Nach einer ganzen Reihe guter bis annehmbarer Verfilmungen scheinen wir nun an einem Punkt angelangt zu sein, an dem Verfilmungen von Stephen Kings Werken wieder eine Qualität erreichen, wie man sie aus den 80ern und 90ern gewohnt ist. Da hoffen wir auf BRENNEN MUSS SALEM, der hierzulande am 21. April endlich in den Kinos starten wird. Kurt Wimmers Reboot von KINDER DES ZORNS hat es nicht leicht gehabt, denn eigentlich hätte die nunmehr dritte Verfilmung der Kurzgeschichte des „Master of Horror“ schon 2020 erscheinen können. Der Start am 14. Dezember in den Kinos kommt deswegen etwas überraschend, alleine schon weil es nach unzähligen Fortsetzungen und Neuverfilmungen mal wieder ein Teil dieser langen Reihe auf die Kinoleinwände schafft.
Rystone, Nebraska, ist eine kleine Gemeinde, die vornehmlich von der Landwirtschaft lebt. Durch verschiedene Investoren und Konzerne zum Einsatz von Herbiziden getrieben, ist der Boden nun ruiniert und die Maisernte ein weiterer Misserfolg, sodass die Farmer beschließen, ihre Felder zu vernichten. Das sehen die Kinder der Bewohner des Ortes jedoch gar nicht gern. Bo (Elena Kampouris) will ihren Vater wie auch die anderen Farmer dazu bewegen, nicht aufzugeben und die Böden wieder zu bewirtschaften. Während sie mit Worten versucht, ihr Ziel zu erreichen, schmiedet die junge Eden (Kate Moyer) einen ganz anderen Plan. Als es zu einem Treffen mit den Erwachsenen kommt, wird Bo das Ausmaß von Edens Plan deutlich, die mithilfe der anderen Kinder und Jugendlichen des Ortes die Erwachsenen blutig zur Rechenschaft ziehen will. Eine Kreatur, die in den Maisfeldern wohnt, wird von Eden und ihren Anhängern verehrt und verlangt nach Blut, damit das Land sich erholen kann.
Ohne Frage hat Stephen King eine Vielzahl guter Geschichten geschrieben, mit einer nicht minder hohen Anzahl an tollen Figuren. KINDERS DES ZORNS, aus der Kurzgeschichtensammlung NACHTSCHICHT, die schon für viele Verfilmungen herhalten musste, liest sich mehr wie eine Fingerübung, bei der es um Stimmungen geht sowie das Thema des Generationenkonflikts. Schon in CARRIE hatte King dieses Thema aufgegriffen, genauso wie die unausgesprochene Wut einer Kultur, die aufgrund eines Ereignisses zum Vorschein kommt, wie beispielsweise in CUJO oder in NEEDFUL THINGS – IN EINER KLEINEN STADT. In einer Zeit, in der sich viele junge Menschen von der älteren Generation um ihre Zukunft betrogen fühlen, in welcher der demografische Wandel bereits seine unheilvollen Schatten wirft und in der Persönlichkeiten wie Greta Thunberg eine ganze Protestbewegung lostreten können, gibt es genügend Gelegenheit, eine Geschichte, wie sie KINDER DES ZORNS erzählt, anzusetzen.
Auf diese Punkte zielt Wimmers Neuverfilmung auch ab. Besonders in der Exposition, als wir die Lage in Rystone kennenlernen, wird mehrmals auf Themen wie die Stimmlosigkeit der Kinder und Jugendlichen angespielt, die keinerlei Mitspracherecht bei einer Entscheidung haben, die ihre Zukunft maßgeblich beeinflussen wird. In wenigen Bildern nimmt Wimmer eine Gemeinde auf, wie man sie leider viel zu oft in den USA vorfindet, mit einer toten Geschäftsstraße und einer kargen, trostlosen Fassade. Alle wollen hier raus, wie Bos Bruder zu ihr sagt, und wenn man einmal draußen ist, tut man gut daran, auch weit weg von Rystone zu bleiben. Die von Kate Moyer gespielte Eden wird dabei zu einer Anti-Greta stilisiert, die sich als Herzkönigin aus ALICE IM WUNDERLAND versteht und beginnt, ein neues Weltbild einzuführen, das knallhart abrechnet mit den Sünden der Alten.
Damit hat man eigentlich auch schon die interessanten Aspekte von KINDER DES ZORNS (2023) genannt, der von diesem Moment an immer weiter abdriftet ins Belanglose und Lächerliche. Bereits die erste Verfilmung war nicht sonderlich gut und gewinnt höchstens im direkten Vergleich mit den öden, meist fürs Heimkino produzierten Fortsetzungen. Wie schon bei seinen Neuverfilmungen von POINT BREAK und TOTAL RECALL hat Wimmer zwar eine Idee, wie er thematisch eine Geschichte modernisieren kann, doch fehlt es ihm erzählerisch wie auch inszenatorisch an Talent, diese auch umzusetzen oder ihr überhaupt eine gewisse Tiefe abzugewinnen. Uninteressante Figuren, die noch dazu schlecht gespielt sind, tapsen von einer Szene in die nächste, sodass man bereits nach einer Viertelstunde als Zuschauer auf die Uhr zu sehen beginnt.
Das Problem, das auch Kurt Wimmers Film nicht löst, ist, dass KINDER DES ZORNS einfach nicht sonderlich gruselig ist. Die Geschichte lebt von ihrer Atmosphäre, was jedoch für einen abendfüllenden Film etwas wenig ist. Wimmer versucht dies unter anderem durch das Drehen an der Gewaltschraube zu beheben oder etwa mit diversen Spezialeffekten, die aber ohne Ausnahme billig aussehen. Und von dem Monster in den Feldern wollen wir erst gar nicht reden.
Es sind ein paar Minuten am Anfang von KINDER DES ZORNS (2023), die etwas versprechen, was der Film aber nicht halten kann. Den Rest seiner Laufzeit schlafwandelt Kurt Wimmers Film von einer spannungsarmen Szene in die nächste, zeigt uns billig aussehende Spezialeffekte und Figuren, die man schon bald wieder vergessen haben wird. (Rouven Linnarz)
Spannungsarmes und langweiliges Remake, das keiner braucht