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JASON CLARKE IM INTERVIEW ZU REMNICK (THE LAST FRONTIER) AUF APPLE TV

MAN OF ACTION

Im Gespräch mit Hollywoodschauspieler Jason Clark

Einmal mehr beweist AppleTV ein Händchen für gekonnte und aufwendig produzierte Serienkost. THE LAST FRONTIER erweist sich dabei als nichts weniger als eine Rückbesinnung auf die Zeit, als Actionfilme noch weitgehend handgemacht waren. Aus einer im Grunde simplen Prämisse wird dabei ein Höchstmaß an Spannung und Wendungen herausgeholt, wobei sich Hollywoodstar Jason Clarke als wahrer Man of Action erweist. Und genau darüber haben wir uns mit dem sympathischen Schauspieler unterhalten – und ebenso auch über seine Rolle als Executive Producer des mehr als nur sehenswerten Serienhighlights.

DEADLINE: Meine erste Frage betrifft den Drehort: Was machte Alaska zu einem perfekten Schauplatz für diese Geschichte? Und welche Herausforderungen gab es für dich beim Drehen dort?

JASON CLARKE: Oh, die Herausforderungen waren enorm. Der Schnee lag nur zehn oder elf Tage – weswegen wir die ganze Serie in völlig chaotischer Reihenfolge drehen mussten. Wir mussten alle Außenszenen so schnell wie möglich abdrehen. Man sieht ja den Umfang und die Ambition dieser Produktion. Wir hatten es mit einem riesigen Biest zu tun, welches wir irgendwie handhaben mussten. Wir mussten uns stets dem Wetter anpassen, wenn es uns dazu zwang – und das tat es mehrfach.

Trotzdem liebte ich das Draußensein, das Abenteuer daran – schon beim Lesen dachte ich: „Das wird eine Herausforderung, die mich fitter und stärker machen wird.“ Ich liebe die Kälte und die Berge wirklich – sie schärfen deinen Geist, deinen Körper, dein Schwert, sozusagen.

Man muss auf sich selbst und alle um sich herum achten – das verleiht dem Ganzen eine großartige Kulisse, wenn man es später sieht. Wegen des Aufwands wird jedoch nur selten so intensiv vor Ort gedreht; wenn man jedoch das Endresultat sieht, dann wird man erkennen, wie wunderschön es ist.

DEADLINE: Wie hast du es geschafft, die Doppelbelastung als Hauptdarsteller und Executive Producer zu bewältigen?

JASON CLARKE: Ich denke, Produzent zu sein, hat mir tatsächlich geholfen, meine Figur zu finden. Frank ist ein Mann, der sich um seine Gemeinschaft kümmert, um seine Familie, um Sidney – und das war auch mein Fokus beim Dreh.

Ich war jeden Tag am Set, und da ich schon in Montreal gedreht hatte, kannte ich viele aus dem Team. Wenn man die Hauptrolle spielt, richtet sich die Kamera sowieso oft auf dich – aber ich sorge gerne dafür, dass sich auch alle anderen wohlfühlen, besonders Gastdarsteller, die oft für eine Woche kommen und schwierige, emotionale Szenen spielen. Ich gab ihnen mehr Takes, mehr Raum – das half mir, Frank zu verstehen: einen Mann, der Verantwortung übernimmt und andere beschützt. Am Ende tat ich hinter der Kamera das, was meine Figur in der Serie tut – es half mir, meinen Charakter zu vertiefen und gleichzeitig die Produktion am Laufen zu halten. Und bei dieser Kälte muss man immer vorbereitet sein. Wenn du zu viele Wiederholungen brauchst, friert dir irgendwann der Tonmann ein! Ich mochte diese Verantwortung – sie hielt mich fokussiert.

DEADLINE: Was hast du dank des wilden, kalten und unberechenbaren Drehorts über dich selbst gelernt?

JASON CLARKE: Alaska haut dir an manchen Tagen richtig ins Gesicht. Ich dachte, ich kenne Kälte – ich habe EVEREST in den Alpen und im Himalaja gedreht. Aber hier gab es Tage, da war es so kalt, dass du kaum denken konntest. Das hat mir beigebracht: Sei nicht überheblich, bleib aufmerksam. Die Produktion kann es sich nicht leisten, dass du krank wirst oder unvorbereitet bist. Ich musste topfit bleiben, immer vorbereitet – jeden Tag. Ich bekam regelmäßig Massagen, einfach, um die Belastung auszuhalten – die Action, die Stiefel, die Kälte. Aber das Schöne war: Du musstest gar nicht so tun, als wärst du außer Atem – du warst es! Das gibt dir als Schauspieler echte Emotionen.

DEADLINE: Die Serie hat einige gefährliche Stunts. Wie aktiv warst du bei diesen Actionszenen beteiligt?

JASON CLARKE: Sehr aktiv – ich habe die meisten selbst gemacht. Unser Stuntteam war fantastisch. In der ersten Folge gibt es diese lange Helikopterszene – über sechs Minuten in einem Take – unglaublich! Ich wollte so eine Szene schon immer mal drehen, seit ich Atomic Blond und Extraction gesehen habe. Da ist pures Adrenalin – du trittst den Typen raus, der Helikopter steigt, und du denkst: „Verdammt, wir haben das echt gemacht!“ Alle im Helikopter jubeln, der Kameramann grinst – das ist magisch. Aber man darf nie vergessen: Unfälle können passieren. Du musst auf dich achten, dich dehnen, dich vorbereiten. Wenn du aus einem Bus springst oder stürzt – das tut weh, richtig weh. Die Stuntleute nehmen das hin, das gehört dazu. Und wenn du wissen willst, wer die besten Masseure in einer Stadt sind – frag einen Stuntman.

DEADLINE: Die ganze Serie fühlt sich wie eine Rückbesinnung auf die Actionfilme der 1980er- und 1990er-Jahre an. Gibt es aus dieser Phase des Kinos ein paar Favoriten, die du gerne benennen würdest?

JASON CLARKE: Oh ja, die Serie fühlt sich wie zehn kleine Actionfilme in einem an. Jeder mit eigenem Charakter, und ich konnte in meiner Rolle bleiben, ohne mich ständig neu zu erfinden. Oh, ich liebe BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA – erinnerst du dich an diesen Film? Und natürlich alle Terminator-Filme. Conan der Barbar mit Arnold war einer der ersten Filme, die ich sah. Oder auch all die exotischen Jean-Claude-van-Damme-Filme. Ich bin mit ihnen allen aufgewachsen – ich war damals ein kleiner Junge in Australien, und das war meine Art, die Welt zu sehen.

Ich mochte auch John Woo und diese großen 90er-Actionfilme, die noch mit praktischen Effekten direkt am Set gedreht wurden. So wie es heute Christopher Nolan oder auch Michael Mann noch machen. Wenn Action real gefilmt ist, fühlt man die Schläge, die Energie.

Frank, meine Figur, ist mehr ein 70er-Jahre-Typ – wie Gene Hackman. Nicht perfekt, etwas grummelig, etwas alt, aber jemand, der da ist, wenn’s drauf ankommt – wenn du an ihn glaubst.

DEADLINE: Sehr guter Geschmack!

Interview geführt von Nando Rohner

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