Am 6. und 7. Mai war es wieder so weit: Das Weekend of Fear öffnete zum nunmehr 19. Mal seine Pforten für alle Freunde der abseitigen Filmkunst und war dabei bereits Wochen vor dem eigentlichen Termin ausverkauft. Überhaupt kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich das Festival immer größerer Beliebtheit erfreut und selbst Menschen aus dem äußersten Westen der Republik die Reise ins fränkische Erlangen antreten lässt. Recht so, denn neben der amtlichen Filmdröhnung bietet das WoF eine freundlich-familiäre Atmosphäre, die man bei den großen Mainstreamfestivals vergeblich sucht. Daher wundert es auch nicht, dass im Anschluss an das Festival die Publikumsreaktionen auf den bekannten Social-Media-Plattformen konstant im Bereich „positiv“ bis „überschwänglich“ zu verorten waren.
Als Neuerung präsentierte das Festival dieses Jahr einen zweiten Vorführraum, wodurch dem Publikum eine Alternative zu den Filmen im Kinosaal geboten werden sollte. Sicherlich eine gute Idee, welche allerdings von den Zuschauern erst nur spärlich angenommen wurde, was vielleicht auch daran lag, dass das Programm von „Raum 2“ im Festivalprogrammheft nur durch die Nennung der jeweiligen Filmtitel bedacht wurde. Ein Umstand, der sich im kommenden Jahr ändern soll.
Das diesjährige Filmprogramm startete dann mit NOSFERATU, einem weiteren abgefilmten Theaterstück von Jörg Buttgereit. Was vor drei Jahren als Experiment begann, hat sich mittlerweile, dank des hervorragenden Publikumszuspruchs, zu einem festen und exklusiven Bestandteil des Weekend-of-Fear-Programms gemausert. Neben den regulären Theateraufführungen von Buttgereits Stücken am Theater Dortmund gibt es diese filmische Zweitverwertung ausschließlich hier zu sehen!
Mit DUSK folgte ein Thriller amerikanischer Herkunft. Viel verraten kann man hier wirklich nicht, da sonst die komplette Spannung flöten geht. Nur so viel: Ein Mann erwacht und stellt fest, dass seine Gattin verschwunden ist. Was auf den ersten Blick wie eine handelsübliche Entführung aussieht, entpuppt sich jedoch alsbald als etwas völlig anderes … Alles in allem ein ganz hervorragender Film, der Ende Mai in den USA auf DVD/BD erscheint und hoffentlich auch hierzulande bald eine Auswertung erfährt.
Mit BITTERSWEET REVENGE stand dann eine Independentproduktion aus deutschen Landen auf dem Programm. Wie der Titel schon erahnen lässt, ein Rachethriller, der in vielerlei Hinsicht jedoch deutlich Luft nach oben aufweist und beim Publikum auf eher suboptimale Reaktionen stieß.
Doch die Laune des Publikums wusste der folgende Streifen HEADLESS wieder aufzupäppeln, denn der Titel ist hier Programm. In bester 80er-Jahre-Splatter-Manier spritzt und sprudelt der rote Lebenssaft, dass es nur so eine Freude ist. So etwas funktioniert auf Festivals zu späterer Stunde immer!
Den Abend beschloss mit LA CARA DEL DIABOLO ein peruanischer (!) Geisterfilm mit ordentlich Trash-Appeal.
Am darauffolgenden Tag ging es nach dem traditionellen Weekend of Beer bereits um 16.00 Uhr los mit der brandneuen US-Dokumentation DIARY OF A DEADBEAT – THE STORY OF JIM VAN BEBBER, welche, es ist nicht sonderlich schwer zu erraten, das Schaffen des streitbaren US-Regisseurs beleuchtet und dabei einen ziemlich ungeschminkten und authentischen Blick auf das Leben Van Bebbers offeriert. Mit IDILA folgte bester Backwoods-Horror aus Slowenien. Ein Film, in dem der Bösewicht Franzl heißt und wo aus den Opfern Schnaps destilliert wird, kann nicht schlecht sein! Nach längerer Pause war Timo Rose wieder einmal Gast beim Weekend of Fear und zeigte mit DEATH WISH ZERO einen knallharten Gangsterthriller mit enormem Bodycount. In SAVE YOURSELF aus Kanada landen einige Partygäste nach einer Autopanne in den ganz falschen Händen … kruder Stoff! Mit dem amerikanischen Slasher LAST GIRL STANDING und der US-kanadischen Koproduktion FEED THE DEVIL fand das Langfilmprogramm dann in den frühen Sonntagmorgenstunden seinen Abschluss.
Auch auf dem Kurzfilmsektor gab es wieder einige nette Entdeckungen zu machen. Besonders hervor stachen die finnische Produktion CONTRACT, deren Macher offensichtlich ziemlich große John-Waters-Fans sind, die hier einen absoluten Schenkelklopfer abgeliefert haben. Das Wort „Nudelholz“ gewinnt bei diesem Film eine völlig neue Bedeutung! In gänzlich anderen Wassern fischt ST. FRANKENSTEIN. Eine erotische und höchst originelle Neuinterpretation und Weiterentwicklung von Mary Shelleys Klassiker. Regisseur Scooter McCrae, dessen ebenso unkonventioneller Zombiestreifen SHATTER DEAD auch hierzulande schon für Furore sorgte, nahm nach 17 Jahren endlich wieder im Regiestuhl Platz und gewann mit diesem hervorragenden Film dann auch völlig zu Recht den Publikumspreis für den besten Kurzfilm des Festivals. Der Preis für den besten Langfilm ging nach Slowenien für IDILA, dicht gefolgt von der US-Produktion DUSK.
Im kommenden Jahr steht dann das 20. Weekend of Fear ins Haus. Veranstalter Mike Neun und sein Team wollen zu diesem runden Festival-Geburtstag mit einigen Überraschungen aufwarten. Darauf darf man jetzt schon gespannt sein! Erste Infos wird man wohl im vierten Quartal 2016 auf der Festival-Homepage finden und dann natürlich auch in den Seiten der DEADLINE. (Elmar Berger)