DAFT PUNK sind zweifelsohne tolle Musiker, aber ich habe Aphex Twin schon einmal live gesehen, und das war ein unbeschreibliches Erlebnis.
VIKTOR JAKOVLESKI: Ich denke, ich würde auch zu Aphex Twin gehen. Alleine schon, weil ich ihn noch nie live gesehen habe und DAFT PUNK dafür schon. Es mag auch an der Halle gelegen haben, aber das Konzert wirkte auf mich sehr unpersönlich.
DEADLINE: CARPENTER BRUT oder JUSTICE?
NIKIAS CHRYSSOS und VIKTOR JAKOVLESKI: JUSTICE!
NIKIAS CHRYSSOS: JUSTICE habe ich 2007 an der Maria am Ostbahnhof gesehen, und das war ein absolut kranker Auftritt.
DEADLINE: Vielen Erfolg dabei und danke für das nette Gespräch.
Interview geführt von Rouven Linnarz

