Art the Clown is back in Town! Nachdem auf das blutgetränkte Ableben des weiß geschminkten Wesens aus einer anderen Welt im Finale des Vorgängerfilms ja bereits die Wiedergeburt seines Kopfes durch die in der geschlossenen Psychiatrie weggesperrte, unmenschlich entstellte Victoria Heyes (Samantha Scaffidi) erfolgte, setzt die Handlung hier im unmittelbar anschließenden Moment ein – nach einem kurzen Prolog, in dem wir erleben, wie Art zu einem späteren Zeitpunkt „Frohe Bescherung“ bei einer unglücklichen Familie spielt. Wie sich zeigt, ist der übernatürliche Killer kopflos nicht minder tödlich … und macht sich auf den Weg zu Victoria, mit der er schließlich in ein verlassenes Haus flieht. Dort begeben sich beide in so etwas wie einen Winterschlaf, und es herrscht endlich Frieden auf Erden. Vorübergehend.

Fünf Jahre später verlässt unsere Heldin aus dem zweiten Teil, die junge Sienna Shaw (Scream Queen in spe Lauren LaVera, die in der Zwischenzeit die Hauptrolle im semigelungenen THE WELL spielte), eine Nervenheilanstalt und bemüht sich, zu einem normalen Leben zurückzufinden. In diesem Zuge zieht sie bei ihrer Tante Jess (Margaret Anne Florence) ein, deren kleine Tochter Gabbie (Antonella Rose, FEAR THE WALKING DEAD) Sienna schier vergöttert. Doch Letztere ist noch alles andere als in einem heldenhaften Zustand: Sie leidet regelmäßig an äußerst lebensechten Halluzinationen, in denen sie ihre im Vorgänger ermordete beste Freundin Brooke (Kailey Hyman) sieht, für deren Tod sie sich verantwortlich fühlt. Und dann beginnt sie auch noch, Erscheinungen des Killerclowns zu halluzinieren … oder sieht sie ihn etwa tatsächlich?

Was folgt, ist – natürlich – ein von Art mit viel Leidenschaft durchexerziertes Blutbad nach dem anderen, wobei er sich aus ungeklärten Gründen früh im Film in die Figur des Santa Claus verliebt und, nach dem bestialischen Mord an einem ersten „Weihnachtsmann“ in einer Bar, fortan in dessen fröhlich rotem Gewand und mit weißem Rauschebart unterwegs ist. Ja, TERRIFIER 3 gibt sich als fast lupenreiner Weihnachtshorrorfilm. Wobei Horror eigentlich nicht der richtige Begriff ist, denn gruselig oder gar verstörend ist der Film in keiner Sekunde. Wenn man vom dann doch verstörend großen Maß an expliziter Gewalt absieht, das Markenzeichen des Franchises ist. Tatsächlich zelebriert dieser dritte Beitrag der Reihe zunächst zum Großteil wieder einmal puren, sich bei Lichte betrachtet gar nicht mal so gut anfühlenden Sadismus. Eine Zeit lang kann sich glatt das Gefühl einstellen, dass sich das gesamte Szenario etwas abgenutzt hat und man nichts weiter davon sehen muss. Zum Glück ändert sich das aber etwa zur Mitte des Films wieder, weil die Story dann doch noch genügend interessante Einfälle präsentiert. Aber keine Sorge: Im Mittelpunkt stehen weiterhin unterschiedlich kreative Kills ohne Tabu, die vor nichts und niemandem haltmachen. Ob mit Kettensäge, lebenden Ratten oder, ganz besonders gemein, mit Flüssigstickstoff und Hammer. Ho, ho … oh no.
ONE, TWO, ART IS COMING FOR YOU
Daneben werden im Verlauf der Handlung Hintergründe der Figur von Sienna und ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten weiter ausgeführt, die im letzten Teil nur angerissen wurden. Allerdings wird auch bereits darauf hingedeutet, dass uns in einem kommenden vierten Teil noch wesentlich mehr „Background-Info“ bevorsteht. Jener könnte, wenn man entsprechende Hinweise im Film Revue passieren lässt, etwa im Mittelalter spielen, in der Hölle – oder auch in einer ARMY OF DARKNESS-ähnlichen Paralleldimension.
Wie nicht anders zu erwarten, ist das Niveau der SFX erneut grandios hoch. Manche Stimmen flüstern ja, Damien Leone hätte vielleicht besser bei seiner eigentlichen Profession des Masken- und Effektspezialisten bleiben sollen, statt sich als Regisseur zu versuchen. Wirklich fair ist diese Aussage nicht, denn wenn TERRIFIER 3 inszenatorisch auch eine Menge vermissen lässt, was einen tatsächlich guten (Horror-)Film ausmacht – nicht zuletzt Spannung, überzeugende Dialoge oder das nötige Tempo bei allen Szenen, die sich nicht um brutalstmögliche Kills drehen –, so hat er insgesamt doch genug zu bieten, um zumindest die Mehrheit der Genrefans mit einem (blutroten) Lächeln nach Hause zu schicken. Noch mehr als die Vorgängerwerke weist er großes 80er-Flair auf, was sich vor allem in der Bildgestaltung mit ihrem häufigen Einsatz von Weichzeichner und Unschärfen zeigt. Mitunter erinnert er fast an eine modernisierte, intensivierte Version eines NIGHTMARE ON ELM STREET. Oder wirkt zumindest wie ein von Herzen kommender Liebesbrief an diesen. In dem Zusammenhang soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass sich Leone seiner Vorväter durchaus bewusst ist und ihnen Ehre erweist: Ein Highlight des Films ist ein wunderbares Cameo des ursprünglichen SFX-Großmeisters Tom Savini. Außerdem gibt’s eine feine Verneigung vor THE SHINING zu goutieren. (Weniger bemerkenswert: ein Auftritt von Produzent Phil Falcone.)

Weiter ins Detail muss man an dieser Stelle wohl nicht gehen: Wer sich TERRIFIER 3 ansieht, weiß ohnehin, was ihn/sie erwartet – und es wird genau das geboten, was man sich erhofft. Negativ angemerkt werden kann vielleicht noch, dass wichtige Überlebende aus dem zweiten Film der Reihe hier enttäuschend unfeierlich verabschiedet werden. Positiv hingegen, dass die Figur von Art the Clown selbst einiges an Tiefe hinzugewinnt. Diente sie in den ursprünglichen Kurzfilmen, die dann als Rahmenhandlung von ALL HALLOWS’ EVE zweitverwertet wurden, sowie in den beiden ersten TERRIFIER-Features vorwiegend als stumpfe, wenn auch abseitige und maximal gefühlskalte Mordmaschine, entwickelt sie diesmal ein paar Eigenheiten, die schon fast als Charakter durchgehen können. Auch ist es schön, dass der von Teilen der Öffentlichkeit als misogyn bewertete Mord an einer an den Füßen aufgehängten Frau im ersten TERRIFIER ein „Quidproquo“ erfährt. Und nicht zuletzt soll erwähnt werden, dass das Pacing hier deutlich runder wirkt als beim überambitionierten, überlangen Vorgängerfilm, dass das Ganze also insgesamt erheblich kurzweiliger ist.

Apropos: Jenen sollte man gesehen haben, bevor man sich zu TERRIFIER 3 im Sessel niederlässt. Andernfalls läuft man Gefahr, einen Gutteil der Bezüge und Querverweise auf zuvor Geschehenes nicht recht einordnen zu können. Vor allem aber, den gewaltigen Fortschritt nicht zu erkennen, den das Franchise von seinen Ursprüngen bis heute gemacht hat. Und der ist tatsächlich bewundernswert. (Dominic Saxl)
Einen großen Sitges-Festivalbericht werdet ihr in der kommenden DEADLINE #108 lesen können.
„Die unchristlichste Weihnachtsbescherung aller Zeiten“
(c) Festivalfotos Dominic Saxl