Hier erhältlich als E-Paper
Warenkorb

SUPERGIRLS SUPERMAN – IM GESPRÄCH MIT TYLER HOECHLIN

DOM_01426.ARW

Den charismatischen Kalifornier mit deutschen Wurzeln haben sicher die meisten von uns zuerst in Sam Mendes’ ROAD TO PERDITION als Tom Hanks’ Filmsohn wahrgenommen. Da war er gerade 14, hatte aber dennoch zuvor schon einige Film- und Werbeerfahrung gesammelt. Seitdem ist er vor allem im TV zu sehen, besonders regelmäßig in Serien wie TEEN WOLF und kürzlich gar als Superman in SUPERGIRL.

THE DOMESTICS bedeutet für Hoechlin mal wieder die große Leinwand, auf der er an der Seite von Kate Bosworth in einer tristen und martialischen Postapokalypse für Liebe und Normalität kämpft.

 

DEADLINE: Worum geht es eigentlich in THE DOMESTICS?

 

Tyler Hoechlin: Es geht darum, was man alles durchmachen muss, damit eine Beziehung funktioniert. Manchmal fühlt es sich wie ein Kampf an. Mike P. Nelson, unser Regisseur, hatte ein sehr gutes Konzept, um dieses Thema zu behandeln. Er wollte, dass dieser Kampf sichtbar wird, indem man einem Paar folgt, das versucht, in dieser verrückten Welt zu überleben. Für mich war es wichtig zu zeigen, wie schön es ist, wenn man am Ende des Tages, manchmal nach einem harten Kampf, glücklich miteinander ist.

DOM_00545.ARW

 

DEADLINE: Und die Geschichte um dieses Paar wird in einen postapokalyptischen Kontext gesetzt.

 

Tyler Hoechlin: Für mich kam THE DOMESTICS genau zu einem Zeitpunkt, an dem ich etwas in diesem Genre machen wollte. Mir gefällt diese Art von Apokalypse, die nicht in einer unerreichbaren Zukunft liegt, sondern nur ein paar Jahre vor uns liegen könnte. Ein bisschen hat man bei dem Film sogar den Eindruck, dass er in den 90ern oder sogar den 80ern spielt! Alles sieht sehr gebraucht aus.

 

DEADLINE: THE DOMESTICS ist von der neu oder wieder gegründeten Firma Orion Pictures produziert. Der Name Orion steht für Kultfilme wie TERMINATOR und ROBOCOP, die auch das Thema der Postapokalypse behandeln. Guckst du dir zur Vorbereitung auf eine Rolle solche genreverwandten Filme an?

 

Tyler Hoechlin: Es kommt immer darauf an, auf welches Projekt, auf welche Rolle ich mich gerade vorbereite. Für THE DOMESTICS habe ich mich vor allem viel mit unserem Regisseur unterhalten und bin mit ihm bis ins kleinste Detail das Drehbuch durchgegangen. Auch mit meiner Filmpartnerin, Kate Bosworth, habe ich viel über unsere Rollen und wie wir sie für den Film spielen wollen, geredet. Manchmal mache ich das aber auch, dass ich mir zur Vorbereitung bestimmte Filme ansehe, wenn sie wirklich zu meinem aktuellen Projekt passen. Da kann man mit bestimmten Elementen arbeiten, die der Zuschauer vielleicht aus seiner filmischen Sozialisation schon kennt. Es kann aber auch schaden, wenn man sich an zu vielen Beispielen orientiert. Dann kann es passieren, dass man es nicht mehr schafft, etwas Originelles zu schaffen, sondern man imitiert nur noch.

 

DOMESTICS_DE_A4_300dpi

 

 

DOM_4614.RAF

DEADLINE: An einem Punkt in deinem Leben standest du kurz davor, professioneller Baseballspieler zu werden. In deinem neuen Film gibt es viele Actionszenen – machen die dir als Sportler besonders Spaß?

 

Tyler Hoechlin: Ja, sehr. Manchmal kann die Arbeit an einer Rolle sehr ermüdend für den Geist werden. Da sind physische Szenen eine tolle Abwechslung, um den Kopf mal frei zu bekommen und sich mehr auf den Körper als nur auf die Stimme, Mimik und Gestik zu konzentrieren. Leider darf ich nicht so viele Stunts machen, wie ich gerne würde. Früher war das noch anders, aber man wird eben leider auch nicht jünger. In THE DOMESTICS gibt es eine wichtige Szene, in der ich gegen jemand anderen kämpfe, und das haben wir fast alles mit den Schauspielern gedreht, kaum mit Stuntmen. Das war schon toll! Ab und an bekommt man mal einen Schlag ab, aber nichts Wildes.

 

DEADLINE: Im Film stehen deine Rolle und die von Kate Bosworth sich sehr nah. Kanntet ihr euch schon vor den Dreharbeiten?

 

Tyler Hoechlin: Wir haben uns schon mal in New Orleans getroffen. Kate ist ein echter Profi, und es hat immer Spaß gemacht, sie an meiner Seite zu haben. Zum Glück hatten wir vor dem Dreh ausreichend Zeit, um uns auch gemeinsam auf den Film vorzubereiten. Wenn man im Film ein Paar spielt, kommt man bei der Vorbereitung auch auf viele sehr private Dinge zu sprechen und darauf, was man für ein Konzept von Beziehung hat.

DOM_00541.ARW

DEADLINE: Wolltest du Änderungen an deiner Rolle vornehmen, nachdem du das Drehbuch gelesen hast?

 

Tyler Hoechlin: Eigentlich nicht so sehr. Man ist ja meistens zufrieden mit dem Drehbuch für einen Film, den man macht, sonst hätte man ja die Rolle vielleicht nicht angenommen. Aber natürlich entstehen bei der Arbeit am Film auch immer neue Elemente, und Dinge entwickeln sich. Jeder soll sich einbringen.

 

DEADLINE: Wie ist der Titel zu interpretieren?

 

Tyler Hoechlin: Er beschreibt Kate und mein Filmpaar. Wir versuchen, auch in dieser brutalen Welt so normal wie möglich zu leben und uns eine gewisse Romantik zu erhalten.

 

DEADLINE: THE DOMESTICS ist eine recht große Produktion. Du spielst sonst sehr viel in Serien. Wie fühlt sich dieser Wechsel für dich an?

 

Tyler Hoechlin: Ich bin nun schon seit 20 Jahren Schauspieler, und damals waren Fernsehserien noch sehr günstige Produktionen, fast zweiter Klasse. Das hat sich natürlich verändert, und die Grenze zwischen Serien und Filmen verschwindet immer mehr. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem einige Serien wesentlich aufwendiger produziert sind als mancher Kinofilm. Für mich ist es entspannter, einen Film zu machen, da man mehr Zeit hat, die Szenen auch mal zu wiederholen. Bei Serien hat man einen sehr straffen Terminplan.

 

DOM_00881.NEF

DEADLINE: Viele erinnern sich an deine frühe Rolle in ROAD TO PERDITION, als du gerade mal 14 warst. Wie haben dieser Film und die damit einhergehende Bekanntheit deine Jugend geprägt?

 

Tyler Hoechlin: Es hatte natürlich einen großen Einfluss. Ich bin in einer Stadt aufgewachsen, die zwar nur eine Stunde von Los Angeles entfernt ist, aber ganz anders war. Ich machte viel Sport, fuhr Motorrad, das war meine Jugend, und auf einmal war ich auch in Los Angeles, im Zentrum für Kino und Fernsehen. Aber dadurch, dass ich z. B. sehr viel Baseball spielte, hatte ich immer einen guten Ausgleich zum Schauspiel, der mich in einer bestimmten Gruppe von Menschen verankerte. Meine Mannschaftskameraden, Familie, Freunde und Lehrer haben mir geholfen, immer auf dem Boden zu bleiben. Aber man hört oft, dass es in L. A. viele schlechte Menschen im Filmbusiness gibt, die einen nicht gut behandeln. Diese Erfahrungen habe ich nie gemacht und nur mit tollen Leuten zusammengearbeitet.

 

DEADLINE: Vielen Dank für das Interview!

 

Interview geführt von Leonhard Elias Lemke

 

THE DOMESTICS läuft bereits seit dem 23.08 in den Kinos.