KOHLRABENSCHWARZ

Eine Horrorserie, eine Horror-Mystery-Serie soll (und will?) KOHLRABENSCHWARZ sein. Doch wer mit dieser Erwartungshaltung an die neue Serie von Paramount+ aus Deutschland herangeht, kann nur schwer enttäuscht werden. Basierend auf der gleichnamigen Audible-Hörspielserie durfte Tausendsassa Tommy Krappweis seine eigene Kreation über einen Psychologen, der sich auf die Suche nach alten Legenden in der heutigen Zeit macht, ins visuelle Medium überführen. Dabei durfte er Teile seines Casts auch mitnehmen, verbargen sich hinter den Hörspielstimmen doch schon Schauspieler*innen wie Michale Kessler oder Bettina Zimmermann, wobei deren Leistung später nochmals genauer unter die Lupe genommen werden muss.

Hier ein Teil des Promotextes:

„KOHLRABENSCHWARZ – ein einzigartiger Genre-Mix aus Mystery, Krimi und Witz rund um uralte Sagen, volkstümliche Legenden und düstere Mythen, die sich in der heutigen Zeit auf dramatische Weise manifestieren – basiert auf der gleichnamigen Hörspielserie von Tommy Krappweis („RTL Samstag Nacht“, „Ghostsitter“, Erfinder von „Bernd das Brot“) und Christian von Aster. Die bislang 16 Folgen avancierten bei Audible in kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten Original Releases der letzten Jahre.“ Zitat Ende

Die Serie, spielend in Rosenheim, beginnt im Grunde wie eine Folge der Vorabendserie ROSENHEIM-COPS, nur mit (penetrant) dunklerem Grading. Nach 10, 15 Minuten der ersten Folge wird aus dem kritischen Blick mehr und mehr ein ernüchterter. Denn viel mehr ist die Serie lange Zeit wirklich nicht. Den Mystery-Faktor, der durch die Hintergründe der Taten in die Serie kommt, wird nach und nach etwas deutlicher in der Serie, doch ist das nicht wirklich spannend oder atmosphärisch inszeniert. Ein wirklicher Grusel oder eine unbehagliche Atmosphäre sucht man hier vergebens. Vielmehr wird deutlich, dass die Serie wohl zu Recht ein Hörspiel war (es folgte auch noch eine Auskopplung der Geschichten in Romanform), denn schließt man beim Schauen die Augen, so machen die zuweilen deutlichen Soundeffekte oder der auffällige Score durchaus Sinn … und die „Qualität“ des Schauspiels wird gesteigert, denn hier gibt es Ausbrüche in beide Richtungen. Michael Kessler in der Hauptrolle bildet da noch die Ausnahme, da er in keine der beiden Richtungen strebt. Sein Spiel ist solide, unaufgeregt und dadurch aber auch selten spannend. Die Geschichte des geschiedenen Psychologen Stefan Schwab bleibt so mehr eine Randnotiz und baut kaum eine Bindung zum Protagonisten auf. Mag auch daran liegen, dass seine Ex-Frau von Bettina Zimmermann gespielt wird, die etwas unbeholfen und unglücklich in ihrer Rolle agiert. Ist die Rolle der geschiedenen Frau, die aber sonst kaum was zu tun hat, eben doch etwas zu wenig Material für eine Schauspielerin, die dann vielleicht etwas mehr auf dem Papier braucht und selbst aus nicht so viel schöpfen kann? Besser macht es da Bettina Lamprecht als Kommissarin Anna Leitner, wobei sie ähnlich wie Kessler vor dem Problem steht, dass ihre Figur eben mehr funktional als interessant ist. Peter Ketnath als evangelischer Pfarrer und neuer Freund von Schwabs Ex scheint der Einzige zu sein, der sich hier zurechtfindet. Da stört auch nicht der bayerische Dialekt, weil ihm der Spagat zwischen Ernst und Spaß gelingt, an dem die restliche Serie immer wieder scheitert, der am Ende auch zu den Figuren kaum mehr einfällt, als sie in heteronormative Beziehungen zu bringen.

Mit steigender Folgenzahl (insgesamt sind es sechs) wird der Mystery-Aspekt etwas größer, und man versucht, Figuren wie Schwabs Ex-Frau besser zu integrieren, aber für all das fehlt einfach ein Fundament, das in den vorangegangenen Folgen nicht effektiv genug aufgebaut wurde. Als Pluspunkt kann man noch den animierten Vorspann erwähnen, doch dessen Stimmung erreicht die Serie leider zu keinem Zeitpunkt.

KOHLRABENSCHWARZ sollte wohl nur als Werbung für das Hörspiel angesehen werden, denn die Serie macht nichts aus dem Mehrwert einer visuellen Ebene. Da helfen auch die Gewaltspitzen, die man hier und da eingebaut hat, nichts, denn die wirken bei der sonst eher zahmen und konventionellen Inszenierung oftmals wie ein Fremdkörper. (Manuel Föhl)