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INTERVIEW MIT REGISSEUR OZ PERKINS UND HAUPTDARSTELLER THEO JAMES ZU THE MONKEY

AFFENTHEATER

 

Im Gespräch mit THE MONKEY-Regisseur Oz Perkins und Hauptdarsteller Theo James

 

Mit LONGLEGS gelang Oz Perkins letztes Jahr nicht nur einer der besten Horrorfilme des Jahres, sondern auch ein Hit an den Kinokassen. Dementsprechend warten die Fans gespannt auf seinen neuen Film THE MONKEY, welcher nicht nur auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King basiert, sondern auch noch von James Wan produziert wurde.

Wir haben uns mit Oz Perkins über den Film unterhalten und danach auch noch Hauptdarsteller Theo James zum Gespräch begrüßt, mit welchem wir uns nicht nur über THE MONKEY, sondern auch über die Zusammenarbeit mit Oz Perkins unterhalten haben.

Oz Perkins am Set

DEADLINE: Dank des Erfolges von LONGLEGS hast du dir die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums gesichert, welches zweifellos gespannt auf THE MONKEY wartet. Inwiefern setzt dich dies unter Druck?

Oz Perkins: Es ist keineswegs unkompliziert. Schließlich ist es uns mit LONGLEGS gelungen, eine Verbindung zu den Zuschauern herzustellen. Die Leute mochten den Film zweifellos, weswegen es immer schwer ist, solchen Erwartungen zu entsprechen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass THE MONKEY der richtige Film für den Moment ist. Wenn den Leuten gefällt, was ich tue, dann wird ihnen auch dieser Film gefallen. Man mag mir meine Zuversicht nachsehen, doch ich bin der Meinung, dass man mit dem Film eine echt gute Zeit haben kann.

 

DEADLINE: Warum ist THE MONKEY der richtige Film für den Moment?

Oz Perkins: Ich denke, weil der Film den Zuschauern die Möglichkeit gibt, über haarsträubende Katastrophen zu lachen. Aktuell läuft auf dieser Welt und in so vielen Ländern so manches schief, da braucht es eine Art Katalysator, dank welchem man ein wenig Druck ablassen kann. Nach dem Film wird man sich besser fühlen …

 

DEADLINE: Der Film ist also deine Definition eines Feelgood-Films?

Oz Perkins: Absolut! Die Idee hinter dem Film ist, dass man ihn sich mit seiner gesamten Familie ansehen kann. Ich möchte den Zuschauern damit ein ähnliches Erlebnis bieten, wie ich es seinerzeit hatte, als ich mir zusammen mit meinen Eltern GREMLINS angesehen habe.

Theo James und Oz Perkins am Set

DEADLINE: Wie würdest du eigentlich deinen Film- und Regiestil umschreiben?

Oz Perkins: Meine Methode besteht vor allem darin, ein gutes Drehbuch zu schreiben. Das lege ich dann in die Hände von talentierten Leuten, die daraus was Wunderschönes machen. Mein Drehbuch leitet sie in ihrem Rhythmus, ihrer Poesie und ihrer Kunst – und dennoch möchte ich damit niemanden einschränken. Ich muss nicht alles bis ins kleinste Detail unter Kontrolle haben, sondern überwache nur das große Ganze. Dazwischen gibt es viel Luft für die Ideen und Vorschläge der anderen, welche ich sehr gerne annehme, solange sie dem Geist meines Drehbuchs entsprechen.

 

DEADLINE: In unserem Gespräch zu LONGLEGS hast du mir gesagt, dass du das Drehbuch zum Film in einem Coffeeshop in Los Angeles geschrieben habest. Wie hat es sich beim Drehbuch zu THE MONKEY verhalten: Hast du das ebenfalls an einem öffentlichen Ort zu Papier gebracht?

Oz Perkins: Teils, teils. Ich habe während der Pandemie zu Hause damit angefangen und es später in einem Coffeeshop zu Ende geschrieben. Tatsächlich habe ich das Drehbuch noch vor jenem zu LONGLEGS zu Papier gebracht, wobei mir die Arbeit daran von Anfang an sehr leichtgefallen ist. Ich hatte von Beginn weg das Gefühl, dass ich die Geschichte durch und durch verstehe.

DEADLINE: Mit James Wan hast du diesmal einen sehr starken Produzenten an deiner Seite. Inwiefern hast du seinen Einfluss gespürt?

Oz Perkins: Er hat keinen Einfluss auf den Film genommen. Vielmehr war es so, dass er das Projekt und meine Herangehensweise stets unterstützt hat, was mir wiederum sehr viel Sicherheit und Zuversicht gab.

 

DEADLINE: Welcher Film von James Wan gefällt dir am besten?

Oz Perkins: Ganz klar MALIGNANT. Ich sehe meinen Film auch in einer gewissen Verwandtschaft zu MALIGNANT, da beide einen ähnlich schwarzhumorigen Grundton aufweisen.

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DEADLINE: Wie stark war der Druck, mit THE MONKEY eine King-Adaption zu drehen, die am Ende auch Stephen King gefallen muss?

Oz Perkins: Ich versuche mich im Allgemeinen keinem Druck und keinen Erwartungshaltungen auszusetzen, da beides jegliche Kreativität tötet. King war jedoch von Anfang an auch ein sehr toller Partner, der sich weitgehend aus dem kreativen Prozess herausgehalten hat. Er hat seine Meinung gesagt, wenn man ihn danach gefragt hat, ansonsten jedoch alle Entscheidungen mir überlassen. Ich denke, er wusste, dass ich sehr wohl weiß, was ich zu tun habe.

DEADLINE: Wobei du ja den Grundton der Geschichte verändert hast. Aus einer reinen Horrorgeschichte wurde bei dir eine Horrorkomödie. Wie hat er darauf reagiert?

Oz Perkins: Er mag es und findet den Film auch echt komisch. Ich hab ihn gestern zum ersten Mal persönlich getroffen, und er hat mir gesagt, wie sehr er den Film mag. In meiner Welt ist trockener und zynischer Humor ein Zeichen von Intelligenz – und ich denke, dass das bei King ebenso der Fall ist.

 

DEADLINE: Du selbst bist im Film auch in einer Rolle zu sehen. Was bedeutet dir die Schauspielerei?

Oz Perkins: Ich habe schon in der Highschool Theater gespielt. Jedoch habe ich mich dabei nie wirklich wohlgefühlt. Das Gleiche war später auch der Fall, als ich in diversen Filmen eine Rolle übernommen habe. Ich bin kein guter Schauspieler, weswegen ich damit auch aufgehört habe. Als ich dann für THE MONKEY die Rolle des Onkel Chip besetzt habe, kam mir die Idee, dass es doch ein lustiger Witz wäre, jene selbst zu spielen. Mir gefiel die Idee, eine Figur zu spielen, die dann unter meiner Regie ins Gras beißt.

 

DEADLINE: Horrorfilme sind wieder im Trend. TERRIFIER 3 hat sogar gezeigt, dass man mit einem reinen Splatterfilm die Kinocharts erobern kann. Woher kommt die neu entdeckte Vorliebe für blutige Horrorfilme?

Oz Perkins: Meiner Meinung nach muss man hierfür den Medien die Schuld geben. Wir leben in einer Zeit von unzensierten Bildern: Blut muss fließen, um bei den Leuten eine Reaktion hervorzurufen. Wir sind alle irgendwie auf der Suche nach dem nächsten Extrem, was sich so natürlich auch in unserer Unterhaltung widerspiegelt.

DEADLINE: Kann man somit davon ausgehen, dass für dich der wahre Horror von THE MONKEY in den blutigen Todesszenen liegt?

Oz Perkins: Ich sehe in den Todesszenen keinen Funken von Horror, da sie dafür zu übertrieben und überzeichnet sind. Es war auch nie mein Ziel, dass sich jemand aufgrund der Todesszenen fürchten soll. Für mich hat der Film etwas von einem Itchy & Scratchy-Cartoon.

 

Im Gespräch mit Theo James

 

DEADLINE: Als man dir die Hauptrolle in THE MONKEY anbot, warst du da schon mit den Filmen von Oz Perkins vertraut?

Theo James: Ja, weil Oz und ich während der Pandemie versucht haben, gemeinsam eine TV-Serie auf die Beine zu stellen. Oz wäre dabei als Produzent und Autor in Erscheinung getreten, während ich darin die Hauptrolle hätte spielen sollen. Es wäre eine Serie im typischen Oz-Stil geworden, doch leider hat sich kein Studio zu einer Finanzierung bereit erklärt.

Damals habe ich mir alle bisherigen Filme von Oz angesehen. Vor allem Die Tochter des Teufels fand ich super angesichts der Tatsache, dass das sein erster Film war.

Ich kannte Oz also schon, sowohl als Künstler wie auch als Person. Und ich war dementsprechend aufgeregt, als man mir die Rolle in THE MONKEY anbot. Dabei erkannte ich im Projekt von Anfang an auch seine Handschrift – es war ganz klar ein Oz-Projekt.

 

DEADLINE: Was gefiel dir besonders an dem Projekt?

Theo James: Der rabenschwarze Humor, der viel vom Klassiker GREMLINS hat. Aber auch die Metaebene, welche sich mit einem Trauma und der Verarbeitung eines Traumas auseinandersetzt.

DEADLINE: Wo liegt deiner Meinung nach der wahre Horror von THE MONKEY?

Theo James: Ich denke, zum einem im Affen selbst. Ein Spielzeug, welches sich im Grunde nicht bewegt und dennoch über so viel Macht verfügt. Dies hat schon was sehr Unheimliches, vor allem, wenn die Leute ihre eigene Angst darauf projizieren. Der Affe steht für das Unbekannte, für das, was wir nicht kennen und deswegen fürchten.

Auf einer existenziellen Ebene sehe ich den Horror jedoch auch darin, dass niemand weiß, wann sein eigenes Leben enden wird. Es ist eine Ungewissheit, mit welcher wir alle leben müssen. Der Affe im Film steht für ebendiese Ungewissheit, aber auch die Konsequenz, dass sich niemand dem Tod entziehen kann.

 

DEADLINE: Wo liegt für dich als Schauspieler der Reiz, unter der Regie von Oz Perkins zu spielen?

Theo James: Ich liebe es, wie er ein Händchen dafür hat, die dunkle Seite der menschlichen Seele zu ergründen. Etwas, was er sowohl in Die Tochter des Teufels als auch in LONGLEGS grandios gemacht hat. Für mich liegt in einem Film wie THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE weitaus weniger Horror als in den Filmen von Oz. Daher ist es für mich als Schauspieler auch sehr interessant, unter seiner Regie zu arbeiten, weil es mich sowohl als Mensch wie auch als Künstler herausfordert. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich mich mit ihm darüber unterhalten habe, dass man vielleicht die Herkunft des Affen erklären sollte. Oz war jedoch strikt dagegen, da er zum einen damit die King-Vorlage ehren wollte, zum anderen jedoch auch das Grauen nicht verwässern wollte, welches vom Affen ausgeht.

DEADLINE: Bist du selbst ein King-Fan?

Theo James: Ich habe selbstverständlich ein paar seiner Bücher gelesen und auch einige Filmadaptionen gesehen, sowohl gute wie auch schlechte. Doch die Kurzgeschichte, auf welcher THE MONKEY basiert, hatte ich vor dem Rollenangebot tatsächlich noch nie gelesen. Jedoch habe ich das danach dann nachgeholt.

 

DEADLINE: In den 1980er- und 1990er-Jahren gab es gefühlt mehr schlechte als gute Filmadaptionen von King-Geschichten. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass sich Hollywood so lange mit King-Adaptionen schwergetan hat?

Theo James: Ich denke, die guten Verfilmungen haben den Kern der King-Geschichten verstanden, die jeweilige Idee ernst genommen, anstatt sie nur als einen Vorwand zu verwenden. Natürlich ist es mit gewissen Risiken verbunden, wenn man tiefschürfende und auch literarische Themen adäquat umsetzen möchte, jedoch zahlt es sich am Ende aus, wenn man auch deswegen einen guten Film erhält. Ich denke, dass Oz auch über genau jene Fähigkeit verfügt, ebenjene Risiken einzugehen und dadurch einen tollen Film zu erschaffen.

DEADLINE: Wie war es für dich, in THE MONKEY Zwillingsbrüder zu spielen?

Theo James: Ich habe Nichten, die Zwillinge sind. Dank ihnen weiß ich, wie sich Zwillinge so verhalten. Es ist faszinierend zu sehen, wie sie sich miteinander umgehen. Auch habe ich in einer TV-Serie bereits Zwillinge gespielt, weswegen es für mich nichts Neues war. Auch wenn es an dieser Stelle sehr trocken und langweilig klingen mag, ist es im Grunde einfach nur eine Spiegelung, einen Zwilling zu spielen. Man spielt eine Rolle und spiegelt jene dann danach, indem man sozusagen das Gegenteil davon spielt. Ich habe es geliebt, dadurch sozusagen in den Rollen hin und her zu springen.

 

Interview geführt von Nando Rohner

 

 

 

INTERVIEW MIT REGISSEUR OZ PERKINS UND HAUPTDARSTELLER THEO JAMES ZU THE MONKEY