Wäre der Mensch ein von Alzheimer geplagtes Subjekt auf einem Gang ohne Erinnerung, er würde einen solchen Film wie RUNNER RUNNER in immer wiederkehrender Folge erschaffen, ohne sich über bereits Vergangenes Gedanken zu machen, ihn als Zuschauer gut finden und als Regisseur auch noch stolz auf sein Machwerk sein. Brad Furman scheint die letzten Jahre der positiven Entwicklung, stereotype Rollenklischees, rassistische Vorurteile und gegen Frauen gerichteten Sexismus in der Film- und Fernsehwelt zu verdrängen, äußerst gekonnt ignorieren zu können.
In seinem dritten Spielfilm präsentiert er dem Publikum schon in der ersten Szene einen wenig glaubwürdigen Justin Timberlake als verschlagenen Princeton-Studenten Richie Furst, der sein Hauptfach Mathematik nur so gut beherrscht wie die Regeln am Poker-Spieltisch. Ohne Mutter, nur mit einem Vater aufgewachsen, der als ex-spielsüchtiger Besitzer eines illegalen Glücksspielhinterzimmers nicht die Mittel hat, ihn bei seinen lobenswerten Studienplänen moralisch oder finanziell zu unterstützen, wird Richie auch noch das angestrebte Stipendium verwehrt. Die einzigen Rücklagen, die er besitzt, hat er sich auf unerlaubte Weise durch Buchmacherwetten mit Studenten wie Professoren am Campus erschlichen. Als der Dekan der Universität davon Wind bekommt, ist der Spaß allerdings ganz schnell vorbei, und er muss sich eine Alternative überlegen, wie er die erforderlichen 60.000 Dollar auftreiben kann, um sein Studium fortzusetzen. Die Not bringt ihn dazu, aus seiner Morallosigkeit eine Tugend zu machen und sein gesamtes Erspartes während einer im Zeitraffer vorbeiströmenden Nacht auf einem bekannten Online-Poker-Portal zu investieren und nach einer anfänglichen Glückssträhne vollständig zu verspielen. Substanzlos und nur als Mittel zum Zweck, die eigentliche Geschichte des Films endlich ins Laufen zu bringen, vergeht diese Nacht mit wechselnden Bier trinkenden, Chips essenden Zaungästen, darunter – nur um den zu Beginn erhobenen Vorwurf aufzugreifen – auch eine Lolli lutschende, langhaarige Schönheit, die nichts anderes zu tun hat, als vor Aufregung steife männliche Schultern zu massieren und lasziv den Bildrand zu bekleiden. In dem Versuch, mit Timberlake die gekonnte Darstellung des Nerd-Genies Jesse Eisenberg in seiner Rolle als Mark Zuckerberg in David Finchers SOCIAL NETWORK nachzuahmen, schickt Furman seinen Protagonisten in einem letzten Versuch, alles auf eine Karte zu setzen und zu gewinnen, nach Costa Rica, dem Firmen- und Wohnsitz des erfolgreichen Selfmademans und Betreibers des Poker-Portals Ivan Block (Ben Affleck).