Mit über 44 Millionen verkauften Büchern ist Wolfgang Hohlbein einer der erfolgreichsten deutschen Autoren. Vergangenes Jahr wurde schon sein Roman DER GREIF als Serie bei Amazon Prime umgesetzt. Dieses Jahr startet nun am 17. Oktober mit HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN von Constantin Film Hohlbeins ganz eigene Interpretation der Nibelungensage, denn nicht der sagenumwobene Siegfried nimmt den Mittelpunkt der Geschichte ein, sondern der eher als Antiheld zu sehende Hagen kommt in der aufwendigen Produktion zum Zug. DEADLINE hatte die Gelegenheit mit Wolfgang Hohlbein über sein Werk und den Film zu reden. In der aktuellen Ausgabe #107 findet ihr ein Special zu HAGEN inklusive eines Interviews mit Jannis Niewöhner.
DEADLINE: Was hat Sie ursprünglich dazu inspiriert, die Geschichte von Hagen von Tronje aus einer neuen Perspektive zu erzählen, also anders als in der Nibelungensage?
WOLFGANG HOHLBEIN: Ich habe mir schon ganz viele geschliffene Antworten auf die Frage einfallen lassen, aber die Wahrheit ist ganz einfach. Es war im Endeffekt eine Auftragsarbeit von 1986, und ich wollte das eigentlich erst gar nicht. Meine erste Reaktion, als meine Verlegerin damit kam, war: Lass mich bloß damit in Ruhe, damit hat man mich in der Schule schon genug gefoltert. Wie es der Zufall will, kam genau an diesem Wochenende eine Wiederholung dieses sonderbaren 60er-Jahre-Films, das war ein Zweiteiler. Der einzige Mitstreiter, der den Namen Schauspieler auch nur annähernd verdiente, das war der Siegfried Wischnewski, das war damals einer der Großen, der Rest sagte mir nichts. Aber den fand ich als Figur, als Schauspieler, als Mensch und auch wie er die Rolle trotz allem Blödsinn rübergebracht hat, interessant. Dann kann man so die Idee haben: Mensch, erzähle die Story doch aus der Sicht des vermeintlichen Bösewichts. Da habe ich mir also das Nibelungenlied vorgenommen und so einige Nacherzählungen, und je öfter ich das gemacht habe, desto klarer wurde mir: So böse ist der eigentlich gar nicht. Nach ganz kurzer Zeit fing ich an, mich zu fragen, wieso eigentlich Siegfried so unser deutscher Nationalheld mehr oder weniger geworden ist, zumindest in den Generationen vor uns. Eigentlich ist es ein Rüpel, der mit der erklärten Absicht auftaucht, den König vom Stuhl zu stürzen und sich sein Königreich unter den Nagel zu reißen.
Nachdem er Kriemhild gesehen hat, kam er dann wohl auf die Idee, das kann ich einfacher und bequemer und mit angenehmen Nebeneffekten haben. So ist für mich eigentlich Hagen dann die wichtigere Figur geworden. Ich glaube, die ist es auch im Nibelungenlied immer gewesen, bis auf den vermeintlichen Mord. Das einzig Böse, das er gemacht hat, ist, zu seinem Wort zu stehen. Das Wort Nibelungentreue ist ja in unserer Geschichte leider Gottes ziemlich missbraucht worden, aber wenn man dann mal alles wieder auf den Ursprung zurückbringt, ist daran nichts schlimm, zu seinem Wort zu stehen. Das macht er nur bis zum bitteren Ende.
DEADLINE: Wie intensiv haben Sie da damals recherchiert? Was würden Sie sagen, wie viel lange hat es gebraucht, das Buch zu schreiben?
WOLFGANG HOHLBEIN: Also ich habe das Glück, dass ich relativ schnell schreibe. Ich weiß nicht mehr ganz genau, es ist, wie gesagt, aus den 80er-Jahren. Es waren ein paar wenige intensive Monate eigentlich. Natürlich habe ich das Nibelungenlied gelesen, und ich habe auch so einige Nacherzählungen, die es gibt und gab, gelesen. Ich war auch in Worms im Nibelungen-Museum, was man eben so machen konnte vor der Internetzeit. Heute ist das alles kein Problem, da schaut man nach, 1986 musste ich mich halt ins Auto schwingen und nach Worms fahren, was von hier so drei Stunden entfernt ist. Da ist die schöne moderne Zeit wirklich gut, die spart uns viel Energie, manchmal kommt allerdings auch Blödsinn dabei raus.“
DEADLINE: Glauben Sie, dass es heutzutage auch wichtig ist, klassische Sagen und Mythen auch neu zu interpretieren? Also im Endeffekt ihnen so einen Twist zu geben, wie Sie das eben damals auch schon gemacht haben.
WOLFGANG HOHLBEIN: Jein, es gibt ja ganz viele schöne Ausführungen, man muss nicht alles neu und anders erzählen. Aber es ist ein bisschen zu modernisieren und ein bisschen an die heutige Zeit anzupassen, natürlich, das halte ich sogar für wichtig. Es ist ja an sich eine ganz moderne Geschichte, wenn man jetzt von den Schauspielern und von den Personen ausgeht. So was sollte man durchaus öfter machen. Das hat auch einen Riesenspaß gemacht.
DEADLINE: Wie involviert waren Sie persönlich in die Filmproduktion?
WOLFGANG HOHLBEIN: Gar nicht. Ich habe ihn jetzt gerade vor drei Tagen gesehen (Stand Ende August). Ich habe vor einem Jahr schon mal so ein Zwischenergebnis angeguckt. Auch die erste Episode der angedachten Serie, ansonsten war ich nicht involviert. Kann ich auch nicht. Ich verstehe da insofern nichts von Filmen. Ich kann nur sagen, gefällt mir oder gefällt mir nicht. Was ein Drehbuchautor macht, ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was ich mache, nämlich mit möglichst wenigen Worten möglichst viel zu erzählen, während ich mehr aus der Ecke des weit Ausarbeitens komme Aber die wenigen Male, die ich wirklich Kontakt mit dem Regisseur oder dem Produzenten hatte, haben wirklich einen riesigen Spaß gemacht, und ich habe auch gemerkt, dass wir ziemlich auf einer Wellenlänge liegen. Das merkt man dem Film auch an. Wenn ich Regisseur oder Filmemacher wäre, dann hätte ich wahrscheinlich versucht, ihn so zu machen.
DEADLINE: Der Film ist doch sehr beeindruckend umfangreich. Was hat Sie persönlich an der visuellen Umsetzung besonders beeindruckt?
WOLFGANG HOHLBEIN: Einfach die Größe. Es ist natürlich nicht mit den HERR DER RINGE-Filmen zu vergleichen. Eigentlich sind es keine 10.000 Reiter, die da rumgaloppieren, sondern in Wahrheit wahrscheinlich nur 30, die digital vervielfältigt wurden. Aber man hat das Gefühl – genau was die Nibelungensage ja auch ist –, man sieht ein großes Drama. Die zweite Frage, die ich gestellt bekam, als ich jetzt in München zum Filmschauen war, war, ob man das mit Hollywood vergleichen könne. Ich hätte beinahe genickt, habe dann aber doch gesagt: Nein, Gott sei Dank nicht. Es ist wirklich ein großes deutsches Drama, es ist eben nicht KAMPF DER TITANEN auf Deutsch, sondern eine Geschichte, die wahrscheinlich nur so die Mitteleuropäer so erzählen können. Also ich bin mit dem Ergebnis rundum zufrieden.
DEADLINE: Ich finde auch, dass der Film etwas sehr Episches an sich hat, er wird der Nibelungensage durchaus sehr gerecht. Stilistisch bewegt er sich so ein bisschen zwischen GAME OF THRONES und VIKINGS, wenn man jetzt zwei modernere Beispiele nimmt. Würden Sie auch sagen, dass man das so in die Richtung sehen kann?
WOLFGANG HOHLBEIN: Also er bringt die Stimmung der Geschichte rüber, das ist das Wichtige. Ich habe da eine Internetkritik von jemandem gesehen, der sich unglaublich echauffiert hat, weil die Rüstungen nicht hundertprozentig authentisch sind und dann auch in der ersten Sekunde ein Drache durch das Bild fliegt. Er ist vielleicht nicht ganz so realistisch, aber er bringt genau die Seele der Geschichte rüber, genau das, was ich beim Schreiben oder später auch beim Lesen empfunden und gefühlt habe. Natürlich hätte man ihn noch größer machen können, noch mehr ausarbeiten, aber es kommt ja auch noch die Serie, in der viele Fragen, die jetzt noch gar nicht gestellt worden sind im Film, auch noch beantwortet werden.
DEADLINE: Das ist dann nächstes Jahr, wenn die HAGEN-Serie bei RTL+ kommt. Denken Sie, dass der Film auch wieder neue Leser zum Buch bringt?
WOLFGANG HOHLBEIN: Das hoffe ich, aber ich kann mich über mangelnde Leser auch beim Buch nicht beschweren. Das ist ganz eigenartig, aber ich glaube, das liegt doch ein bisschen am Stoff. Dieses Buch ist niemals auf irgendeiner Bestsellerliste aufgetaucht. Es ist nie großartig besprochen worden, und wir haben auch nie mehr als so gut eine Million davon verkauft. So ein heimlicher Bestseller war es so die letzten 30, 40 Jahre, so kommt auch diese Zahl zustande. Aber ich glaube nicht, dass jetzt die Leute in die Buchhandlungen stürmen und das Buch aus dem Regal reißen. Ich hoffe das natürlich, aber realistisch ist es nicht.
DEADLINE: Also ich persönlich fand den Film so, dass ich sagen würde, dass ich das Buch jetzt eben auch lesen würde.
WOLFGANG HOHLBEIN: Nächstes Jahr gibt es die Fortsetzung des Buches, ich habe sie gerade geschrieben. Den zweiten Teil der Nibelungengeschichte sozusagen. Das kann man sich für nächstes Jahr schon einmal vormerken.
DEADLINE: Ach cool, würden Sie sagen, Sie haben da dann auch viele Rechercheprozesse mit reingebracht?
WOLFGANG HOHLBEIN: Recherche weniger, ich habe ja mehr oder weniger erst das so gut wie fertige Produkt gesehen. Aber jetzt gerade am Montag, als ich in München im Kinosaal saß, da sind – und das war mir zum Teil schon unheimlich – einige Sätze und Dialoge gefallen, die ich gerade zuvor in der Endphase von KRIEMHILDS RACHE geschrieben habe. Ich habe mich so hundertprozentig an diesen Film drangehängt, als hätte ich ihn schon gesehen. Das zeigt, wie sehr die ganze Mannschaft und ich auch auf einer Linie waren.
DEADLINE: Wie fanden Sie denn die Balance zwischen der Musik und Audio?
WOLFGANG HOHLBEIN: Das war auch der einzige Kritikpunkt, den ich hatte. Es ist noch nicht die endgültige Musikfassung, die ich gesehen habe. Ich fand es zu leise, gerade bei manchen Szenen, da braucht man auch Lautstärke. Aber man hat mir gesagt, das sei jetzt nur die Vorabfassung. Da bin ich guten Mutes, dass es noch besser wird, aber auch jetzt ist es ja nicht schlecht. Wie sagt man so schön: Das Bessere ist der Feind des Guten.
DEADLINE: Gab es für Sie persönlich einen Moment, der Sie einfach so richtig überrascht hat, wie Sie im Kinosaal waren?
WOLFGANG HOHLBEIN: Hm, also überraschend … ich kenne ja die Geschichte.
Aber was ich nicht erwartet hätte, das waren die Walküren. Also da habe ich schon gedacht, das werden so die klassischen Amazonen mit langen Schwertern und großen Helmen, und dass sie dann so strange sind und man ein bisschen fast erschrickt im ersten Moment, wenn man sie sieht. Das fand ich dann auch sehr gut, dass man eben nicht die ausgetretenen Pfade gegangen ist und den bequemen Weg, sondern da haben sie sich was völlig Eigenes einfallen lassen, das fand ich nach dem ersten Schockmoment auch richtig gut.
Zum Beispiel diese eine Walküre, diese blonde mit der seltsamen Frisur, ich fand sie im ersten Moment grausig, sie ist auch nicht sympathisch, soll sie auch nicht sein, aber je öfter man solche Figuren überhaupt im Film sieht, desto mehr zeigt sich, dass es auch ein eigenständiges Werk ist und sich nicht einfach an beispielsweise WONDERWOMAN orientiert hat. Die Gefahr hätte da ja durchaus auch bestanden.
DEADLINE: Was, würden Sie sagen, fasziniert Sie persönlich am Fantasy-Genre am meisten? Sie sind ja vor allem Fantasy- und Horrorautor.
WOLFGANG HOHLBEIN: Ich mag diese Unterteilung eigentlich gar nicht. Fantasy, Horror, Science-Fiction … wie auch immer man es heute nennen mag, es ist alles fantastisch, und das interessiert mich daran. Ob es jetzt auf einem fremden Planeten mit kleinen grünen Menschen spielt oder im 8. Jahrhundert wie HAGEN oder auch in einer reinen, völlig ausgedachten Fantasy-Welt, das ist eigentlich egal …
Es muss fantastisch sein, das hat mich eigentlich immer interessiert, also jeder Stoff, der so einen halben Schritt neben der Wirklichkeit steht. Wenn ich was über Eheprobleme wissen will, dann habe ich meine Nachbarn. Also die haben keine, nicht das jetzt falsch verstehen. Im Grunde so realistische, durchaus auch gute und wichtige Geschichten, aber ich mag eben auch das, was ich selber konsumiere in Filmen oder Büchern. Wobei beim Lesen mich Science-Fiction eher nicht interessiert.
Aber wie gesagt, im Grunde mag ich alles, was so einen Schritt neben der Wirklichkeit steht. Man kommt nie zu einem Ende, hinter jeder Tür, die man aufstößt, ist eine neue. Die endgültige letzte Wahrheit oder Erklärung gibt es bei Fantastik nicht.
DEADLINE: Wenn Sie jemandem, der Schriftsteller werden will, einen Tipp mit auf den Weg geben wollen würden, was könnten Sie dem-/derjenigen sagen?
WOLFGANG HOHLBEIN: Ich würde sagen, macht dasselbe, was ich gemacht habe. Ich schiele jetzt nicht darauf, was gerade angesagt ist, was die Leute haben wollen. Sondern schreibe die Geschichte, die ich selbst gerne lesen möchte. Das habe ich eigentlich immer so gemacht. Und ich hatte das Glück, dass es dann noch ’ne Menge anderer Leute gibt, die die Geschichte auch lesen möchten. Wenn man wirklich Spaß an etwas hat, dann wird es auch gut. Ob man dann 100.000 Leser generiert oder nur 5, die auch begeistert sind, spielt in dem Moment erst mal keine Rolle. Ich schreibe tatsächlich jede Geschichte erst mal für mich. Und wenn ich sage, die Geschichte interessiert mich nicht, mache ich sie nicht.
DEADLINE: Heutzutage ist ja gerade auch die künstliche Intelligenz ein ziemliches Thema. Würden Sie sagen, das wird die Literatur und auch die Filme in der Zukunft ziemlich beeinflussen?
WOLFGANG HOHLBEIN: Auf der einen Seite fand ich es toll, weil ich eben Science-Fiction- und Fantasyfan bin, es gibt immer wieder neue Möglichkeiten, aber es hat mich schon erschreckt. Also wenn man sich so überlegt, dass es heute den normalen Gebrauchsübersetzer, der jetzt ein JERRY COTTON-Heft übersetzt, praktisch nicht mehr gibt. Das machen alles mittlerweile Maschinen. Es wird auch noch schlimmer, in ein paar Jahren wird es wahrscheinlich nur noch ein paar Redakteure geben, und den Rest macht eben ChatGPT oder wie sie alle heißen. Und ich habe natürlich auch ein bisschen Angst … oder formulieren wir es anders … wenn ich jetzt nicht 71, sondern 31 wäre, dann würde ich den Panikknopf ganz tief reindrücken. Ich habe ja als Auftragsautor sozusagen angefangen für Heftromane, Zeitungskrimis und so was geschrieben. Ich denke mal, das wird es in 20 Jahren nicht mehr geben, vielleicht sogar in 15 schon nicht mehr. Gerade bei KRIEMHILDS RACHE hatte ich das Problem, dass ich in einer Szene nicht reinkam, und mir gedacht, ach, probiere doch mal, und hab eben ChatGPT ein paar Sachen gegeben bzw. mit ein paar Sachen von mir auch gefüttert. Dann habe gesagt, schreib mir die und die Szene, da soll das und das vorkommen, das dauert dann ungefähr acht Sekunden, das ist ja schon erschreckend genug. Und ich habe es dann nicht gemacht, den Text zu benutzen, aber ich war tatsächlich in Versuchung, die Szene zu benutzen, weil sie einfach handwerklich gut war. Es fehlt ein bisschen die Seele, aber das ist eine Frage der Zeit, bis man den Unterschied nicht mehr merkt. Also es ist Fluch und Segen zugleich. Fluch mehr für Leute wie mich und vielleicht auch Sie, und Segen für die Leute, die sich demnächst ihren persönlichen Roman kreieren lassen können, wie sie ihn haben wollen. Das wird passieren.
DEADLINE: Ich habe auch gehört, dass eben viele Kleinverlage auch gerade von allen Seiten mit Manuskripten überflutet werden.
WOLFGANG HOHLBEIN: Ich bin mit einigen Lektoren befreundet, und sie haben schon Manuskripte bekommen, die doch sehr nach ChatGPT und dergleichen klangen. Wie sagt mein Agent immer so schön, ich glaube an dem Satz hat er lange gearbeitet: Wir können den Drachen nicht erschlagen, dann müssen wir halt lernen, ihn zu reiten.
DEADLINE: Ihre Werke gesamt betrachtet, was würden Sie gerne noch filmisch umgesetzt sehen, neben HAGEN jetzt?
WOLFGANG HOHLBEIN: HAGEN war tatsächlich mein Lieblingsbuch von meinen selbst geschriebenen. Ansonsten … Es gibt jetzt keines, wo ich sage, das muss unbedingt … Ich habe eine Menge, wo ich sage, das ist nicht nötig, das zu verfilmen.
Es gibt ja jetzt drei Kinofilme insgesamt. Es gab DIE WOLF-GÄNG, das war ein Familienfilm. Es gab dann letztes Jahr bei Amazon Prime DER GREIF als Serie und jetzt eben HAGEN. Es sind drei so grundverschiedene Sachen, die kann man gar nicht vergleichen. Und wenn ich den Wunsch äußern könnte, dann jetzt nicht unbedingt einen speziellen Titel, sondern wieder etwas anderes, meinetwegen eine Horrorgeschichte. Also einfach mal die verschiedenen Genres so abklopfen. Ich mag das sowieso. Ich bin nie zu hundert Prozent mit etwas zufrieden, und ich möchte auch immer wieder neue Sachen haben zum Probieren. Ich habe das bis jetzt so durchziehen können, und ich hoffe, das geht auch weiter so.
DEADLINE: Wenn Sie in einem Satz ungefähr jemandem, der den Film jetzt noch nicht gesehen hat, sagen müssten, warum man HAGEN jetzt im Kino sehen sollte, wie wäre dieser?
WOLFGANG HOHLBEIN: Weil es eigentlich der erste wirklich ernst zu nehmende deutsche Fantasyfilm ist. Also es sind ja sehr wenige Fantasy-Elemente drin, und die, die drin sind, das haben sie auch sehr geschickt gemacht. Es überlässt eigentlich dem Zuschauer die Wahl, ist es jetzt eine Einbildung, ist es ein Traum, so richtig fantasymäßig ist im Grunde aber eigentlich gar nichts. Außer die Walküren, aber selbst die sehen so aus, dass man sagt, sie hätten so sein können. Und mir fällt kein deutscher Film ein, der das so perfekt hingekriegt hätte.
DEADLINE: Ist dann Ihrer Meinung nach allgemein die deutsche Sagenkultur vielleicht ein bisschen unterrepräsentiert, auch im Film, im internationalen oder deutschen?
WOLFGANG HOHLBEIN: Es ist ja mehr oder weniger die nordische Kultur, das schwappt ja auch zu uns rüber. Eigentlich nicht, wenn man so genau hinguckt. Wir haben halt nicht so viele große Legenden und Sagen wie die Römer oder gar die Chinesen. Aber so unterrepräsentiert ist es eigentlich nicht. Man sieht in Amerika, Thor ist da einer der großen Helden, obwohl das im Endeffekt nicht wirklich viel mit unserem Thor zu tun hat, aber von ihm inspiriert worden ist er selbstverständlich.
DEADLINE: Vielen Dank für Ihre Zeit!
Interview geführt von Marcel Kober