TENET kommt mit einer zentnerschweren Last auf den Schultern: Der elfte Film von Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan soll nun, nachdem Disney MULAN über seinen eigenen Streamingdienst bringt, der Leinwand-Heiland für die weltweite Kinobranche sein. Außerdem ist es ein neuer Actionthriller des erfolgreichen wie geschätzten Briten, der sich bevorzugt mit der Wahrnehmung von Zeit auseinandersetzt. Das heißt: Cineasten und Filmfans aller Art scharren bereits länger mit den Hufen. Mehrfach verschoben, ist es jetzt endlich so weit, und wir können TENET als große Projektion erleben. Und das ist auch gut so, denn der Streifen ist Nolan-typisch audiovisueller Kino-Bombast.
Doch worum geht es überhaupt? Natürlich ohne Spoiler: Der Protagonist (John David Washington) hat sich unter Folter gesträubt, seine CIA-Kollegen ans Messer zu liefern, und wird dafür mit einer neuen Mission belohnt: die Welt vor der kompletten Zerstörung zu bewahren. Das Schlüsselwort dafür lautet Tenet, und Inversion (hat nichts mit Zeitreisen zu tun, wie uns der Film mehrfach versichert!) spielt dabei eine wichtige Rolle. Es tauchen nämlich immer mehr Gegenstände auf, die „invertiert“ wurden, also aus der Zukunft stammen und sich in der Zeit in Richtung (unserer) Gegenwart zurückbewegen. Aber das hat alles nichts mit Zeitreise zu tun – wie uns TENET stets mitteilt.
Man könnte es sich einfach machen und behaupten, Nolan sei beim Schauen der Miniserie THE NIGHT MANAGER (Elisabeth Debicki verkörpert in dieser nahezu die gleiche Rolle wie in TENET) auf den Rewind-Knopf gekommen. Das habe er dann so cool gefunden, dass er um dieses Gimmick einen kompletten 150-Minüter gestrickt hat. Noch eine Prise INCEPTION (Stil und Action) und INTERSTELLAR (Zeit-Raum-Gefüge) sowie starke (vornehmlich britische) Darsteller, und fertig ist der Sommer-Blockbuster, der die Kinos rettet. Aber so einfach ist es nicht, denn so simpel ist TENET eben auch nicht. Komplex, nicht kompliziert, das trifft es. Vollgepackt, doch nicht zu überladen. Handwerklich kann und will man wenig vorwerfen, man fühlt sich wie in einem typischen Film aus der Feder von Christopher Nolan.
Auch optisch und akustisch werden die Sinne im Kino verwöhnt. Allein dass der Titel ein Palindrom ist und sich das auch in der Handung widerspiegelt, war zu erwarten. Manche Figuren und Handlungsstränge bewegen sich in der Zeit vorwärts, andere rückwärts (das hat nichts mit Zeitreise zu tun!), und an manchen Punkten treffen diese aufeinander. Inszenatorisch ist das beeindruckend und visuell bislang einzigartig. Ebenfalls Nolan-typisch ist die emotionale Blässe der Charaktere. Da hilft es auch nicht, dass zwischendurch Liebschaften angedeutet und gegen Ende Freundschaften behauptet werden. Oder dass es plötzlich um die Frage geht, wie wir mit unserer Welt umgehen. DAS sollte man sehen und fühlen, nicht wie Figuren sich ständig gegenseitig etwas erläutern. Doch wie gewohnt, fängt die Inszenierung so einiges auf.
Problematisch ist es allerdings, wenn ein Film etwas behauptet (Inversion hat nichts mit Zeitreisen am Hut!) oder Gegebenheiten etabliert (damit Inversion funktioniert, muss die Handlung einmal ausgeführt worden sein) und sich mit fortschreitender Handlung immer weiter davon löst, ohne dass es neue Erkenntnisse gibt. Mit anderen Worten: TENET trichtert uns etwas ein, worauf er später selbst flächendeckend kackt. Zudem mahnt er seine Figuren – und damit auch uns Zuschauer –, es bloß nicht verstehen zu wollen. Man soll es fühlen. Also hinsetzen, zugucken, berieseln lassen und bloß nichts hinterfragen. Das ist schon ziemlich dreist und vermittelt den Eindruck, die Inversion sei nur ein Gimmick. Zumindest ist das der Eindruck nach dem ersten Sehen. Wobei bezweifelt werden darf, dass sich die innere Logik des Films bei mehrfacher Sichtung verdichtet.
Richtig stark ist TENET neben seiner Optik und dem Sounddesign in seinen Thriller-Elementen. Hier empfiehlt sich Nolan einmal mehr als Bond-Regisseur und liefert mit Robert Pattinson gleich einen möglichen Hauptdarsteller mit ab. Frau Debicki als passende Bond-Lady sowie Michael Caine als idealen M obendrein. In Sachen Action könnte der Regisseur weiterhin etwas Nachhilfe brauchen, eine große Ausnahme ist die Szene auf der Autobahn mit dem Löschzug. Da Nolan wenig auf CGI setzt, weiß man, dass diese Stunts wirklich passiert sind. Spannung und Kino-Spaß sind daher schon mal garantiert, und man wird unterhalten den Saal verlassen. Dennoch hat der Autor dieser Zeilen sichtlich Probleme damit, TENET nach einmaliger Sichtung eine eindeutige Wertung zu verpassen. Die Inversion wirkt wie ein Gimmick, ohne das der Streifen gefühlt ebenso funktioniert hätte. Ähnlich wie bei Christopher Nolans Filmen MEMENTO oder PRESTIGE könnten mehrere Sichtungen hilfreich sein und werden schlussendlich darüber entscheiden, welchen Platz zwischen Meisterwerk und Enttäuschung (ob der extrem hohen Erwartung und der Bürde des Kino-Heilands) der Streifen einnehmen wird.
Auch optisch und akustisch werden die Sinne im Kino verwöhnt. Allein dass der Titel ein Palindrom ist und sich das auch in der Handung widerspiegelt, war zu erwarten. Manche Figuren und Handlungsstränge bewegen sich in der Zeit vorwärts, andere rückwärts (das hat nichts mit Zeitreise zu tun!), und an manchen Punkten treffen diese aufeinander. Inszenatorisch ist das beeindruckend und visuell bislang einzigartig. Ebenfalls Nolan-typisch ist die emotionale Blässe der Charaktere. Da hilft es auch nicht, dass zwischendurch Liebschaften angedeutet und gegen Ende Freundschaften behauptet werden. Oder dass es plötzlich um die Frage geht, wie wir mit unserer Welt umgehen. DAS sollte man sehen und fühlen, nicht wie Figuren sich ständig gegenseitig etwas erläutern. Doch wie gewohnt, fängt die Inszenierung so einiges auf.
Problematisch ist es allerdings, wenn ein Film etwas behauptet (Inversion hat nichts mit Zeitreisen am Hut!) oder Gegebenheiten etabliert (damit Inversion funktioniert, muss die Handlung einmal ausgeführt worden sein) und sich mit fortschreitender Handlung immer weiter davon löst, ohne dass es neue Erkenntnisse gibt. Mit anderen Worten: TENET trichtert uns etwas ein, worauf er später selbst flächendeckend kackt. Zudem mahnt er seine Figuren – und damit auch uns Zuschauer –, es bloß nicht verstehen zu wollen. Man soll es fühlen. Also hinsetzen, zugucken, berieseln lassen und bloß nichts hinterfragen. Das ist schon ziemlich dreist und vermittelt den Eindruck, die Inversion sei nur ein Gimmick. Zumindest ist das der Eindruck nach dem ersten Sehen. Wobei bezweifelt werden darf, dass sich die innere Logik des Films bei mehrfacher Sichtung verdichtet.
Richtig stark ist TENET neben seiner Optik und dem Sounddesign in seinen Thriller-Elementen. Hier empfiehlt sich Nolan einmal mehr als Bond-Regisseur und liefert mit Robert Pattinson gleich einen möglichen Hauptdarsteller mit ab. Frau Debicki als passende Bond-Lady sowie Michael Caine als idealen M obendrein. In Sachen Action könnte der Regisseur weiterhin etwas Nachhilfe brauchen, eine große Ausnahme ist die Szene auf der Autobahn mit dem Löschzug. Da Nolan wenig auf CGI setzt, weiß man, dass diese Stunts wirklich passiert sind. Spannung und Kino-Spaß sind daher schon mal garantiert, und man wird unterhalten den Saal verlassen. Dennoch hat der Autor dieser Zeilen sichtlich Probleme damit, TENET nach einmaliger Sichtung eine eindeutige Wertung zu verpassen. Die Inversion wirkt wie ein Gimmick, ohne das der Streifen gefühlt ebenso funktioniert hätte. Ähnlich wie bei Christopher Nolans Filmen MEMENTO oder PRESTIGE könnten mehrere Sichtungen hilfreich sein und werden schlussendlich darüber entscheiden, welchen Platz zwischen Meisterwerk und Enttäuschung (ob der extrem hohen Erwartung und der Bürde des Kino-Heilands) der Streifen einnehmen wird.