Sean Anders ist bisher eher als Drehbuchautor nicht jugendfreier Komödien (WIR SIND DIE MILLERS, DUMM UND DÜMMEHR) in Erscheinung getreten. Bei der Fortsetzung von KILL THE BOSS setzte sich der talentierte Amerikaner in den Regiestuhl, um uns mit einem Reigen cleveren Humors zu versorgen. Wir führten ein Gespräch mit ihm über die Inszenierung von Komik, lustige Filmteams und warum Jennifer Aniston nicht gestoppt werden kann.
DEADLINE: Wann hast du dich dazu entschlossen, die Herausforderung, eine Fortsetzung von KILL THE BOSS zu drehen, anzunehmen?
SEAN ANDERS: Wir hatten einen runden Tisch mit den drei Hauptdarstellern (Jason Bateman, Charlie Day und Jason Sudeikis, Anm.) und einigen Autoren, um Ideen für den Film zu sammeln. Dabei kamen eine Menge guter Einfälle zusammen, aber nichts, was sich nach einem neuen, „frischen“ Film angehört hat. Wir wollten nicht denselben Film noch mal machen. Daher war es von Anfang an klar, dass es schwierig werden würde, mit dieser Fortsetzung zu beginnen. Als wir dann ein paar Einfälle hatten, die alle mochten, wurde es eine lustige Herausforderung. Aber zunächst war es eher beängstigend.
DEADLINE: Kannst du uns etwas über den Schreibprozess mit den drei Hauptdarstellern erzählen und was ihre Einfälle waren, als die Story geschrieben wurde?
SEAN ANDERS: Zunächst mal war das für uns alle neu. Wir hatten die Basis-Idee, dass sich Chris Pines Figur selbst entführen soll. Wir kamen also mit dem fertigen Drehbuch und haben uns mit den dreien zusammengesetzt. Das Gute war, dass diese drei ihre Figuren seit Jahren kennen, sie hatten damit lange vor uns begonnen. Eine unserer Ideen war, dass Nick (Jason Bateman) diesmal ein wenig die Führung übernimmt, aber Jason wollte seine eher widerwillig anlegen. Und er hatte absolut recht. Daher ist so wertvoll, dass diese Jungs ihre Charaktere im Film so gut kennen – abgesehen davon, dass sie total verrückt sind, witzige Kerle mit den irrsten Ideen. Charlie (Day, Anm.) im Speziellen ist groß darin zu sagen: „Ich glaube nicht, dass meine Figur das tun oder das sagen würde“. Und du wirst nie jemanden treffen mit einem größeren Output an Ideen und Witzen in einem bestimmten Zeitraum als Jason Sudeikis. Bei so vielen starken Meinungen in einem Raum ist es schwer, eine gute Mischung zu machen, aber die Jungs hatten immer Respekt voreinander und waren sehr cool.
DEADLINE: Wie war die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern, und warum, glaubst du, passen sie so gut zusammen?
SEAN ANDERS: Auf eine gewisse Art ist es der Klang ihrer Stimmen. Denn alle drei machen auch viel Synchronarbeit. Sie haben alle drei sehr markante Stimmen. Das war auch einer der Gründe, warum ich auf die Teilnahme von Chris Pine sehr gespannt war, da auch er eine sehr markante Stimme hat. Jason Bateman spricht immer sehr überlegt und speziell. Jason Sudeikis klingt sehr enthusiastisch, Charlie Day, natürlich, ist überall, und das zugleich: ausflippen in einem Moment und ganz still sein im nächsten. Diese drei Stimmen zusammen ergeben eine tolle „Musik“.
DEADLINE: Erzähl mal, wie es war, Chris Pine und seine Figur Rex in die Geschichte einzubringen.
SEAN ANDERS: Es war toll, denn ich glaube, Rex ist die Figur, auf die wir am stolzesten waren in unserem ersten Drehbuchentwurf. Was uns daran so gefallen hat, war, dass wir nicht wollten, dass er nur böse ist. Unabhängig davon, was er in der Geschichte macht, mag Rex die drei Jungs wirklich. Er hat viel Spaß mit ihnen. Er fühlt eine Kameradschaft mit ihnen, daher machte das so viel Spaß. Die erste Szene, die wir mit Chris gedreht haben, war die, wo er aus dem Kofferraum steigt. Und das war eine schwierige erste Szene, aus dem Kofferraum zu steigen und sich 15 Takes lang den Hintern wegzulachen. Aber er hat seine Figur sofort verkörpert, ein Typ, der es liebt, idiotisch zu sein.
DEADLINE: Wie war es, die Szenen für Jennifer Anistons Figur Dr. Julia zu schreiben, und wie entwickelt sich ihre Figur im neuen Film?
SEAN ANDERS: Jen ging schon im ersten Film sehr weit, also machte es Spaß, für sie etwas zu schreiben. Und als wir uns mit ihr hingesetzt haben, hat sie, sehr zu meiner Überraschung, auf dem ersten Drehbuchentwurf notiert: „Können wir nicht noch weiter gehen? Kann ich noch verrückter sein, kann ich noch mehr verrückte Sachen sagen?“ Das machte viel Spaß. Viel von dem Dialog zwischen ihr und Jason Bateman war Jasons Idee, und Jen hat sich mit Vergnügen darauf gestürzt, sie war zu allem bereit.
DEADLINE: Wie habt ihr Christoph Waltz’ Figur angelegt, und wie war es, mit ihm zu arbeiten?
SEAN ANDERS: Es war sehr Furcht einflößend und etwas einschüchternd, ihn dazu zu bewegen, einige der Blödeleien mitzumachen, die wir mit ihm vorhatten. Wenn du den Film siehst, dann ist darin eine kurze Fantasie-Sequenz, die vielleicht eineinhalb bis zwei Minuten dauert. Christoph kommt darin viel vor, aber es ist eine aufwendige und sehr stylisch angelegte Sequenz, die länger gebraucht hat, als wir dachten. Der arme Christoph musste ans Set kommen und hatte vielleicht einen Satz Text, musste aber trotzdem den ganzen Tag bleiben, damit die Kameras für die Sequenz um ihn „herumfliegen“ konnten. Ich war in einem ständigen Stadium des Mich-bei-ihm-Entschuldigens. Aber er hätte gar nicht netter sein können, er hätte nicht professioneller sein können. Seine Aufgabe im Film ist es, aufzutreten und sofort eine mysteriöse Art von Naturgewalt zu sein. Daher war es so gut, jemanden wie Christoph für diese Rolle zu haben. Mit jemandem, der diese Präsenz nicht besitzt, wäre es nicht so gut rübergekommen.
DEADLINE: Waren Jamie Foxx und die anderen Schauspieler, die diesmal auch wieder dabei sind, sofort begeistert, als du ihnen erzählt hast, was mit ihnen im neuen Film passiert?
SEAN ANDERS: Ja, die waren sofort dabei. Das war auch eines meiner Bedenken, aber alle hatten eine tolle Zeit. Als wir am Drehbuch arbeiteten, wurde Jamies Rolle immer größer. Ich weiß nicht mehr, wessen Idee es war, dass er plötzlich im Finale noch mal auftaucht, ich weiß, es war nicht meine, vielleicht war es Charlies. Aber es hat wirklich Spaß gemacht, „Motherfucker“ Jones auch diesmal dabei zu haben. Ihn aus seinem „Habitat“ zu nehmen und in die Verfolgungsjagd zu stecken war toll. Jamie hat viel Erfahrung mit Improvisation, also konnte er mit den anderen gut mithalten. Wir hatten 12 oder 13 Minuten lange Aufnahmen, wo sich die Jungs nur mit ihm einen Schlagabtausch lieferten, da waren einige Schmuckstücke dabei.
DEADLINE: Wolltest du eine bestimmte Stimmung am Set haben, die zu dem „Ton“ der Szenen passt, oder hat sich das von alleine ergeben?
SEAN ANDERS: Ich bevorzuge eine möglichst entspannte Atmosphäre am Set, bis hin zu jedem Teammitglied, das wir anstellen. Wir versuchen natürlich, eine besonders freundliche Crew zu haben. Ich glaube einfach, das ist das Beste, wenn man eine Komödie dreht. Es ist einfacher für die Schauspieler, weiter zu gehen, wenn man sich entspannt fühlt und nicht gezwungen. Wenn die Schauspieler zufrieden sind und eine gute Zeit haben, dann sieht man das auch auf der Leinwand, und die Zuschauer merken das auch. Wenn man einen Film dreht, ist das nicht von der ersten bis zur letzten Minute des Tages Vergnügen, so wie Hollywood das gerne darstellt, aber es ist immer noch eine Menge Spaß dabei. Und je mehr man davon auf die Leinwand bringt, desto mehr überträgt sich das auch auf das Publikum.
DEADLINE: Die Eröffnungssequenz, als die drei den „Shower Buddy“ im TV präsentieren, ist sehr lustig. Hattet ihr den Schlachtplan, den Zuschauer gleich von Anfang an und dann für den restlichen Film zum Lachen zu bringen?
SEAN ANDERS: Wenn Komödianten auftreten, ist es wichtig, eine große Eröffnung und einen großen Schluss zu haben. Wenn man mit einem mäßig guten Witz einsteigt und dann mit einem großen weitermacht, klappt das nicht. Man muss gleich groß anfangen und die Leute in die Stimmung zum Lachen bringen. Die Duschszene am Anfang machte uns richtig Sorgen. Die Sache musste gleich klappen, sonst hätten wir sie rausgeschnitten. Wir dachten, wenn die Leute da nicht lachen, müssen wir das neu erdenken. Aber wir hatten viele witzige Momente. Charlie, der schwitzt, einige improvisierte Sätze von Sudeikis und Batemans Blicke während des Interviews bekamen einige Lacher. Wir dachten, wir bekommen etwas Kichern für diese ersten Momente und die Duschszene wird der erste Brüller. Aber so wurde es nicht, bereits als Charlie zum ersten Mal zu sehen war, wurde gelacht, und als die Dusche gezeigt wurde, waren die Leute bereits in Stimmung. Von da an konnte die Szene keiner mehr bremsen.
Interview und Übersetzung von Patrick Winkler.
Ein Review findet ihr hier:
https://deadline-magazin.de/kill-the-boss-2/
Den Trailer hier: