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THANKSGIVING

Regie: Eli Roth  / USA 2023 / 107 Min.

Besetzung: Nell Verlaque, Patrick Dempsey, Rick Hoffman u.a.

Produktion: Roger Birnbaum, Jeff Rendell, Eli Roth u.a.

Freigabe: FSK 18

Verleih: Sony Pictures

Start: 16.11.2023

Ach, Feiertage sind doch etwas Schönes. Ein reichlich gedeckter Tisch, an dem die Dramen des ganzen Jahres zelebriert werden. Wenn Opa von damals erzählt und seine Krankheiten aufzählt, dann weiß man, es ist ein besonderer Tag. Auch wenn dies oftmals im Familienstreit endet. Aber dies nicht so blutig wie im neusten Werk von Eli Roth: THANKSGIVING. Nachdem schon MACHETE (2010) und HOBO WITH A SHOT GUN (2011) aus den Fake-Trailern vom GRINDHOUSE-Double-Feature ihre eigenständigen Langfilme erhalten haben, folgt nun, sechzehn Jahre später, auch Eli Roth mit seinem eigenen Film auf die Kinoleinwand. Und es ist zudem auch eine Rückkehr Roths zu seinem Lieblingsgenre des Horrors. Denn die letzten Spielfilme, THE HOUSE WITH A CLOCK IN ITS WALL, das Remake von DEATH WISH oder KNOCK KNOCK mit Keanu Reeves, waren doch eher mittelmäßige Streifen ohne eigene Handschrift. Jetzt darf sich Roth wieder in die Schlachtplatte stürzen, und wie.

 

Thanksgiving Parade from TriStar Pictures and Spyglass Media Group, LLC THANKSGIVING

Plymouth, Massachusetts. In der Stadt, in der die Pilgerväter am Plymouth Rock landeten, wird das Fest von Thanksgiving besonders zelebriert. Der Geburtsort eines der wichtigsten Feiertage im Monat, der am vierten Donnerstag im November die Familien zueinanderführt. Doch ein neuer Feiertag folgt diesem seit einigen Jahren: der Black Friday. Der ortsansässige Right Mart lässt sich den umsatzstärksten Tag des Jahres nicht entgehen und bietet den Kunden ein Gratis-Waffeleisen zu dem jedem Einkauf an. Solange der Vorrat reicht, natürlich. Durch diesen Aufruf und weitere vermeintliche Schnäppchen entwickelt sich eine Masse von Menschen am Eingang, die die Security bestehend aus zwei Personen nicht imstande ist zu halten. Als der wütende Mob die Tür einbricht, beginnt die Tragödie. Mehrere Menschen werden erdrückt, getötet, und das alles im Livestream zu sehen. Ein Jahr später ist die kleine Gemeinde immer noch schockiert, doch es stehen wieder Thanksgiving und der Schwarze Freitag an. Als die Vorbereitungen für das Fest wiederholt anlaufen, geschieht ein Mord. Auf den ein weiterer folgt. Jedes Mal wird dabei der Freundeskreis rund um Jessica (Nell Verlaque) in einem Social-Media-Posting verlinkt, in dem der Killer auch deutlich macht, dass die Freunde als Nächstes dran sind. Der Schlächter, der eine der überall erhältlichen Masken des Pilgervaters John Carver trägt und metzelnd mit dem Pilgerhut die Kleinstadt tyrannisiert, rückt dabei immer näher an die Familien heran. Den Freunden wird dabei klar, dass ihr Besuch ein Jahr zuvor in der Tragödie des Right Mart der Auslöser dafür ist. Doch wer könnte der Täter sein, und welches Motiv verfolgt er?

 

(L to R) Gina Gershon and Patrick Dempsey star in TriStar Pictures and Spyglass Media Group, LLC THANKSGIVING

 

Dies und mehr erfahren wir nach knappen zwei Stunden, in denen Eli Roth den, um es vorwegzunehmen, bis dato besten Film seiner Regiekarriere realisiert hat. Denn THANKSGIVING lebt von seiner Einfachheit. Roth versteht es dabei, die essenziellen Grundlagen des Slashergenres, das seinen Höhepunkt in den 80er-Jahren hatte, in die Gegenwart zu transportieren. Zum einen ein Skript, das positiv, ohne erzwungene Innovationen eine simple Geschichte erzählt, in der eine Gemeinde terrorisiert wird und sich dem Bösen entgegenstellt. Das dabei zudem zynisch den Kapitalismus und die Gier von Menschen einfügt und kritisch die Axt in Richtung der Zuschauer schwingt. Genauso verhält es sich mit der Kritik an sozialen Medien und dem unaufhörlichen Teilen von allen Inhalten. Zum anderen ist der Killer eine Gestalt, von der die Zuschauer:innen bis zur Auflösung wenig erfahren. Dies erinnert sehr an die SCREAM-Reihe, bei der bis zuletzt die Zuschauer:innen selbst überlegen, wer die Person sein könnte, bis diese demaskiert wird. Roth nutzt dabei auch die simple Gestaltung seines Killers, in der eine alltägliche Maske zum Gesicht des Bösen wird. Ein weiteres Element sind die beiden Hauptdarsteller. Nell Verlaque, eine bis dato noch unbekannte Schauspielerin, wird vielleicht nicht zur nächsten Scream-Queen à la Jamie Lee Curtis, aber das entscheiden letztendlich die Zeit und auch der Erfolg dieses Films. Denn Roth entwickelt die Figur der Jessica als starke Frau, die nicht nur als reiner Kill verschlissen wird. Und zudem ist mit Patrick Dempsey ein bekannter Schauspieler an Bord, der wohl den meisten als Dr. Derek Shepard aus GREY`S ANATOMY in Erinnerung geblieben ist. Diesmal darf Dempsey den Kittel gegen die Uniform des Sheriffs eintauschen und ein anderes Gesicht als sonst zeigen. Die Auswahl mag überraschen, aber Dempsey passt sich gut in die vornehmlich junge Darstellerriege ein. Eine positive Überraschung ist zudem auch der Auftritt von Rick Hoffman, mit dem Roth schon bei HOSTEL zusammengearbeitet hat.

A mysterious Thanksgiving-inspired killer terrorizes Plymouth, Massachusetts in TriStar Pictures and Spyglass Media Group, LLC THANKSGIVING

 

THANKSGIVING schafft dabei auch die Balance zwischen fiesen, wirklich fiesen Kills und einer komödiantischen Note. Denn zu ernst nimmt der Film sich nie, ist aber spannend genug, um dabei nicht völlig trashig zu sein. Denn auch die handgemachten Effekte sehen hervorragend aus. Auch wenn das Ende schneller als die Geschichte davor abgehandelt wird, hat THANKSGIVING das Potenzial, sich zu einer wichtigen Reihe zu entwickeln, um das Genre des Slashers wieder auf den Thron zu heben. Denn Roth versteht dabei sein Handwerk. Seine Vorliebe für das Genre wird hier mehr als deutlich. Roth muss nicht paradoxe Zeitebenen entwickeln, einen Plot-Twist dem nächsten folgen lassen oder unnötigen Bombast beisetzen. Denn manchmal kann es so einfach sein, aus einer Idee, der ein Kurzfilm folgte, eines der Horror-Highlights des Jahres zu inszenieren. (Olaf Kuzniar)

 

 

Der klassische Slasher ist zurück! Wie ein Axthieb zwischen die Augen.

 

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Regie: Eli Roth  / USA 2023 / 107 Min.

Besetzung: Nell Verlaque, Patrick Dempsey, Rick Hoffman u.a.

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Freigabe: FSK 18

Verleih: Sony Pictures

Start: 16.11.2023