Das Ruhrgebiet. Ein Hort des guten Geschmacks. Immer weitläufig umfahren, beehren die launig verkleideten Trinkspiel-Gamer und Scheißfilm-Connaisseure Peter Rütten und Oliver Kalkofe das Herz Europas. Mit dem Staffelfinale gelingt es ihnen, ein archäologisches Wunderwerk mit dem Titel DER GORILLA VON SOHO (hier zu sehen!) ans Licht zu fördern. Über Jahrzehnte verschollen, kann nun der Titel wie einst King Kong den Zuschauern zur Schau gestellt werden. Doch wird diesmal der Affe die Stadt verwüsten, oder steckt unter dem Kostüm vielleicht nur Uschi Glas?
Als letztes Jahr TELE5 die Sendung absetzte, schien die Zeit für all jene schaurig schlechten Filme ein Ende zu haben. Doch mit RTL Nitro konnte innerhalb weniger Wochen ein neuer Platz für die Kultsendung gefunden werden. Elf Staffeln und 164 Folgen später war es im August wieder so weit. Mit SOS BARRACUDA: DER TOD SPIELT ROULETTE wurde die zwölfte Staffel fortgeführt. Mit Filmen wie SAND SHARKS, FUTURE ZONE oder auch dem jetzt schon mehr als kultigen OCTAMAN feierte SchleFaZ sein trashiges Comeback.
Zum Staffelfinale wird das Theater am Marientor in Duisburg zur Kultstätte für alle begeisterten Cinephilen der Republik. Der zweite Liveauftritt in diesem Jahr steht ganz im Zeichen von Edgar Wallace. Für den ehemaligen Ermittler Even Longer alias Oliver Kalkofe ist das ein mehr als passender Film. Doch bevor der Affe auf das Publikum losgelassen wurde, gab es neben Einspielern mit verrutschten Fake-Brüsten und Versprechern mit „Suchtpotenzial“ eine komödiantische Band aus Pianistin und Sängerin, die es geschafft hat, die Evolutionslehre auf eine neue Ebene zu packen und mit dem Nacktwaran ein neues Geschöpf zu kreieren. Eine mehr als gelungene Performance, die den Startschuss für den Auftritt der wohl bestgekleideten Männer im TV bildete. Für die das Publikum, neben der Location, auch das schönste war, das sie je bespielt haben. Dieses legte sich auch in puncto Verkleidung richtig ins SchleFaZ-Zeug und kam in verschiedensten Kostümen aus allen kultigen Folgen zum Event. Dies wurde mit einer kleinen Kostümparade und reichlich Goodies auf der Bühne geehrt.
Dann war es so weit. DER GORILLA VON SOHO wurde den Zuschauern offenbart. Der Film aus dem Jahr 1968 war bereits ein Ausläufer der hierzulande geliebten Edgar-Wallace-Reihe. Warum Regisseur Alfred Vorher, der mit DIE TOTEN AUGEN VON LONDON, DER HEXER oder auch DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE bekannt wurde, diesen Schund drehte, weiß er wahrscheinlich selbst nicht. Verschlossen im Giftschrank des schlechten Geschmacks, ermittelt niemand Geringeres als Horst Tappert (DERRICK) in diesem undurchsichtigen Fall. Gut, nach etwa einer Viertelstunde ist schon klar, wer der Mörder ist, aber warum nicht das volle Potenzial ausschöpfen und verworrene Handlungsstränge einbauen, in denen irgendein Killer auftaucht, der mit dem Gorilla nichts am Hut hat? Verwirrend wird es auch, als die Ermittler ein im ersten Moment scheinbares Bordell betreten, das jedoch eine Art sexy Poser-Volkshochschule ist, in der sich aufgeblasene Menschen auf Podesten rekeln und gierige Amateurfotografen Schnappschüsse für die heimische Galerie machen. Anscheinend war das Drehbuch dann doch so überzeugend, dass das deutsche Schauspiel-Who’s-who der 60er auf den Plan gerufen wurde.
Neben Tappert verewigen sich unter anderem Uschi Glas, Uwe Friedrichsen, Herbert Fux und der charmant dauergeile Sir Arthur, gespielt von Hubert von Meyernick. Zu diesem Zeitpunkt wurde das obligatorische Trinkspiel der SchleFaZ-Reihe zum Dauerbesäufnis. Ach ja, den Affen gibt es auch noch. Dieser verfügt nicht nur über einen Bootsschein, sondern qualifiziert sich auch als Olympionike in der Disziplin des Hechtsprungs in Krankenwagen. Diese Scheißfilm-Mischung brachte das Publikum zum Dauergrölen. Ein SchleFaZ, der wahrscheinlich in die Geschichte eingehen wird. Am Ende bleiben viele Fragen, die auch die in schlechten Filmen geschulten Herren Kalkofe und Rütten nicht gänzlich beantworten können. Der Abend endet, wie er begonnen hat, mit einem Song, in dem die beiden Kultköpfe ihr Publikum in die Nacht entlassen. Wer noch die nötige Geduld mitgebracht hat, lässt es sich nicht entgehen, ein Foto mit den beiden zu schießen und einen kleinen Plausch in der Lobby zu halten.
SchleFaZ ist und bleibt ein kultiges Format, das zum Glück auch weiter fortgesetzt wird und Filmenthusiasten eine Heimat bietet, die im linearen Fernsehen nur noch eine Rarität ist. (Olaf Kuzniar)