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NECK CEMETERY (p)lausch – Musik und Film

Friedhof der Nackenwirbel!

 

Dass Schwermetall in Nordrhein-Westfalen in guten Händen ist, ist historisch belegt. Da verwundert es nicht, dass der NWR-Fünfer NECK CEMETERY nach seinem starken Debüt BORN IN A COFFIN von 2020 mit dem am 27. Oktober erscheinenden zweiten Album BRING US THE HEAD mehr als ordentlich nachlegt. Erneut fegt klassischer Heavy Metal in gekonnter Balance zwischen Melodie und Härte aus den Boxen. Der Clou dabei ist, dass sich die Band diesmal inhaltlich dem Kino der 70er- bis 90er-Jahre verschrieben und auditive Hommagen an einige der wichtigsten Filme dieser Zeit geschrieben hat. Wir trafen Sänger Jens Peters zum ausführlichen (P)Lausch. Das hier ist die Uncut-Version der Interview-Fassung aus der DEADLINE #101.

 

DEADLINE: Jens, was war eure Motivation, ein Album über Filme vor allem aus den 80er-Jahren aufzunehmen?

 

JENS PETERS: Das hat sich tatsächlich durch die Pandemie ergeben. Man saß zu Hause, hatte viel Zeit und trotzdem viel Beschäftigung, weil es ja so nette Sachen gibt wie Netflix, Apple TV oder Amazon Prime. Und die meisten von uns haben auch große DVD- oder Blu-ray-Sammlungen. Und was hat man gemacht abends? Musik gehört, Videospiele gespielt oder Filme geguckt. Viele der Filme, die wir in unserer Jugend geschaut haben – ich bin Jahrgang 81 –, haben wir einfach wiederentdeckt, haben uns die alten Klassiker noch mal angeschaut. Dass wir einen Nachfolger zu unserem Debütalbum machen würden, war ja sowieso klar. Und da kamen wir auf die Idee: Warum nicht das eine mit dem anderen verbinden? Wir zollen ja auch der Musik unserer Jugend Tribut mit NECK CEMETERY, warum also nicht auch den Filmen?

 

DEADLINE: In Film und Musik, was war für dich so besonders an den 80er-Jahren?

 

JENS PETERS: Sehr gute Frage. Heavy Metal wurde in den 80ern richtig populär, nicht zuletzt durch die Bands am Sunset Strip und die ganze Hair-Metal-Welle, Mötley Crüe und später dann GUNS N‘ ROSES, BON JOVI, WHITESNAKE, RATT, W.A.S.P. In Großbritannien hab es die New Wave of British Heavy Metal schon seit Ende der 70er, die zog sich dann in die 80er rein. Auch in Deutschland wurde Heavy Metal populärer, vor allem im Ruhrpott, wie Tom Angelripper mit SODOM, Mille mit KREATOR, TANKARD oder DESTRUCTION. Und gleichzeitig gab es im Norden um Hamburg herum Bands wie HELLOWEEN, später GAMMA RAY, BLIND GUARDIAN hier in Krefeld. Die großen Bands, die heute noch auf den Bühnen stehen und Festivalheadliner sind, kommen halt irgendwo aus den 80ern. Und wir sind natürlich damit aufgewachsen, also ist es auch immer so ein Stück weit Nostalgie. Und was die Filme angeht, genauso. Das Actionkino der 80er hat für uns, die wir aus der Zeit stammen, einen ganz anderen Stellenwert. Ich finde heute Filme auch sehr überladen teilweise. Wenn du dir einen Actionfilm aus der Zeit ansiehst, war das noch eine ganz andere Art zu filmen. Auch wenn’s ein Film ist wie RAMBO oder TERMINATOR, die Actionsequenzen sind schon da, aber die sind viel ruhiger als das, was Michael Bay heute mit TRANSFORMERS abliefert.

 

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DEADLINE: Aber waren die 80er wirklich so schön? Gerade in der Metalszene ging es doch noch viel rauer zu, sie bestand fast nur aus Männern. Ist das nicht ein Stück weit auch eine Verklärung?

 

JENS PETERS: Ja, mit Sicherheit, und so wie du sagst, es war männlich dominierter. Ich hab in den 80ern kein Festival besucht, die ersten Konzerte so mit 13, 14 Jahren, die ersten Festivals wie Wacken mit 19. Davor hab ich viele lokale Shows besucht. Aber ja, das Publikum hat sich gewandelt, auch vor 20 Jahren war es noch männlicher, wie auch das ganze Gehabe auf der Bühne.

 

DEADLINE: Lass uns über euer neues Album BRING US THE HEAD reden. Der erste Song nach der Ouvertüre heißt „F.O.A.D.“, welchen Film habt ihr euch da vorgenommen?

 

JENS PETERS: I SPIT ON YOUR GRAVE.

 

DEADLINE: Also 70er, streng genommen.

 

JENS PETERS: Stimmt, aber wir haben nie explizit gesagt, dass es ein 80er-Jahre-Album ist, sondern unsere Lieblinge aus den 70ern, 80ern und 90ern. Es gab tatsächlich noch einen Track, den wir aufgenommen haben, der jetzt aber nicht auf der Platte gelandet ist. „Stormbound“ heißt der, der dreht sich um JASON UND DIE ARGONAUTEN.

 

DEADLINE: Also aus den 60ern?

 

JENS PETERS: Ja, späte 60er. Wir haben uns also nicht ganz so eng auf die 80er beschränkt, sondern auf Filme, die uns in unserer Jugend geprägt haben. I SPIT ON YOUR GRAVE ist ein ganz großer Sexploitation-Klassiker, der ewig lange in Deutschland auch problematisch gewesen ist. Inzwischen kriegt man ihn vermutlich problemlos.

 

DEADLINE: Hast du das Remake auch gesehen?

 

JENS PETERS: Ja, ist ein cooler Film, aber hat nicht so den rohen Charme des Originals. Was ja für ganz viele Remakes gilt.

 

DEADLINE: Bei „Judgement Night“ dachte ich zunächst an den gleichnamigen Film aus den 90ern mit dem großartigen Soundtrack, der aus vielen Crossover-Klassikern besteht. Aber es ist TERMINATOR gemeint. Bezieht ihr euch auf den ersten oder den zweiten Teil, und was fasziniert euch an diesen Filmen?

 

JENS PETERS: Die erste Strophe bezieht sich auf den ersten Teil, die zweite auf den zweiten. Den dritten, vierten und alles, was danach kam, haben wir uns mal geklemmt. Ich kann mich dran erinnern, wie ich in Bochum ins Kino gegangen bin und da eine lebensgroße Statue von Arnie stand, im Terminator-Kostüm mit Einschusslöchern und dem halb weggefetzten Gesicht. Ich hab dann tatsächlich – sehr zur Unfreude meiner Eltern, die mir solche Sachen eigentlich verboten haben – TERMINATOR 2 zum ersten Mal gesehen und war ganz begeistert von der Tricktechnik. Das ganze CGI-Gedöns mit dem T-1000, der sich aus dem Boden „rausmorphen“ kann, durch Gitterstäbe gehen kann und so. Dann die Sequenzen in der Zukunft mit dem zerstörten Los Angeles, Roboter, die gegen Menschen kämpfen, die die letzten Überlebenden sind. Das war schon der feuchte Teenager-Science-Fiction-Traum, den man damals hatte. Das fand man als Jugendlicher natürlich total cool. TERMINATOR 1 hab ich dann tatsächlich erst wesentlich später gesehen. Heute weiß ich gar nicht mehr, welcher mir besser gefällt, ich finde sie eigentlich ziemlich gleichauf. Deshalb konnte ich mich nicht so richtig entscheiden für den Song, also warum nicht beide?

DEADLINE: Hast du dich dann nicht gewundert, warum der T-800 im ersten Film ein Böser ist, wenn du sie verkehrt rum gesehen hast?

 

JENS PETERS: Nein, überhaupt nicht. Das ergibt sich ja schon aus der Handlung von JUDGEMENT DAY, bzw. wird das ganz offen mehrfach thematisiert. Sarah versucht ja auch zuerst, vor dem T-800 abzuhauen in der Psychiatrie.

 

DEADLINE: Aber ihr habt den Song aus der Sicht von Sarah Connor geschrieben?

 

JENS PETERS: Ja, das ist weitestgehend korrekt.

 

DEADLINE: Wer von euch hatte die Idee, das Titelthema von Brad Fidel zu zitieren?

 

JENS PETERS: Ja, das hat der Jörn (Reese, Gitarrist, Anm.) im Solo gemacht, hast du gut rausgehört. Das war eine kleine Verbeugung, die Jörn sich da erlaubt hat. Das ist uns eigentlich erst recht spät vor dem Studiobesuch eingefallen. Der Song brauchte noch ein Solo, und Jörn hatte da erst was ganz anderes stehen und dachte, warum denn nicht mal zitieren an der Stelle, und das Solo steigt dann tatsächlich mit dem Brad-Fidel-Thema ein und endet auch damit.

 

DEADLINE: Hattet ihr auch bei anderen Songs die Idee, die Soundtracks der Filme zu zitieren, oder hattet ihr Sorge, dass es dann vielleicht zu kompliziert wird, auch wegen der Rechte?

 

JENS PETERS: Ein kurzes Zitat ist im Grunde genommen nie ein Problem. Aber wir haben es nur bei „Judgement Night“ gemacht, als kleine Verbeugung. Aber das wollten wir nicht in jedem Song machen.

 

 

DEADLINE: „Pet Sematary“ von den RAMONES ist ein Cover auf der Platte, das ihr auch schon öfter live gespielt habt. Warum habt ihr euch ausgerechnet dafür entschieden?

 

JENS PETERS: Also erst mal bin ich riesiger RAMONES-Fan (zeigt grinsend auf das T-Shirt der Band, das er trägt). Zweitens passte es sehr gut, weil es ein Song zu der Stephen-King-Verfilmung ist. Also wann, wenn nicht jetzt, wenn wir schon ein Album über Filme machen und diesen Song seit Jahren live spielen. Und dann ja auch noch unser Bandname, NECK CEMETERY, der an „Pet Sematary“ angelehnt ist. Also, wenn es einen Selbstläufer auf der Platte gibt, dann ja wohl diesen. (lacht)

 

DEADLINE: „Behind the Mask“ handelt nicht nur von einer Horrorreihe, sondern gleich von zweien. Und es gab ja auch schon einen Song von Alice Cooper, „He’s Back, the Man Behind the Mask“ zu FREITAG DER 13. – JASON LEBT, war das Absicht?

 

JENS PETERS: Der Titel ist schon ein kleines Nicken in Richtung Alice Cooper, die Musik ist natürlich komplett anders, und ja, wie du richtig sagst, bezieht sich der Song auf zwei Serien, auf FREITAG DER 13. und die Jason-Voorhees-Geschichte und auf HALLOWEEN mit Michael Myers.

 

DEADLINE: Welche dieser beiden Reihen bevorzugst du?

 

JENS PETERS: Ich mag sie beide sehr gerne. Wenn ich mich entscheiden müsste, welche davon ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde, ich glaube (überlegt lange), dann würde ich die FREITAG DER 13.-Filme nehmen, weil sie unterm Strich tatsächlich spaßiger sind. Die HALLOWEEN-Reihe hat mehr Highlights, ich finde auch das Remake von Rob Zombie sehr gut. Also unterm Strich hat HALLOWEEN hochwertigere Filme, aber FREITAG DER 13. ist einfach der größere Spaß und besseres Popcornkino.

 

DEADLINE: Absolut, ich hab eigentlich auch nie hinterfragt, warum Jason Voorhees, nachdem er dröflzigmal gestorben und wieder auferstanden ist, noch diesen Drang hat, Menschen zu töten, bevorzugt junge Leute nach dem Sex.

 

JENS PETERS: Ich glaube, der Mord-Drang von Jason ist vor allem finanziell motiviert. Solange das Studio sagt: Da können wir noch ein paar Dollar rausquetschen, hat Jason auch noch Bock zu morden.

DEADLINE: Nachdem Arnold Schwarzenegger schon dran war, wäre Sylvester Stallone eigentlich ein offensichtlicher Kandidat für einen Song. Stattdessen geht es in „Secret of Steel“ um CONAN – DER BARBAR.

 

JENS PETERS: Es gibt einfach kein Heavy-Metal-Album ohne Schwerter, lange Haare und Muskeln. Nackte Barbaren und Schlangengötter … er passt einfach hervorragend ins Heavy-Metal-Konzept. Ja, Stallone wäre eigentlich dran gewesen, aber ein Film über DIE CITY COBRA oder RAMBO … Ich weiß nicht, da hätte ich textlich nicht so die tollen Einfälle gehabt. Im Grunde hatten wir eine riesige Liste von Filmen, die wir gerne auf diesem Album unterbringen wollten. Dann haben wir aber erst mal die Musik geschrieben. Und dann habe ich geschaut, welcher Filmtitel denn ganz gut zu dem Song passen könnte, der mir da vorliegt, also thematisch passen. „Secret of Steel“ hat so eine schöne „Sword & Sorcery“-Atmosphäre, ein bisschen in Richtung MANOWAR, BATHORY, GRAND MAGUS, dass sich was aus der Richtung total aufdrängte. Ein Barbaren- oder Fantasy-Thema? Dann schon bitte CONAN!

 

DEADLINE: Viele Arnie-Filme aus den 80ern altern ja hervorragend, RED HEAT, PHANTOM KOMMANDO oder eben CONAN – DER BARBAR. Leider ist das bei den Fortsetzungen, wenn ich RED SONJA auch in diesen Kanon nehme, nicht so.

 

JENS PETERS: Das seh ich genauso. Und dann kommt auch noch der Soundtrack dazu von Basil Poledouris, der fantastisch ist, hab ich sogar auf LP. Hör ich immer wieder gerne.

 

DEADLINE: Habt ihr euch eigentlich geärgert, dass Arnold Schwarzenegger ausgerechnet mit dem rechtskonservativen Schlagerbarden Andreas Gabalier ein Stück aufgenommen hat?

 

JENS PETERS: Ach echt, das wusste ich gar nicht.

 

DEADLINE: Das ist vermutlich auch besser so.

 

JENS PETERS: Ich hab neulich einen super Deepfake auf YouTube gesehen, wo Schwarzenegger in Tracht „The Sound of Music“ singt.

 

DEADLINE: Ja, noch etwas, was man ungesehen machen möchte. Apropos sehen: „Eye of the Snake“ handelt von Snake Plissken aus DIE KLAPPERSCHLANGE.

 

JENS PETERS: Plissken ist genauso wie der Terminator eine der ikonischsten Figuren der 80er-Jahre, mit seinen halblangen Haaren, der Augenklappe, den ganzen geilen One-Linern. Und Carpenter hat generell einfach super Filme gemacht. Wir hatten tatsächlich auch über DAS ENDE nachgedacht, das wäre so die Alternative für den Song gewesen. Ich hab mich am Ende für Snake entschieden, weil’s einfach noch ikonischer, noch größer ist. Und weil ich ihn tatsächlich auch besser finde. Übrigens beide Teile, auch FLUCHT AUS L. A., der später noch nachgeschoben wurde. Oder DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT. Aber Snake ist der coolere Charakter, deswegen ist er auf dem Album gelandet.

 

DEADLINE: Das Schöne bei Carpenter ist auch immer der Pessimismus, der durchscheint, so was traut man sich heute kaum mehr.

 

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JENS PETERS: „Willkommen in der Steinzeit“. (lacht)

 

DEADLINE: Den Abschluss bildet „The Ballad of Ash“ über den TANZ DER TEUFEL-Helden. Zunächst mal: Wie hat dir EVIL DEAD RISE gefallen?

 

JENS PETERS: Fand ich gut, sehr gut sogar. Es ist gelungen, das Feeling aus dem Wald in die Stadt zu transportieren, vor allem deswegen, weil es mit dem verlassenen Hochhaus immer noch eine in sich geschlossene Location war. Hätte man das über halb New York verteilt, wäre das deutlich schwieriger geworden. Aber da es eine überschaubare Anzahl von Protagonisten ist in einer abgelegenen Location, obwohl es mitten in der Stadt spielt, hat das erstaunlich gut funktioniert. Das EVIL DEAD-Remake oder -Reboot, wie immer man es nennen möchte, von vor zehn Jahren fand ich damals auch sehr gut. Die Versuche, das fortzusetzen, sind ja leider gescheitert, und ich hatte auch nachdem ich den Trailer von EVIL DEAD RISE gesehen hatte, nicht allzu viel erwartet, war aber positiv überrascht.

 

DEADLINE: Ihr bezieht euch aber auf ARMEE DER FINSTERNIS, ist das der Teil, der dir am besten gefällt?

 

JENS PETERS: Es ist erst mal der, den ich als Erstes gesehen habe von der alten Trilogie. Es war ähnlich wie beim TERMINATOR. Es gab in Bochum-Langendreer, dem Stadtteil, in dem ich aufgewachsen bin, eine Videothek, in die man halt so gegangen ist als Jugendlicher. Die 80er und 90er waren ja eine Zeit, in der Videotheken, die jetzt fast ausgestorben sind, populär waren. Da ist man jedes Wochenende in eine Videothek gerannt und hat sich Filme ausgeborgt. Und da stand auch dieser Pappaufsteller rum mit Ash, in der einen Hand die Schrotflinte und in der anderen die Kettensäge, Skelett unter sich und über ihm der Leitspruch „Wenn du ins Mittelalter reist, vergiss die Kettensäge nicht!“. Wenn man so 14, 15 ist, denkt man natürlich: Wow, muss ich sehen!, also hat die Werbung bei mir voll angeschlagen. War damals auch der Einzige, der zu kriegen war, denn TANZ DER TEUFEL 1 war ja in Deutschland immer noch indiziert, wenn nicht sogar beschlagnahmt zu dem Zeitpunkt (er war von 1984 bis 2016 beschlagnahmt bzw. indiziert, Anm.), und der zweite Teil war jetzt auch nicht das große Thema bei uns. Ich bin also mit dem dritten eingestiegen und wusste gar nicht, dass es einen ersten und zweiten gab, ich hab das erst später rausgefunden. Ich hab ARMEE DER FINSTERNIS auf Videoabenden mit Freunden bestimmt 50-mal gesehen. Der Film hat sich so in mein Gehirn reingefressen. Ich schaue den bis heute immer noch gerne. Die Tricktechnik ist ungemein charmant, die Stop-Motion, was die mit den Skeletten machen, was ja wieder eine kleine Verbeugung in Richtung des 60er-Jahre-Kinos ist, wie bei JASON UND DIE ARGONAUTEN, da gibt es eine ganz ähnliche Szene. Ich finde ARMEE DER FINSTERNIS von vorne bis hinten charmant, wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn genau so drehen. Finde ich ganz, ganz groß. Ich würde nicht sagen, dass es bis heute mein Lieblingsteil aus der Reihe ist, wobei, im Verbund mit dem zweiten ist er schon sehr gut. Ich finde den ersten cool, aber der ist noch einmal ein ganz anderes Biest. Die drei Jahre, die Sam Raimi da mit seinen Kumpels gedreht hat, und die Tricktechnik ist noch eine ganz andere. Aber den zweiten und dritten fand ich zusammen sehr gut, wie auch die Serie ASH VS. EVIL DEAD, schöne Reihe!

 

DEADLINE: Ash-Darsteller Bruce Campbell hatte für mich auch immer das Potenzial, ein ganz großer Star zu werden.

 

JENS PETERS: Ich weiß letzten Endes auch nicht, woran es gescheitert ist, er hatte doch ganz gute Connections. Sam Raimi bucht ihn ja bis jetzt für jeden Film, zumindest mal eine kleine Rolle, bei SPIDER-MAN war er dabei. Vor ein paar Jahren hab ich mal einen Film gesehen, BUBBA HO-TEP, da spielt er Elvis, der im Altenheim ist und da gegen eine Mumie antritt, total crazy, tatsächlich auch sehr unterhaltsam.

 

DEADLINE: Um noch mal auf NECK CEMETERY zurückzukommen: Wie schwierig ist es eigentlich heutzutage, eine Band zu gründen?

 

JENS PETERS: Alle von uns, die in der Band spielen, machen seit Jahrzehnten Musik in der einen oder anderen Kombination. Gegründet haben NECK CEMETERY Yorck (Segatz, Gitarre), der ja inzwischen bei SODOM spielt, und Boris (Dänger, Gitarre). Und alle anderen, die dazugestoßen sind, kannten entweder Boris oder eben Yorck, wie ich. Irgendwie ist das alles so zusammengelaufen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er mich damals angesprochen hat und meinte: „Hey Jens, hab ’ne neue Band am Start, wir wollen klassischen Heavy Metal spielen, die Mucke, die wir selbst gerne mögen. Wir beide waren schon so oft auf Konzerten und haben zusammen besoffen Songs mitgegrölt, und du hattest vorher auch Bands, bei denen du gesungen hast, willst du nicht mal zu uns kommen und dir das anschauen?“ Da hab ich gesagt: „Klar!“ Ich bin dann in den Proberaum in Köln gefahren, und die Chemie hat einfach gestimmt, und ich hatte sowieso Bock, mal wieder musikalisch was zu machen, nachdem ich fünf Jahre nichts getan hatte. Die Chemie hat gepasst, und wir haben gesagt: „Wir machen’s einfach mal“, und so kam eins zum anderen. Wir haben relativ schnell angefangen, Songs aufzunehmen, haben ein Demo produziert und dann das Album aufgenommen. Danach überschlugen sich die Ereignisse, und es wurden immer mehr Gigs gebucht. Also im Prinzip gilt das heute immer noch: Man braucht die richtigen Leute und muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und natürlich eine gehörige Portion Glück haben, dass einen die richtigen Leute sehen. Und vermutlich sollte man auch etwas Können mitbringen, denn ohne Können funktioniert es dann auch wieder nicht. Du spielst wahrscheinlich auch darauf an, dass wir schon etwas älter waren? Die meisten Bands finden sich mit 16, 17 oder 20.

 

DEADLINE: Das weniger, eher weil eine Bandgründung heutzutage bei dem vollen Markt für mich umso herausfordernder erscheint. Aber ein „Spaßprojekt“ war es nie?

 

JENS PETERS: Nein, wir nehmen das schon sehr, sehr ernst. Wir nehmen die Musik ernst, haben trotzdem in der Band das eine oder andere Augenzwinkern, das will ich überhaupt nicht leugnen. Das wird bei unseren Bühnenshows deutlich oder den Texten. Die Musik und die Band nehmen wir aber sehr ernst. Wie groß oder klein das wird oder wie viel Erfolg wir haben, das ist jetzt, genauso wie am Anfang, erst mal Nebensache. Wir haben einfach unheimlich viel Spaß dabei, das zu tun, was wir machen. Das steht im Vordergrund. Wenn das dann noch Leute cool finden, super! Win-win für alle. (lacht)

 

DEADLINE: Gibt es irgendeine cineastische Perle aus den 80er-Jahren, die vermutlich nur wenige kennen, die man aber unbedingt gesehen haben muss?

 

JENS PETERS: Boah, was ’ne Frage. Euer Publikum ist ja anders als das Mainstreampublikum, ich kenne die DEADLINE ja. Ich würde sagen, MANIAC muss man gesehen haben. Finde ich sehr, sehr gut. Wahrscheinlich kein so ein richtiger Geheimtipp für eure Leute, für ganz viele andere wird’s trotz des Remakes immer noch einer sein. Ich glaube, der ist nicht so superbekannt wie viele andere Filme aus dem Genre. Und ansonsten: BRAINDEAD, BAD TASTE, alles, was Peter Jackson damals gemacht hat, wobei, das ist eigentlich 90er. (lacht) Dann hab ich mal einen total schrägen Film gesehen, STREET TRASH (1986, Regie: Jim Muro, Anm.), aber der ist dann wirklich sehr, sehr obskur.

 

DEADLINE: Das Album BRING US THE HEAD kommt am 27. Oktober raus, was sind eure Pläne zur Veröffentlichung?

 

JENS PETERS: Jetzt kommen erst mal nacheinander drei Singles mit dazugehörigen Videos, dann ist eine Release-Show geplant, und wenn alles gut geht, sind wir im Herbst auf Tour.

 

DEADLINE: Danke für deine Zeit, Jens! Dann sehen wir uns dort oder spätestens beim nächsten RockHard-Festival.

 

Interview geführt von Patrick Winkler

jens Peters und Patrick

 

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NECK CEMETERY (p)lausch – Musik und Film