Hier erhältlich als E-Paper
Warenkorb

MILLE PETROZZA IM INTERVIEW ZU KREATOR – HOPE & HATE

KREATOR – HATE & HOPE AB 4. SEPTEMBER IM KINO – JETZT SCHON VORPREMIEREN

Seit der Ausgabe #8 haben wir den Frontmann und Genrefilmfreund Mille schon im Herzen, als er die damalige Kolumne „Horror, privat, mit Miland ‚Mille‘ Petrozza“ verfasst hatte, auch später haben wir ihn zu den Platten der deutschen Thrash-Metal-Institution KREATOR ab und an interviewen können. Z. B. hier … oder hier … Auch jetzt konnten wir uns zum Kinostart von KREATOR – HATE & HOPE beim Filmfest München über die Musikdoku von Cordula Kablitz-Post mit Mille unterhalten.

Offizieller Kinostart ist der 4. September, aber ihr könnt jetzt schon Karten in diesem Link für die Vorpremieren, die jetzt schon stattfinden, kaufen

Seit über vierzig Jahren gibt es die Trash-Metal-Band KREATOR bereits. Nun setzt Regisseurin Cordula Kablitz-Post ihr mit der Dokumentation KREATOR – HATE & HOPE ein würdiges Denkmal. Im exklusiven DEADLINE-Interview erklärt Frontmann Mille, weshalb er der Dokumentation zunächst skeptisch gegenüberstand, und gewährt Einblicke in seine persönlichen Konzert-Highlights.

DEADLINE: Wie war es, die ganze Zeit von der Kamera begleitet zu werden? Beeinflusst das einen, oder vergisst man die Kamera irgendwann?

Mille: Ich hätte mir gewünscht, dass ich irgendwann an den Punkt gekommen wäre, wo ich sage, dass ich die Kamera, die mich begleitet, gar nicht mehr bemerke. Ich habe mich damit nicht leichtgetan und musste mich sehr daran gewöhnen. Ehrlich gesagt, war ich deshalb manchmal auch ein wenig grumpy. (lacht) Am Ende des Tages war es dann aber so, dass ich die Bedenken, die ich hatte, gar nicht hätte haben müssen. Denn Cordula (Kablitz-Post, Anm.) hat aus dem Material, welches über einen Zeitraum von anderthalb Jahren entstanden ist, einen sehr guten Film gemacht.

DEADLINE: Welche Bedenken hattest du denn?

Mille: Du gibst viel Kontrolle ab, und das ist etwas, das ich nicht so gerne mag. Es ist nicht so, dass ich Cordula nicht vertraut hätte. Aber ich habe immer gedacht: Hoffentlich sieht alles cool aus, hoffentlich kommen wir nicht doof rüber, und hoffentlich wird die Community gut dargestellt, ohne dass das respektlos wirkt. In Wirklichkeit sind Cordula und ihr Team absolut respektvoll mit der Thematik umgegangen. Sowohl mit unserer Band als auch mit der weltweiten Community.

DEADLINE: KREATOR gibt es nun schon seit vielen Jahrzehnten. Was hält eine Band über einen so langen Zeitraum zusammen?

Mille: Es soll jetzt nicht klischeehaft klingen, aber es ist wirklich die Liebe zur Musik. Seitdem ich ungefähr zwölf war, wollte ich immer Musik machen. Das mache ich bis heute, und das ist gut. Da muss ich gar nicht groß rumüberlegen. Das hält wahrscheinlich auch die Band zusammen bzw. die anderen bei der Band bzw. Musik, weil sie genauso denken. Wir als Band haben ein gemeinsames Ziel und verfolgen das, ohne das irgendwie bürokratisch zu sehen oder als Arbeit. Wir drücken uns durch Musik kreativ aus. Das ist sowohl Psychotherapie als auch Ventil für Aggressionen, und es macht einfach super Spaß. Das ist der Grund, weshalb es uns noch immer gibt.

DEADLINE: Krisen wird es bei euch ja auch immer mal geben. Wie geht ihr damit um, und wie überwindet man diese?

Mille: Darüber denkt man in dem Moment nach, wenn die Krise da ist. Das ist bis heute so. Heute wissen wir uns a) sehr zu schätzen und sind b) vielleicht auch ein wenig unaufgeregter geworden, wenn mal ein Problem auftritt, und erwachsener. Das ist wichtig für jede Band, dass jeder sich einerseits als Teil des Kollektivs begreift, andererseits die eigene Persönlichkeit nicht zu sehr in Kompromissen aufweicht. Es ist wie in einer Beziehung, nur eben mit vier Leuten auf einmal. Da gibt es natürlich Tiefen, und mal geht der eine durch eine Krise, dann muss man dem beistehen. Auf der anderen Seite verbindet einen die Musik dann wieder so, dass man über viele Dinge bei den anderen hinwegsieht, die einen vielleicht stören. Das ist auch in Bezug auf mich sicher so. Das alles ist ein Lernprozess, der nie aufhört.

DEADLINE: Als eine von wenigen Trash-Metal-Bands hattet ihr euch ja recht früh politisch positioniert. Wie kam es dazu, und wart ihr euch alle gleich einig, oder gab es da unterschiedliche Stimmen?

Mille: Ich finde nicht, dass wir uns so sehr politisch positionieren, wenn wir sagen, wir seien gegen Hass, gegen Diskriminierung, gegen Unterdrückung. Für mich ist Antifaschismus kein politisches Statement, sondern ein humanitärer Akt. Aber wenn man das als politisches Statement sehen will, ist das okay. Das machen wir ungefähr seit 1990, dass wir uns in Anführungszeichen positionieren. Das fing mit unserem Song „People of the Lie“ an und kommt wahrscheinlich durch den Hardcore-Einfluss, weil ich mich sehr früh mit Texten von Bands wie BAD RELIGION auseinandergesetzt habe. Diese Protestthematik hatte mich interessiert, das hat dann einfach gepasst. Aber ich würde beispielsweise niemals für irgendeine Partei Werbung machen. Das würde ich nicht tun. Das wäre dann für mich eine echte politische Positionierung. Was wir machen, ist hingegen einfach nur antifaschistisches Verhalten. Das sollte meiner Meinung nach aber auch jeder tun, der denken kann.

DEADLINE: Wo du gerade vom Sich-Befassen mit anderen Texten sprichst: Wo beziehst du deine Einflüsse her, wenn du einen Songtext schreibst? Was hat dich in der Vergangenheit beim Schreiben geprägt?

Mille: Das kommt immer darauf an. Ich habe mittlerweile einen Katalog von über 150 Songs, und dann kommen jetzt noch einmal zehn beim nächsten Album dazu. Da muss man halt immer offen sein. Für mich ist das wie eine Art Radio: Die Wellen sind im Äther, und du musst versuchen, sie zu empfangen. Du musst dann quasi die Kanäle öffnen, damit du dann hoffentlich inspiriert wirst, um Songs zu schreiben oder ein visuelles Konzept für ein Musikvideo zu erdenken. Das ist ein Prozess, der stattfindet, sobald du dich darauf fokussierst, dass du jetzt diesen kreativen Prozess angehst, der auch nicht kontrollierbar ist, weil du nicht jeden Tag auf den Knopf drücken und dann sofort kreativ arbeiten kannst. Das funktioniert nicht. Man muss einfach auf der Hut sein. Die Inspiration kommt oft, wenn man sie am wenigsten erwartet. Vielleicht ist man gerade in ein Gespräch vertieft, mit einer Freundin unterwegs und nicht konzentriert oder in sich gekehrt. Da gibt es keine Formel und auch nicht die eine Inspirationsquelle. Ich werde viel von Filmen, von Horror inspiriert, aber auch von bizarren Filmen und Literatur. Auch von vielen Gesprächen und Selbstreflexion.

DEADLINE: Eure Shows sind immer sehr spektakulär und aufwendig. Was gehört für dich zu einer guten KREATOR-Show dazu? Was darf auf keinen Fall fehlen?

Mille: Erst einmal muss ich selbst unterhalten werden. Und ich muss mich immer wieder selbst herausfordern, beispielsweise, indem wir wieder ein paar Lieder in unser Programm holen, die wir schon lange nicht mehr gespielt haben. Wir wollen uns herausfordern, andererseits aber natürlich auch das spielen, was die Fans gerne hören möchten und von uns erwarten. Das ist immer eine Gratwanderung und ein Austausch von Energien. In dem Moment, in dem wir in eine Halle gehen oder einen Club, wollen wir, dass das wie eine Art Austausch von Energien wird, wo du dann irgendwann im besten Fall die Zeit vergisst und das Publikum hoffentlich auch und alle dann ein gemeinsames musikalisches Erlebnis haben, das sich dann auch in verschiedenen Moshpits entlädt. Das ist so ein perfektes Ding.

DEADLINE: Gibt es einen Song, welchen du besonders gerne spielst, oder ein Album, welches für dich besonders hervorsticht?

Mille: Ich finde, auf jedem Album sind im Optimalfall mindestens drei bis fünf Songs, die ich gerne live spielen würde, denn es ist natürlich sehr intensive Musik, die wir kreieren, und du kannst halt leider nicht jeden Song live bringen. Das geht nicht. Wir haben für den Sommer jetzt so ein paar Club-Shows angesetzt, wo wir vielleicht auch einige Songs spielen, die wir nicht so oft performen. Jetzt machen wir gerade ja auch ein neues Album, das kommt im Januar. Da werden für mich dann meine aktuellen Lieblingssongs drauf sein.

DEADLINE: Wie viele Konzerte habt ihr in all den Jahrzehnten gespielt, und gibt es welche, die dir als besonders denkwürdig in Erinnerung geblieben sind?

Mille: Auf der Seite www.setlist.fm kann man so ziemlich alle Konzerte nachlesen, die wir gespielt haben. Da werden wirklich viele Konzerte, auch obskure, die wir zum Teil gar nicht angetreten haben und für die es nur Flyer gab, aufgeführt. Da kann man das ungefähr nachvollziehen, wie viele Konzerte wir bisher gespielt haben. Über 1.000 auf jeden Fall, wenn nicht sogar 2.000 (laut Website über 1.900, Anm.). Ehrlich gesagt, kann ich das aber nicht so gut einschätzen. Und denkwürdige Konzerte gab es immer mal wieder und gibt es auch immer wieder. Vor Kurzem haben wir beim COPENHELL gespielt. Das war ein ganz, ganz grandioses Konzert. Wir haben aber auch noch andere besondere Momente gehabt, wie zum Beispiel das Konzert in der Werner-Seelenbinder-Halle im Osten von Berlin kurz nach dem Mauerfall – das war ein sehr denkwürdiges Konzert. Darüber hinaus haben wir uns viele Kindheitsträume erfüllen können, wenn wir mit Bands wie ARMORED SAINT gespielt haben, was wir uns früher nie hätten vorstellen können. Da gab und gibt es immer wieder Momente, wo man sagt: „Wow, geil!“

DEADLINE: Gerne mal ein paar Worte zu euren krassen Fans. In KREATOR wird ein Fan vorgestellt, der extra aus Costa Rica nach Deutschland angereist ist, um euch zu sehen. Was macht das mit einem, wenn man mitbekommt, dass Fans für euch zum Teil einen exorbitanten Aufwand auf sich nehmen?

Mille: Das ist schon sehr, sehr, sehr außergewöhnlich. Manche sind wirklich komplett dedicated. Sie fahren um die halbe Welt, um uns zu sehen. Im Fall des Mannes aus Costa Rica war es ein ganz besonderer Fall, da es um ein spezielles Event ging, bei dem wir zusammen mit drei anderen Bands in Gelsenkirchen ein besonderes Konzert spielten. Das ehrt uns, und das sehen wir natürlich auch nicht als selbstverständlich an. Es ist nicht so, dass wir sagen: „Ist doch klar, weil wir so toll sind.“ Nein. Das ist ein Geschenk. Da bin ich einfach nur ganz, ganz dankbar und froh.

DEADLINE: Empfindet man vielleicht auch einen gewissen Leistungsdruck, wenn man weiß, da draußen stehen zum Teil Fans, die extra für uns um die halbe Welt gereist sind?

Mille: Der Druck verändert sich nicht, wenn du ein Konzert in irgendeiner Provinz spielst, und einer der Besucher hat sehr lange für sein Ticket gespart, weil er es sich ansonsten nicht hätte leisten können. Das ist doch genauso bedeutungsvoll für diese Person wie für jemanden, der eine lange Strecke für das Konzert zurückgelegt hat. Ich finde, man sollte immer, egal wer im Publikum sitzt, versuchen, das Bestmögliche aus der Situation zu machen, aus dem Abend und dem Konzert und für alle das Bestmögliche rauszuholen. Unabhängig von den jeweiligen Umständen. Es ist natürlich toll, wenn jemand von weit her kommt. Aber man gibt genauso sein Bestes, wenn diese Person von um die Ecke kommt und ihr Ticket gerade so bezahlen konnte. Das ist genauso wertvoll.

DEADLINE: In der Dokumentation sagst du, dass man in die Präsenz und Bekanntheit in den USA mehr investieren müsse als in Europa, da man dort schneller in Vergessenheit gerate. Ist das ein generelles Problem, das nicht nur die Band KREATOR betrifft? Und woran liegt das?

Mille: Das hat mit der Größe des Landes zu tun. Mit der unstrukturierten Art und Weise, wie dort die Metalszene organisiert ist. Die ist hier in Deutschland bzw. generell in Europa durch fette Festivals manifestiert. Du hast allein in Deutschland pro Jahr zehn bis zwanzig geile Metalfestivals, zu denen du gehen kannst. In Amerika ist alles viel weiter voneinander entfernt. Wenn man beispielsweise in Salt Lake City spielt, muss man gucken, dass man ein, zwei Jahre später beim nächsten Mal wieder dort spielt, denn dann sind schon wieder andere Fans da. Da ist mehr in Bewegung, und die Leute ziehen auch öfter um. Dann gibt es wieder ganz alte Fans, die das letzte Mal in den 1980er-Jahren mit dabei waren. Die kommen dann auch wieder. Amerika ist halt ein sehr großes Land. Um da ein bestimmtes Publikum bei Laune zu halten, musst du viel, viel spielen. Das ist so, und das ist auch gut so, denn uns macht es ja Spaß.

DEADLINE: In manchen Ländern bzw. Regionen habt ihr ja bei euren Konzerten mit gewissen Einschränkungen zu kämpfen. Ärgert einen so etwas, oder akzeptiert man das als Teil des Systems?

Mille: In Malaysia durften wir zum Beispiel bestimmte Songs nicht performen, um so das Thema Gott zu umschiffen. Da durften wir „Enemy of God“ nicht spielen, „Flag of Hate“ und „Riot of Violence“ aber schon. Das ist völlig random. Alles, wo Gott thematisiert wird, darf dann nicht gesungen werden. So etwas sehen wir dann eher als Challenge denn als Ärgernis, weil wir so mal Songs bringen können, die wir ansonsten nicht so oft spielen. Da haben wir uns dann eine Setlist von anderthalb Stunden ausgedacht, die aus ganz anderen Songs bestand, die wir lange nicht mehr gespielt haben. Das war auch mal interessant.

DEADLINE: Im Jahr 2022 habt ihr mit „Midnight Sun“ einen Song gemacht, der von MIDSOMMAR inspiriert ist. Was hat euch an dem Film so gefesselt, dass ihr davon inspiriert einen Song geschrieben habt?

Mille: Ich bin ein großer Ari-Aster-Fan, und der Film hat mich auch von der Ästhetik her total angesprochen. Darüber hinaus hat mich das Thema Mittsommer auch schon immer ein wenig beschäftigt, da wir generell recht viel Zeit in Schweden verbringen. Auch das neue Album haben wir dort gemacht. Wir haben durchaus auf mehreren Alben Titel, die von einem Horrorfilm inspiriert wurden.

DEADLINE: Was mich in der Doku sehr berührt hat, war, als du davon erzählt hast, dass du im Laufe der Jahrzehnte viele Freunde und Bekannte an Drogen verloren hast. Wie geht man damit um, sodass man davon nicht zu sehr emotional heruntergezogen wird und selbst in eine Abwärtsspirale gerät?

Mille: Das ist immer so ’ne Sache. Das ist immer eine sehr persönliche Geschichte. Man benötigt eine gewisse mentale Stärke und einen Lebensinhalt, um nicht abzurutschen. Das ist wahrscheinlich aber auch ein wenig klischeehaft, wenn ich das jetzt so sage. Ich verstehe absolut die Gründe, weshalb man abstürzen kann, und ich kann auch nicht beurteilen, weshalb manche Leute abstürzen und andere nicht. Das ist jetzt auch ein zu spezielles Thema, als dass man diesem jetzt mit einer kurzen Antwort gerecht werden und es auf den Punkt bringen könnte. Ich bin einfach froh, dass die Band bis jetzt durchgehalten hat. Aber klar hatten wir zwischendurch auch Leute, die dann einen anderen Weg gegangen sind. Aus meinem Freundeskreis sind viele Menschen viel zu früh verstorben. Das gehört zum Leben dazu. Das hört sich jetzt hart an, aber so ist das Leben in der Großstadt. Da gibt es immer Leute, die auf die schiefe Bahn geraten und dann überrascht sind, wenn sie daran zugrunde gehen, dass sie zu viel von diesem, zu viel von jenem genommen haben. So etwas ist leider normal.

DEADLINE: Was sind für dich die wichtigsten Entwicklungsschritte, welche die Band in den vergangenen Jahrzehnten durchgemacht hat?

Mille: Es gibt bzw. gab drei KREATOR-Phasen. Die Sturm-und-Drang-Phase ging von ungefähr 1985 bis 1992. Ab 1992 kamen wir dann so in unsere experimentelle Phase. Und seit 2000 sind wir in unserer neuen Phase, die nun auch schon 25 Jahre dauert. Erst waren wir Teenager, dann waren wir in unseren Zwanzigern und haben viel mit anderen Musikstilen experimentiert und haben uns auch zu viel von allem möglichen Scheiß von dem ablenken lassen, was eigentlich wichtig hätte sein sollen. Und jetzt sind wir mit der aktuellen Besetzung meiner Meinung nach stärker denn je. 

DEADLINE: Wie geht ihr mit Kritik um? Im Laufe der Jahre werdet ihr sicher viel gelernt haben.

Mille: Solange sich die Leute noch für das interessieren, was du machst, und der Band kritisch gegenüberstehen, ist das doch schön, denn wenigstens machen sie sich Gedanken über uns. (lacht) Ich persönlich bin der Meinung, wenn mich etwas nicht interessiert oder ich einen schlechten Film sehe, dann rede ich da nicht drüber oder zumindest möglichst wenig. Ich möchte ihn dann einfach nicht gesehen haben. Ich gehe aber nicht herum und sage allen Leuten, wie schlecht ich den fand. Das interessiert mich dann nicht mehr. Und in dem Moment, wo Leute einen kritisieren, scheinen sie sich ja noch für die Band zu interessieren. Ansonsten würden sie stattdessen einfach nichts sagen.

DEADLINE: Am Anfang der Dokumentation sieht man einmal Lars Eidinger und dich gemeinsam zu Abend essen. Woher kennt ihr euch, und seid ihr Freunde oder Bekannte?

Mille: Er ist ein Bekannter. Ein Freund von mir, der lädt den Lars oft als DJ ein. Daher kenne ich ihn so ein bisschen. Wir verstehen uns gut.

DEADLINE: Bald erscheint ja ein Buch von dir. Wie lange hast du daran geschrieben?

Mille: Ich persönlich habe das eigentlich gar nicht geschrieben, ich hatte dafür einen Co-Autor. Da steckt sehr viel von mir drin, und das Buch endet 1992. Es ist daher ein Buch über die Anfangsphase der Band. Denn viele Leute fragen mich oft nach unserer Anfangsphase, und auf diese Weise möchte ich das Thema ein für alle Mal geklärt haben. Für mich war es wichtig, dass das einmal weg ist, und jetzt muss ich nicht mehr darüber reden, weil alles, was über unsere Anfangsphase zu wissen ist, in diesem Buch steht. (lacht) Zumindest über meine Sicht der Dinge, die damals so passiert sind.

DEADLINE: Was sollen die Leute aus dem Buch mitnehmen?

Mille: Gar nichts. Die Leute sollen, wenn sie das lesen, einfach einen Einblick erhalten, wie ich alles so empfunden habe und wie ich aufgewachsen bin. Das Buch ist rein subjektiv, und ich sage nicht: „Genau so war das alles“, sondern nur, wie ich selbst die Dinge beobachtet habe. Wenn hier jetzt fünf Leute aus der damaligen Zeit, die noch leben und wohlauf sind, hier im Raum sitzen würden, hätte jeder eine ganz andere Sicht und würde sagen: „Das war aber so und so.“ Dann wäre es besser, jeder würde sein eigenes Buch schreiben. (lacht)

DEADLINE: Vielen Dank für deine Zeit!

Interview geführt von Heiko Thiele

MILLE PETROZZA IM INTERVIEW ZU KREATOR – HOPE & HATE