Seit bereits 13 Jahren ist Lutz van der Horst als Außenreporter bei der HEUTE SHOW aktiv. Doch Lutz kann nicht nur Politikern auf den Zahn fühlen – auch mit Filmen kennt er sich bestens aus. In seinem neuen Format DER FILMTALKER auf Tele 5 spricht er mit seinem SIdekick Thilo Gosejohann (Ex- DEADLINE-Kolumnist) in insgesamt sechs Folgen mit illustren Gästen und echten Filmcracks wie Oliver Kalkofe, Oliver Pocher und Steven Gätjen zu unterschiedlichsten Themen. Dass es dabei auch manchmal hitzig zugeht, weil alle mit großem Enthusiasmus dabei sind, verrät Lutz im exklusiven DEADLINE-Interview. Auch gibt er preis, wie er zum Karl-Lauterbach-Sympathisanten wurde. DER FILMTALKER startet am 15. Oktober mit dem Thema „SHARKNADO und Co. – Warum wir Trashfilme lieben“ – zu Gast sind Oliver Kalkofe und Peter Rütten. Im Anschluss folgen: Sa., 22.10.: „Von „BREAKFAST CLUB bis JUNO – Kassenknüller Coming of Age“ – Gäste: Oliver Pocher, Tobias Mann; Sa., 29.10.: „STRANGER THINGS und Co. – Sind Serien die besseren Spielfilme?“ – Gäste: Oliver Pocher, Tobias Mann; Sa., 5.11.: „Faszination STAR TREK – Was macht die Serie zum Kult?“ – Gäste: Oliver Kalkofe, Peter Rütten; Sa., 12.11.: „Von WINNETOU bis Kevin Spacey: Was darf ich noch sehen?“ – Gäste: Amiaz Habtu, Antje Wessels; Sa., 9.11.: „Der verflixte 2. Teil – Gibt es Filme mit guten Fortsetzungen?“ – Gäste: Steven Gätjen, Amiaz Habtu.
DEADLINE: An wen genau richtet sich DER FILMTALKER: an richtige Filmcracks oder den Stammtischredner?
Lutz van der Horst: Alle, die in der Show auftreten, sind echte Filmnerds, die tatsächlich ein sehr detailliertes Wissen über Filme haben. Bei den Dreharbeiten musste man sich deshalb manchmal echt zusammenreißen, damit man nicht die Leute verschreckt, die keine totalen Filmfreaks sind. Denn natürlich soll die Show auch für Menschen sein, die ein durchschnittliches Filmwissen haben.
DEADLINE: Was macht dich zum Filmexperten?
Van der Horst: Ich habe eine ziemlich große Filmsammlung, eine geisteskrank große Auswahl an DVDs und Blu-rays, um genau zu sein. Vor allem im Bereich Horror bin ich sehr gut aufgestellt.
DEADLINE: Weshalb haut dich gerade dieser Bereich um?
Van der Horst: Horror war für mich schon immer eine sehr große Leidenschaft. Bereits als Kind hat mich Horror unglaublich fasziniert. Ich weiß noch, dass mich auf der Kirmes Geisterbahnen immer total verrückt gemacht haben, weil ich das so toll fand. Wenn man sich zudem die Kinderzeichnungen von mir anschaut – die habe ich mir selbst letztens noch mal bei meinen Eltern angesehen – da wundere ich mich wirklich, dass mich damals niemand zum Kinderpsychologen gebracht hat. Denn das war echt heftiges und blutiges Zeug, was ich gemalt habe. Ich kann also durchaus mit Berechtigung sagen, dass bereits als Kind eine gewisse Horror-Leidenschaft da war. (lacht)
DEADLINE: Hast du im Horrorbereich ein Lieblingswerk?
Van der Horst: Natürlich ist es immer schwierig, nur den einen Lieblingsfilm zu nennen. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es sehr unoriginell und höchstwahrscheinlich THE SHINING von Stanley Kubrick. Das ist der Horrorfilm, den ich am häufigsten gesehen habe, da ich die Atmosphäre in dem Werk so gerne mag.
DEADLINE: Nach welchen Kriterien wurden für DER FILMTALKER die Themen und die Gäste ausgewählt?
Van der Horst: Natürlich freut man sich immer über prominente Gesichter in einer Sendung. Aber am allerwichtigsten war, dass die Gäste Filme lieben und auch Ahnung von der Materie haben. Aktuell gibt es keine Filmshow, und ich bin mir auch nicht sicher, ob es je einen echten Filmtalk gab. Unser Anspruch war es, dass da Menschen sitzen, die Filme lieben, und das kommt auch wirklich rüber. Der Reiz und die Stärke des Formats ist es, dass wir uns auch gerne mal in Rage reden. Dann springt auch mal einer auf und beleidigt den anderen, warum er nun diesen Standpunkt hat und warum er gerade diesen Film gut findet. (lacht) Das finde ich cool an der Sendung, weil es ihr so etwas Anarchisches verleiht. Das erinnert mich an früher, als RTL ganz neu war in den 1990ern. Da gab es Shows wie DALL-AS mit Karl Dall und ALLES NICHTS ODER?! mit Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder. Das fand ich so geil als Jugendlicher, diese ganz andere Art, Fernsehen zu machen. Plötzlich war viel mehr möglich, und man hat nicht mehr in so starren Konzepten gedreht.
DEADLINE: Wie seid ihr auf Oliver Pocher und Tobias Mann als Gäste gekommen? Als ich deren Namen für die Show gelesen habe, war ich ein wenig überrascht, da ich beide nicht direkt als Filmcracks eingeordnet habe.
Van der Horst: Ich auch nicht. Aber mein Sidekick Thilo Gosejohann, der für euch ja auch schon geschrieben hat, wusste von Olli Pocher, dass er ein Filmverrückter ist. Etwas, das in der Öffentlichkeit nicht so superbekannt ist. Genauso wenig wie bei Tobias Mann. Das finde ich aber auch schön an der Sendung, dass man Menschen auch mal von einer anderen Seite kennenlernt. Solche Sachen weiß man sonst nur privat, falls man mit ihnen befreundet ist, da es sich ansonsten nur schwer herausfinden lässt.
DEADLINE: Woher kennst du Thilo Gosejohann, und wie bzw. wann habt ihr gemerkt, dass ihr auf einer Wellenlänge liegt?
Van der Horst: Thilo und ich – das ist echt ein perfect Match. Ich habe mal für eine Sendung geschrieben, bei der er Regie geführt hat, nämlich ALLES IN ORDNUNG. Das war eine Polizeiserie, die aussehen sollte wie eine Dokumentation, in Wirklichkeit aber geskriptet war. Die Mockumentary war sehr lustig und lief damals auf ProSieben. Auf der Aftershowparty haben wir uns dann kennengelernt, und man hat dann direkt gemerkt: Oh krass, das passt ja total! Wir waren dann auch ganz schnell beim Thema Horrorfilme und beschlagnahmte Filme. Vor etwa zehn Jahren bin ich dann nach Köln-Ehrenfeld gezogen, und er wohnte direkt um die Ecke. Deswegen hängen wir inzwischen fast täglich miteinander herum. Das ist dann eben nicht nur eine geschäftliche Partnerschaft, sondern vor allem auch eine Freundschaft.
DEADLINE: Ich bin ja sehr gespannt auf eure Winnetou-Folge, in der es darum geht, was man heutzutage filmtechnisch noch gucken oder sagen darf. Denn wie hält man die Waage zwischen humoristischer Linie und einem Mindestmaß an Seriosität?
Van der Horst: Das war die Sendung, vor der wir alle ein wenig Bammel hatten, da das natürlich kein einfacher Bereich ist. Wir hätten es uns auch einfach machen können, indem wir auf das Thema erst einmal verzichten. Aber es hat sich total gelohnt. Es ist eine supergute Sendung geworden, weil sie trotz dieses Themas total lustig und leicht daherkommt. Das hat mich selber überrascht, und ich glaube auch, dass die Folge ohne irgendwelche Dinge ist, die einen Shitstorm verursachen könnten. Wir wollten eigentlich auch noch weitere Experten dabeihaben. Es wurde an verschiedenen Universitäten angefragt, wir haben dann aber weit über 20 Absagen bekommen, da offenbar allen das Thema zu heiß war. Das ist echt krass!
DEADLINE: Hast du selbst dich bei dem Thema schwergetan und eventuell die Sorge, dass dir jemand dumm kommen könnte, oder bist du da ganz easy?
Van der Horst: Da bin ich nicht easy. Einfach aus dem Grunde, weil es ja heutzutage einfach so schnell geht, dass man einen Shitstorm bekommt. Das ist wirklich Wahnsinn, und man muss gut abwägen, wie man seine Meinung kundtut. Kundtun sollte man seine Meinung jedoch in jedem Fall. Diese lautet ganz klar, dass man Filme immer im jeweiligen Kontext sehen muss und dass natürlich Kunst geschützt sein muss. Das passiert generell viel zu selten, gerade bei Twitter. Da werden zum Beispiel immer irgendwelche Lawinen losgetreten, und man denkt: Leute, beruhigt euch doch bitte mal und versucht, die Dinge im richtigen Kontext zu sehen! Wenn das passieren würde, wäre schon viel geholfen.
DEADLINE: In einer Folge geht es ja um Fortsetzungen. Schaust du diese gerne, oder lässt du lieber die Finger davon?
Van der Horst: Lieber eine Fortsetzung als ein Remake. Das finde ich meistens deutlich schlimmer, weil das noch viel uninspirierter ist. Zweite Teile sind oft ja eigentlich Kopien, die auf einem Erfolgsrezept aufbauen. Wenn ich den ersten Film mochte, dann gucke ich mir auch den zweiten Teil an und manchmal auch den dritten, vierten und fünften. Meistens ärgere ich mich dann zwar (lacht), aber trotzdem macht man dann irgendwie immer mit.
DEADLINE: Falls DER FILMTALKER gut angenommen wird, könntest du dir dann vorstellen, das Format fortzusetzen?
Van der Horst: Ich hoffe, dass das Format angenommen wird und es die Menschen gucken und auch gut finden. Denn es ist ja ein unübliches Format und Tele 5 natürlich auch nicht DER riesige Sender, sodass es schon passieren kann, dass man DER FILMTALKER übersieht. Das wäre schade, denn ich würde die Sendung unglaublich gerne fortsetzen.
DEADLINE: Die meisten kennen dich eher als Außenreporter von der HEUTE SHOW. Macht es auch nach über zehn Jahren noch Spaß, oder hat sich inzwischen auch ein gewisser Trott eingeschlichen?
Van der Horst: Ich mache die HEUTE SHOW jetzt schon 13 Jahre, was wirklich krass ist. In einen Trott geraten bin ich jedoch noch nicht, da es ständig neue Herausforderungen gibt, denen ich mich stellen muss. Es sind ja immer wieder neue Einspieler an immer wieder neuen Orten mit immer wieder neuen Leuten. Langweilig ist und wird mir daher auf keinen Fall. Dennoch möchte man nach 13 Jahren auch mal anders wahrgenommen werden, und deshalb finde ich diesen Filmtalk auch so gut, da die Leute so wissen, dass ich neben der politischen Satire auch an Filmen sehr interessiert bin.
DEADLINE: Wie ist Karl Lauterbach bei euch vom Veräppelungsopfer zum willigen Sparringspartner geworden?
Van der Horst: Vor Ewigkeiten habe ich ihn mal auf einem SPD-Parteitag interviewt. Da wusste ich noch gar nicht, wie er im Interview sein wird. Ich war deshalb direkt von seinem trockenen Humor total geflasht. Ich fand ihn auch persönlich einfach sehr lustig. Und wenn man dann merkt, dass da jemand ist, der aufgeschlossen ist und der auch noch gut kontert sowie humorvoll ist, ist das natürlich großartig.
DEADLINE: Und wie kam es dann zu eurer Zusammenarbeit? Es gab ja inzwischen Produktionen, in denen er nicht mehr nur als zufälliger Ansprechpartner zu sehen war, sondern von Beginn an.
Van der Horst: Neben der regulären HEUTE SHOW mache ich zusammen mit Fabian Köster ja auch die Spezialsendungen. Die funktionieren dann noch mal anders als so ein vierminütiger Einspieler, da wir die Chance haben, Themen intensiver zu beleuchten. Deshalb gibt es dann auch verabredete Interviews, bei denen Herr Lauterbach bereitwillig dabei war.
DEADLINE: Hat deine Arbeit in der HEUTE SHOW dein Interesse an Politik eher gestärkt oder geschwächt?
Van der Horst: Das hat bei mir das Interesse deutlich verstärkt. Am Anfang meiner Zeit bei der HEUTE SHOW vor 13 Jahren war ich nur durchschnittlich interessiert an Politik. Ich muss auch sagen, dass ich Politiker generell viel positiver sehe, seitdem ich mit ihnen im direkten Kontakt bin, weil man eben doch mit den meisten reden kann. Zudem haben Politiker viel mehr Humor, als man gemeinhin annimmt. Hinzu kommt Folgendes: Vor 13 Jahren war es im Vergleich zu heute politisch noch relativ entspannt. Jetzt leben wir hingegen in einer Zeit, in der es eigentlich nicht möglich ist, sich nicht für Politik zu interessieren, weil es gerade an allen Stellen brennt.
DEADLINE: Was steht bei dir als Nächstes an?
Van der Horst: Ich hoffe, dass wir für DER FILMTALKER eine zweite Staffel drehen. Darüber hinaus planen wir bereits heute schon ein neues HEUTE SHOW-Spezial.
DEADLINE: Darfst du hier schon das Thema nennen?
Van der Horst: Ich kann das Thema leider noch nicht sagen, da ich es selber noch nicht so richtig weiß. (lacht) Wir sind noch in der Findungsphase, zumal wir auch möglichst aktuell mit unserem Thema sein wollen.
DEADLINE: Vielen Dank für das Gespräch!
Interview geführt von Heiko Thiele
