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MEIN SOHN, DER SOLDAT

OT: TIRAILLEURS
Regie: Mathieu Vadepied / Frankreich, Senegal 2022 / 98 Min.
Besetzung: Omar Sy, Alassane Diong, Jones Bloquet, Bamar Kane, Alassane Sy, Aminata Wone, François Chattot, Clément Sambou
Produktion: Bruno Nahon, Omar Sy
Freigabe: FSK 16
Verleih: Weltkino Filmverleih
Start: 02.11.2023

Aus den senegalesischen Dörfern werden junge Männer mit brutaler Gewalt in den Dienst für die französische Kolonialmacht gezwungen. Wir schreiben das Jahr 1917, und im so fernen Europa tobt ein Krieg, der später als Erster Weltkrieg in die Geschichte eingehen wird. Aus der ärmlichen, aber intakten Dorfgesellschaft geht es in die Hölle der Schlachtfelder. Einer dieser jungen Männer ist Thierno Diallo (Alassane Diong), der wie sein Vater Bakary (Omar Sy) als Rinderhirte arbeitet und nicht auf das vorbereitet ist, was ihn erwartet. Bakary lässt sich ebenfalls rekrutieren, um seinen Sohn im Krieg zu beschützen.

Ein vergessenes Kapitel aus der französischen Kolonialgeschichte. Der Anteil afrikanischer Soldaten am Gewinn des Krieges … So einen Film nennt man gerne „wichtig“. Aber ist MEIN SOHN, DER SOLDAT auch ein guter Film? Der Film von Mathieu Vadepieds (er hat als Kameramann mit Sy schon bei seinem Superhit ZIEMLICH BESTE FREUNDE, 2011, zusammengearbeitet) bricht in keinem Moment, das ist keine unbeträchtliche Leistung, unter der Last seiner Bedeutung zusammen. Seine Qualität gewinnt er aber weniger aus den angesprochenen großen Themen, sondern aus der Vater-Sohn-Beziehung. Thierno wird nicht nur mit dem harten Leben in einer fremden Armee, den Diebstählen und der Gewalt untereinander konfrontiert, sondern auch mit den Möglichkeiten, die sich ihm plötzlich bieten. Während sein Vater nur ein Ziel kennt, alle Gefahren von ihm abzuwenden – was im Getümmel der Schlacht völlig unmöglich ist –, erfährt er, dass man in dieser Welt der Hierarchien aufsteigen kann, wenn man die Regeln befolgt und die Anforderungen erfüllt. Er entwächst der dörflich-patriarchalen Gesellschaft und damit auch seinem Vater.

MEIN SOHN, DER SOLDAT, der seine Premiere 2022 in der Sektion „Un Certain Regard“ bei den Filmfestspielen in Cannes feierte, ist ein starker Film, wenn es um die (knappe) Schilderung des Dorflebens und um das Leben der afrikanischen Soldaten im Krieg geht. Er kann sich auf seine kompetente Crew, darunter der zweifache Oscar-Gewinner Alexandre Desplat (SHAPE OF WATER, GRAND HOTEL BUDAPEST), verlassen. Eine seiner größten Stärken sind aber die Bilder von Luis Armando Arteaga. Die Weite im Senegal wird mit der Enge Europas kontrastiert. Während es auf der einen Seite ein flaches, karges Land mit weit entferntem Horizont gibt, ist auf der anderen alles begrenzt, von Mauern, dem Erdwall der Schützengräben, dem Rauch der Kanonen auf den Schlachtfeldern. Bakar verliert seinen Sohn aus den Augen und kann seiner Schutzfunktion nicht mehr gerecht werden, er knickt unter dem Chaos ein. Gleichzeitig macht er dadurch aber auch unabsichtlich den Weg zur Emanzipation des Sohnes frei. Für diesen aber ist es eine bittere Befreiung, im Dienst der Nation, die im Heimatland als Feind gilt, in einem Kampf, der nicht der eigene ist, unter dem Befehl eines Leutnants, der unter der Zurückweisung seines Vaters, eines Generals, leidet und seine Männer in einen absurden und gefährlichen Auftrag treibt.

MEIN SOHN, DER SOLDAT war Omar Sy, darf vermutet werden, ein Anliegen. Er war nicht nur als Hauptdarsteller und Mitproduzent wesentlich an der Entstehung beteiligt, wahrscheinlich musste er auch einiges von seinem ZIEMLICH BESTE FREUNDE- und LUPIN-Superstar-Status in die Waagschale werfen, um die Produktion überhaupt erst zu ermöglichen. Denn es ist eine Geschichte, die es den Zusehern aus verschiedenen Gründen nicht leicht macht, thematisch, dramaturgisch und emotional. Sy ist aus kommerzieller Sicht dann auch der große Aktivposten. Aber natürlich ist es für ihn auch eine Rolle, in der er sich mit seiner Herkunft, Sys Vater stammt aus dem Senegal und wie Bakar und Thierno aus dem Volk der Fulbe, auseinandersetzt und wo er abseits von Komödien und internationalen Großproduktionen wie JURASSIC WORLD und X-MEN schauspielerische Stärke zeigen kann. Was MEIN SOHN, DER SOLDAT aber nicht ist, jedoch sein müsste: ein großes, emotionales Drama in Gestalt eines Antikriegsfilms. Das Drehbuch ist thematisch vielfältig, macht es sich nicht leicht, schafft es aber in entscheidenden Momenten nicht, dass man den Charakteren wirklich nahekommt. So beobachtet man das Geschehen aus der Distanz. (Christian Zechner)

Ein Film, der auch abseits seiner thematischen Bedeutung Stärken hat

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MEIN SOHN, DER SOLDAT

OT: TIRAILLEURS
Regie: Mathieu Vadepied / Frankreich, Senegal 2022 / 98 Min.
Besetzung: Omar Sy, Alassane Diong, Jones Bloquet, Bamar Kane, Alassane Sy, Aminata Wone, François Chattot, Clément Sambou
Produktion: Bruno Nahon, Omar Sy
Freigabe: FSK 16
Verleih: Weltkino Filmverleih
Start: 02.11.2023