THE BATMAN – alles neu?!
Er ist zurück: Der Caped Crusader, The Dark Knight oder einfach THE BATMAN! Der neue Film von Regisseur und Drehbuchautor Matt Reeves ist zurzeit unsere Titelstory der DEADLINE Ausgabe #91 – inklusive Interviews mit Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Paul Dano, Andy Serkis, John Turturro, Peter Sarsgaard, Matt Reeves, Jeffrey Wright und Dylan Clark. Reeves zeigte bereits mit CLOVERFIELD und besonders mit PLANET DER AFFEN: REVOLUTION und PLANET DER AFFEN: SURVIVAL, was in ihm steckt, und präsentiert uns mit THE BATMAN nun einen völlig neuen (Leinwand)Batman. Look, Story und manche Figuren erinnern an eine Mischung aus den Comics BATMAN: YEAR ONE (Frank Miller, 1988) und BATMAN: EARTH ONE (Geoff Johns, 2012 – 2021), inhaltlich und atmosphärisch geht der neue Film in Richtung Nolan-Trilogie und weit weg von Snyders Vision. Von den Filmreihen davor könnte THE BATMAN kaum weiter entfernt sein. Und das ist auch gut so. Warum? Das erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen…
Die Story
Ein maskierter Serienkiller namens Riddler (Paul Dano) hat es auf hochrangige Politiker und Persönlichkeiten in Gotham City abgesehen. Nach den grausamen Morden an ihnen, veröffentlicht er geheime Informationen über diese und bringt somit schritt für schritt unangenehme Wahrheiten ans Licht. Im gleichen Zuge schickt er Batman gemeinsam mit seinem Vertrauten, Lieutenant Jim Gordon (Jeffrey Wright) vom Gotham City Police Department auf eine Schnitzeljagd quer durch eine von Korruption und Hoffnungslosigkeit durchzogene Stadt, die offenbar nur noch aufrechte Menschen retten können. Und auch Bruce Wayne gerät ins Fadenkreuz des mysteriösen Riddler, was die ganze Sache sehr kompliziert macht.
Ja, für eine Comic-/Batman-Verfilmung ist die Handlung recht kompliziert. Zahlreiche Figuren sind miteinander verwoben und haben ihre eigenen kleinen Geschichten, die sie vorantreiben. Was haben die Arkhams und die Waynes gemeinsam? Welche Geheimnisse verbinden sie? Und wie stehen der Bürgermeister und die Unterwelt – angeführt von Carmine Falcone (John Turturro) und seiner rechten Hand „Pinguin“ (Colin Farrell) – in Verbindung? Allerdings sind Comicfans stark konstruierte Geschichten schon aus den Vorlagen gewohnt. Warum lohnt sich THE BATMAN dennoch?
THE BATMAN: Year Two
Wir haben endlich die Bestätigung: Alle Hater, die im Vorfeld unnötig die Klappe aufgerissen haben (wie es bei fast jedem neuen Batman-Darsteller der Fall ist), können diese endlich schließen und geschlossen halten. Robert Pattinson sieht nicht nur unfassbar geil im Batsuit aus, sein Spiel passt perfekt zu einem jungen Bruce Wayne/Batman, der sich selbst noch finden muss. er transportiert das passende Maß an Emotionalität. Gleichzeitig ist er fit, angsteinflößend und Bad-Ass. Er IST Batman, er ist Vergeltung. Und er hat Spielzeug dabei; der Grappling Hook kommt mehrfach zum Einsatz und immer wieder macht der Dunkle Ritter Gebrauch von seine Gadgets. Aber auch von seinen Fäusten. So agil wie hier war Batman in bewegten Bildern noch nie, uns geht das Herz auf. Sein Kragen sorgt für Bewegungsfreiheit, an der Ledermaske sehen wir die Nähte und sogar das Logo auf seiner Brust hat eine Funktion. Batman war selten so nah(bar) und nachvollziehbar. Und nicht nur das, er darf auch den Großteil der Spielzeit als Detektiv agieren. Wir erinnern uns, dass er in vielen Comics die Rede von „the world’s greatest detective“ die Rede ist.
Alle anderen Charaktere sind ebenfalls perfekt gecastet, egal ob es Zoë Kravitz als Selina Kyle/Catwoman ist, Jeffrey Wright als Gordon oder Paul Dano als Riddler (furchteinflößend!). Jede/r füllt seine Figur mit Leben, hat eigene Päckchen zu tragen und nachvollziehbare Motive. Gut und Böse sind in Gotham City nicht so leicht zu unterscheiden und teilweise auch nicht auseinanderzuhalten. Denn selbst Verbrecher können noble Beweggründe haben, sich allerdings für unmenschliche Methoden entscheiden. Andererseits bringen positive Intentionen allein nicht immer das gewünschte, friedliche Ergebnis. Das Bild des Verbrechenssumpfs ist hier angebracht, denn alles verschwimmt miteinander. Gotham braucht Hilfe, um durch diesen Wust an Lügen, Korruption, Prostitution und Drogenhandel wieder das Eigentliche, das Wichtige, das Menschliche sehen zu können. Und daran wachsen die Figuren in THE BATMAN, die sich ihrer Vergangenheit stellen müssen. Sie müssen Furcht überkommen, Konsequenzen ziehen, um eine lebenswerte Zukunft für sich und die Menschen um sie herum zu schaffen. Allen voran Bruce Wayne aka Batman, der hier wahrhaft eine Entwicklung durchmacht.
Der Look: Noch nie war eine offizielle Batman-Realverfilmung so düster, so atmosphärisch, so stimmig. Gotham City, wie gewohnt angelehnt an das nächtliche New York, ist dunkel und verregnet. Es werden Erinnerungen an SIEBEN von David Fincher und die SAW-Filme wach. Zweiteres liegt vor allem an den Fallen des Riddlers, die extrem perfide ausfallen und die wir sonst aus Folter-Horror-Filmen kennen. Nicht umsonst fragten wir vor einiger Zeit: Wird THE BATMAN ein Horror-Film? Die Frage können wir zwar mit einem klaren „Nein“ beantworten, die Inspirationen dieses grimmigen Crime-Thrillers bleiben jedoch eindeutig. Kameramann Greig Fraser macht aus jedem Frame ein Comic Panel und setzt gezielt die Schärfentiefe ein. Sie ist kein Gimmick, weil er sie bewusst nutzt, um (im wahrsten Sinne des Wortes) den Fokus auf bestimmte Dinge im Bild zu lenken.
Fazit
THE BATMAN ist der Batman-Film, den wir endlich verdient haben. Es gab die kindlich-bunte wie unterhaltsame Variante mit BATMAN HÄLT DIE WELT IN ATEM (1966), die Gothic-Comic Version von Tim Burton (BATMAN, 1989, und BATMANS RÜCKKEHR, 1992) sowie die knallbunten Trashperlen BATMAN FOREVER (1995) und BATMAN & ROBIN (1997) von Joel Schumacher. Erst Christopher Nolan erdete die Figur und lieferte mit seiner Fledermaus-Trilogie einen ganz neuen Ansatz, verstand Batman als Symbol, bevor Zack Snyder mit Ben Affleck einen älteren, erfahreneren Dunklen Ritter ins Rennen schicken durfte, der vornehmlich an Frank Millers THE DARK KNIGHT RETURNS (Comic, 1986) erinnerte. THE BATMAN verbindet das Beste aus allen Welten und zeigt einen Erwachsenen-Film mit einem Batman, der eine Entwicklung durchmacht, sich und seine Taten reflektiert und Schlüsse zieht. Und das in einem Setting, das so düster ist wie nie zuvor.
DC beweist mit seinen Standalone Filmen (THE SUICIDE SQUAD, JOKER und jetzt THE BATMAN), dass sein Universum so viel mehr Sehenswertes zu bieten hat. Vor allem Kino für Erwachsene bzw. erwachsen gewordene Kinder. Mit Comic-Verfilmungen dieser Art braucht sich DC wirklich nicht mehr hinter Marvel zu verstecken, sondern spielt seine eigenen dunklen Karten aus. Es ist der Batman-Film, den wir noch nicht gesehen haben, den wir aber immer sehen wollten. Dreckig, düster und derbe
THE BATMAN ist DER Batman-Film!