MORESNET – BOOK OF DEATH – DIE SERIE AUF ZDFneo

Von Philippe Beck

Die 2024 bei den belgischen Ensor Awards mehrmals ausgezeichnete sechsteilige erste Staffel der Mysterythrillerserie MORESNET – BOOK OF DEATH startet Ende Oktober im ZDF. Fans von DARK werden damit eindeutig auf ihre Kosten kommen.

Die Serie beginnt in einem Brüsseler Casino: Der offensichtlich spielsüchtige 34-jährige Ben Schotz (Boris Van Severen) hat eine Art epileptischen Anfall. Kurz darauf erfährt er vom Tod seines Vaters und ist daraufhin gezwungen, nach langer Zeit noch einmal in seine ostbelgische Heimat zurückzukehren. In Moresnet trifft er seine alten Freunde wieder, mit denen er im Alter von zwölf Jahren eine „Zeitkapsel“, eine Kiste mit den Lieblingsgegenständen der Freundesgruppe, im Wald vergraben hatte. Doch sind mit diesem weit zurückliegenden Abenteuer auch schmerzhafte Erinnerungen verbunden. Bens älterer Bruder Daan (Arend Pinoy) erstach damals aus unverständlichen Gründen ihre Freundin Sophie. Seitdem ist er in einer geschlossenen Anstalt interniert.

Nach 22 Jahren graben die Freunde ihre Kiste wieder aus. Dabei entdecken sie in einem Tagebuch eine Todesliste, laut der sie in den kommenden Tagen fast alle nacheinander umkommen sollen.

Zu der Gruppe gehört auch Zoë Kuypers (Jade Olieberg), die soeben aus Frankfurt am Main zurückgekehrt ist. Die Journalistin hat dort ein Interview mit Eva Rolin (Leonie Benesch) geführt, der neuen CEO von Thalamus, einem milliardenschweren Konzern für Gehirnforschung. Zoë ist davon überzeugt, dass ihr Vater, ein renommierter Journalist, im Auftrag des soeben zurückgetretenen Firmenchefs Dr. Robert Rolin (Pierre Bokma) ermordet wurde, weil er sich für ein geheimes Projekt namens Eterneco interessierte.

In Moresnet macht sich die Freundesgruppe aktiv auf die Suche nach dem potenziellen Mörder. Gleichzeitig versucht Zoë, mehr über Thalamus und seinen Begründer Dr. Rolin zu erfahren.

Thematisch ruft die Serie zuallererst Erinnerungen an DARK wach. Auch wenn das Niveau der deutschen Netflix-Produktion nicht ganz erreicht wird, bietet MORESNET ausreichenden ästhetischen Reiz und eine durchaus spannende Geschichte. Die medizinischen Experimente ihrerseits weisen Parallelen zu den Filmwelten von David und Brandon Cronenberg oder auch zu Gore Verbinskis A CURE FOR WELLNESS auf und betten die Mysteryserie zusätzlich in eine Tradition des medizinischen Horrors ein.

Die oft an entlegenen Orten und in spärlichen Lichtverhältnissen gefilmten Szenen, die Zwielichtigkeit verschiedener Personen sowie die Ungewissheit der Handlung tauchen den Zuschauer in eine mysteriöse und spannungsgeladene Stimmung. Schade ist es allerdings, dass sich die Ereignisse in der letzten Folge dermaßen überstürzen, dass die Reaktionen der Protagonisten manchmal gekünstelt wirken.

Trotzdem möchte man wissen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt, wie sich die Personen in der angedachten zweiten Staffel verhalten werden und welche Rolle die reichhaltige Vergangenheit des Grenzorts Moresnet einnehmen soll, die hier nur am Rande mehrmals Erwähnung findet. Dies ist nämlich der Plan, wie Regisseur Frank Van Passel dem Web-Portal „Screen Flanders“gegenüber erklärte: „Die historische Bedeutung von Moresnet ist weitgehend unbekannt. Im 19. Jahrhundert bildete die Ortschaft einen kleinen unabhängigen Staat, wie Monaco oder Lichtenstein, bis sie nach dem Ersten Weltkrieg Teil von Belgien wurde. Wenn also die erste Staffel von MORESNET gut aufgenommen wird, werden wir nach und nach eine Staffel entwickeln, die diese historischen Ereignisse fiktionalisiert.“

Die europäische Koproduktion wurde größtenteils in Ostbelgien und in Flandern gedreht, vereinzelte Szenen auch in den Niederlanden und Deutschland. Einer der Hauptschauplätze ist natürlich Moresnet. Die kleine belgische Ortschaft liegt an jenem Dreiländereck, wo die Grenzen Belgiens, Deutschlands und der Niederlande aufeinandertreffen. Ortskundige können den alten Güterbahnhof in Moresnet sowie die durch den Wald führende ehemalige Bahntrasse zwischen Kelmis und Moresnet wiedererkennen. Visuell kennzeichnet vor allem der imposante Viadukt die Szenen in der ländlichen Gemeinde. Den Sitz von Thalamus werden Frankfurter allerdings vergebens in ihrer Stadt suchen. Das hochmoderne Gebäude befindet sich in Wirklichkeit nämlich in Kortrijk, und als psychiatrische Institution diente ein Kloster in Löwen. Denn das Drehbuch wurde in Flandern entwickelt und zum Teil vom Vlaams Audiovisueel Fonds (VAF) unterstützt. So sprechen auch die meisten Schauspieler im Original ihre Muttersprache Niederländisch, wie zum Beispiel Ben und seine Freunde. Zur internationalen Besetzung gehören der niederländische Schauspieler Pierre Bokma (WIL – WEIL DER MENSCH ERBÄRMLICH IST), der hier in die Haut des zwielichtigen Wissenschaftlers Robert Rolin schlüpft, während der aufsteigende deutsche Stern Leonie Benesch (DAS LEHRERZIMMER) die Rolle seiner Enkelin Eva übernimmt.

MORESNET – THE BOOK OF DEATH wurde 2024 bei den flämischen Film- und Fernsehpreisen, den Ensors Awards, als beste Serie, für die beste Regie und den besten Schnitt ausgezeichnet. (Philippe Beck)

Serien-Mindfuck à la DARK

(c) alle Bilder ZDF