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(OT: JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM)

Regie: Juan Antonio Bayona / USA 2018 / 128 Min.

Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Rafe Spall, Justice Smith, Toby Jones, James Cromwell

Produktion: Steven Spielberg, Frank Marshall

Freigabe: FSK 12

Verleih: Universal Pictures Germany

Start: 06.06.2018

 

Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen ist kein sonderlich großer Fan des Franchises und hält nur wenig bis nichts von JURASSIC WORLD. Zudem lief die Pressevorstellung in synchronisierter Fassung und in 3D – die Ausgangslage war für den Rezensenten also denkbar schlecht. Außerdem kann dieser Text Spuren von Sarkasmus und Zynismus (Humor) enthalten. Lesen also auf eigene Gefahr, DEADLINE haftet nicht für den Redakteur.

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Aufgrund dieser Voraussetzungen wollte ich zwei Bewertungen verfassen: eine für die Nicht-Blockbuster-Fraktion und eine für die Franchise-Fans. Doch ich bringe es einfach nicht übers Herz. Ich kann selbst den Fans von JURASSIC WORLD das neue Machwerk nicht empfehlen. Ich weiß nicht, wie, aber die Macher haben es geschafft, den schon ziemlich dummen Vorgänger in nahezu allen Belangen zu unterbieten. Es beginnt schon mit der Prämisse: Anstatt den lebensgefährlichen Dino-Park auf Isla Nublar – das bereits mehrfach (aus den gleichen Gründen) gescheiterte Experiment – seinem Schicksal zu überlassen, meinen „Tierschützer“, die restlichen überlebenden Dinosaurier retten bzw. umsiedeln zu wollen. Auf der Insel droht nämlich ein alles vernichtender Vulkanausbruch. Na, habt ihr die Anspielung verstanden? Natürlich, denn hier ist nichts subtil, sämtliche Aussagen kommen mit einem riesigen, von weiter Ferne bereits erkennbaren Holzhammer – direkt ins Gesicht der Popcorn mampfenden Konsumenten. Aber das ist das größte Problem, bei seichter Sommer-Blockbuster-Unterhaltung kann man schon mal ein Auge zudrücken; hier lohnt es sich sogar, ein zweites dazuzunehmen. Nichts ergibt Sinn, der Film ist nach Schema F gestrickt und hakt ein altbekanntes Filmmuster nach dem anderen ab. Innovation? Spannung? Fehlanzeige.

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ALLE Figuren stammen aus den untersten Regionen der Klischee-Grabbelkiste, und ja, böse Söldner sind neben macht- und geldhungrigen Schnöseln natürlich auch dabei. Überhaupt ist der zweite JURASSIC WORLD-Teil totalitär in „Gut“ und „Böse“ unterteilt, dazwischen ist für nichts Platz. Der Film kopiert und zitiert zudem neben vorigen Teilen der Reihe – allen voran VERGESSENE WELT – auch sich selbst ständig.

 

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Jede Viertelstunde der Spielzeit (von gefühlt fünf Stunden) scheinen sich Szenen zu wiederholen, wodurch sich der Streifen ausbremst und besonders im zweiten Akt unfassbar dröge und zäh ist. Lockere Unterhaltung, ja bitte, aber man sollte sein Publikum auch nicht unterschätzen.

Das Prinzip „Hirn aus, Film rein“ ist bekannt, legitim und unter den entsprechenden Umständen auch gut und wichtig. Aber darf man sich nicht mal mehr überraschen lassen? JEDE Handlung – und sei sie auch noch so doof – ist vorhersehbar und die Dialoge nur Audio-Smog. Beispiel: „Wo bringen sie die Tiere hin?“ – „Das werden wir sehen.“

 

 

Dabei ist die Idee, einen Großteil der Handlung nicht auf Isla Nublar spielen zu lassen, zunächst zu begrüßen. Aber leider nimmt sich JURASSIC WORLD 2: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH viel zu ernst, vor allem gegen Ende, wenn er zum reinen Slasher mutiert. Man lacht oft über den Film, seltener mit ihm – aber nicht auf die gute Art und Weise. Mit Ausnahme der Eröffnungsszene und einigen Andeutungen gegen Ende kapieren die Macher nicht, worum es eigentlich geht bzw. gehen sollte. JURASSIC PARK 3 hat als einziger Beitrag in der Reihe verstanden, dass das Franchise eigentlich simple Monsterfilme sind, und hat das konsequent umgesetzt. Und genau das würde den JURASSIC WORLD-Filmen ebenfalls guttun: Freigabe rauf und mehr auf Splatter und Horror setzen. Man muss (und sollte) keinen Tiefgang suggerieren, wo keiner ist. Dann lieber ordentlich das Genrepublikum bedienen oder eben voll auf „drüber und durchgeknallt“ setzen, wie beispielsweise die SHARKNADO-Filme.

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Nicht mal Chris Pratt bekommt ordentlich was zu tun. Bis auf ein paar Actionszenen ist er unterfordert und darf auch nur viel zu selten einfach Chris Pratt sein. Da waren Drehbuch und Regisseur Juan Antonio Bayona (der eigentlich als spanischer Meisterregisseur mit Filmen wie DAS WAISENHAUS und SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT anerkannt ist) als Tag Team unterwegs. Verdammt, dabei war/ist doch Pratt der Auserwählte, der Harrison Ford der neuen Kino-Generation, unser neuer Kurt Russell. Sein Co-Star Bryce Dallas Howard wäre als Jessica Chastain Stand-in eh besser aufgehoben. Und wenn Jeff Goldblums Figur Dr. Malcolm zu Beginn und Ende des Films erhaben daherlabert, rollen sich die Fußnägel auf. So laut kann man gar nicht Popcorn schmatzen, um den Schmerz im Kopf zu übertönen. Außerdem ist Gentechnik-Kritik auch schon seit Jahren durch – könnte man denken. Das alles soll wohl Tiefe erzeugen, eine Parabel auf das Leben an sich und die Frage sein: „Wer lebt, und wer hat es verdient, zu leben?“, ist aber nur Pseudo-Blabla, das von der hanebüchenen Geschichte ablenken soll.

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Wem animierte Dinos reichen, wird Gefallen finden – allerdings sind andere Teile der Filmreihe unterhaltsamer. JURASSIC WORLD 2: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH ist letztlich die schlechte Kopie einer mittelmäßigen Kopie und setzt die falschen Fokus-Punkte. Auch Fans wird das alles zu bekannt vorkommen, sie werden mit dem Vorgänger JURASSIC WORLD wesentlich besser bedient. Für lockere „Hirn-aus-Unterhaltung“ zu ernst, für Abenteuerkomödie zu doof, es bleibt Hoffnung auf den dritten Teil. Der Ausblick sah nämlich vielversprechend aus. (Manuel Magno)

 

 

Jurassic Derp – Vergessene Welt reloaded