MISSION: IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING TEIL EINS

Ethan Hunt (Tom Cruise) ist wieder einmal unterwegs in unmöglicher Mission. Doch geht es diesmal um einen besonders unkonventionellen Gegenspieler: eine außer Kontrolle geratene künstliche Intelligenz. Wenn Programme selbst schreiben, malen und sprechen, passt das natürlich optimal in den Zeitgeist. Und wie es typisch für künstliche Intelligenzen im Film ist, gerät auch diese sogenannte Entität außer Kontrolle. Das IMF-Team rund um Cruise muss zwei Teile eines Schlüssels finden, um die Kontrolle über die Intelligenz zurückzugewinnen. Dabei helfen ihm wieder Benji Dunn (Simon Pegg) und Luther Stickell (Ving Rhames) und auch das neue Gesicht der Diebin Grace (Hayley Atwell). Doch taucht inmitten dieser Jagd nach dem Schlüssel ein alter Bekannter von Ethan auf, den er längst tot geglaubt hat.

Nach dem sechsten Teil, in dem Cruise bereits einen waghalsigen Halo-Jump aus fast acht Kilometer Höhe vollführte, mag man denken, dass der siebte Teil die Action nicht mehr überflügeln kann. Aber das Publikum wird schnell vom Gegenteil überzeugt. Denn in DEAD RECKONING bekommt man serientypisch wilde Verfolgungsjagden mit kleinen Autos in noch kleineren italienischen Gassen, Kämpfe zwischen abtrünnigen und Spezialagenten mit eigenen Motiven und natürlich einen kerzengerade sprintenden Tom Cruise.

Das Alleinstellungsmerkmal bei seinem siebten Einsatz ist der Plot, der irgendwo zwischen dystopischer Zukunft und überladenem Drehbuch liegt. Die KI des Films spiegelt den aktuellen Hype um selbst schreibende und malende KIs wider, überspitzt jedoch die Möglichkeiten und entfesselt damit einen interessanten Antagonisten. Zwar gibt es auch menschliche Helfer der Intelligenz, doch ist jeder ihrer Schritte bereits berechnet und vorhergesehen. Das gibt der Handlung eine beinahe prophetische Note, wenngleich man sich nicht immer sicher sein kann, welche Regierung gerade versucht, die Intelligenz unter ihre Kontrolle zu bekommen. Da das Programm die Atomwaffen ersetzt, möchte ein jedes Land es kontrollieren.

Auch wenn die Geschichte interessante und aktualitätsbezogene Punkte hat, ist sie oft zu wirr und nicht stringent genug erzählt. Doch ist das alles eine Kritik, die im Angesicht der bombastischen Action beinahe verfällt. Wenn Hunt sich auf einem fahrenden Zug vor wunderschöner österreichischer Kulisse einen Messerkampf liefert, ist das nicht nur eine Erinnerung an den ersten MISSION: IMPOSSIBLE-Teil, sondern auch ungemein unterhaltsam. Schauplätze wie Venedig und Innsbruck wechseln sich mit einem Sandsturm ab, der die Leinwand einzuhüllen scheint. Ein Katz-und-Maus-Spiel an einem Flughafen entwickelt sich plötzlich zu der Entschärfung einer Atombombe, und ein unaufhaltbarer Zug muss gestoppt werden, bevor er über die Klippe fährt – ein Klassiker.

MISSION: IMPOSSIBLE DEAD RECKONING ist einer der, wenn nicht der stärkste Actionfilm des Jahres. Dass er dennoch nicht der beste Teil der Reihe ist, spricht für die Qualität dieser. Was das siebte Abenteuer von Hunt zurückhält, sind die (zu) vielen Gegenspieler sowie die interessante, aber nur beiläufig betrachtete KI. In Zeiten von JOHN WICK und Superheldenfilmen aller Art haben Ethan Hunt und sein Team zwar nicht den Anschluss verloren, aber ihre Konkurrenz hat aufgeschlossen. Trotzdem haben sie mit diesem Film bewiesen, dass sie noch immer einen Vorsprung haben. (Martin Seng)

Keine unmögliche Mission, aber eine leicht schwächere als die zuvor