Ein Filmfestival zu veranstalten ist an und für sich eine spaßige Angelegenheit, die jedoch auch jede Menge Tücken in sich bergen kann. Filme kommen zu spät an, Festivalkopien weisen technische Mängel auf, anwesende Filmemacher sind voll wie die sprichwörtliche Strandhaubitze und, und, und. Hat es in der langjährigen Geschichte des WoF alles schon gegeben, aber irgendwie hat es trotzdem immer wieder geklappt, dem Publikum ein unterhaltsames Fest zu präsentieren. Nachdem das Programm des diesjährigen Weekends schon relativ frühzeitig stand, waren alle Beteiligten guter Dinge, doch wie heißt es so „schön“: Erstens kommt es anders, und Zweitens als man denkt …
Festivalleiter Mike Neun wurde am Montag vor dem Festival ins Krankenhaus eingeliefert, musste sich tags darauf einer langwierigen Operation unterziehen und fiel für das gesamte Festival aus. Somit war es an der übrigen WoF-Crew, die Show zu schmeißen und auch der 21. Ausgabe des Festivals zum Erfolg zu verhelfen. Man darf es vorwegnehmen, dieses Unterfangen ist, nicht zuletzt wegen zahlreicher interessanter Gäste und dem besten Festivalpublikum des Planeten, voll und ganz geglückt!
Eines der Highlights des Festivals war mit Sicherheit Regisseur Wolfgang Büld (MANTA, MANTA, GIB GAS – ICH WILL SPASS, PENETRATION ANGST, GO TRABI GO 2), der zur Weltpremiere seines Thrillers SEA OF LIES aus seiner Wahlheimat London angereist war. Büld, der mit seiner freundlichen, ruhigen Art so gar nicht ins mit Selbstdarstellern gespickte Filmgeschäft passen mag, entpuppte sich beim der Vorführung folgenden Q&A als wahrer Entertainer! Vollkommen unaufgeregt erzählte er von den zahlreichen Ups und Downs der Produktion und lieferte dabei eine Anekdote nach der anderen, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Das zeitliche Limit der Q&A-Session wurde dabei zwar deutlichst überschritten, aber genau für solche Momente besucht man schließlich ein Festival! SEA OF LIES kam übrigens beim Publikumsvoting zum besten Spielfilm des Festivals auf Platz 2. Wenn man schon einmal einen Mann wie Wolfgang Büld vor Ort hat, dann sollte man dessen filmisches Schaffen auch würdigen. Daher startete der zweite Tag des Festivals mit einem ihm gewidmeten Special, bei welchem zahlreiche Kurzfilme und Videoclips, vieles davon weltweit unveröffentlicht, gezeigt wurden. Dieser Out-of-Competition-Slot war für 16:00 Uhr am Samstagnachmittag angesetzt. Und trotz besten Biergartenwetters gab es beim WoF schon seit Jahren keine 16:00-Uhr-Vorstellung mehr, die derart gut besucht war! Natürlich folgte auch hier im Anschluss eine längere Frage-Antwort-Runde, bei welcher Büld wiederum die herrlichsten Anekdoten präsentierte. Kirchen, die nach Filmdrehs neu geweiht werden mussten, oder CSU-Bürgermeister, die wegen erteilter Drehgenehmigungen abgewählt wurden, bildeten dabei nur die Spitze des Eisbergs …
Die US-amerikanische Independentszene hatte mit Todd Sheets BONEHILL ROAD, Ron Bonks HOUSE SHARK, James Bickerts FRANKENSTEIN CREATED BIKERS, Stephen Biros SONG OF SOLOMON sowie der Horror-Anthologie HI-DEATH gleich 5 Eisen im WoF-Feuer! Thematisch ging es dabei einmal quer durch den Fantastik-Gemüsegarten, wobei hier sowohl klassische Themen wie Werwölfe und Exorzismus, aber auch herrlichster Mumpitz (HOUSE SHARK!!!) auf das Publikum losgelassen wurden. Sicher hat es dabei die eine oder andere Produktion in Sachen Laufzeit etwas zu gut gemeint – 2 Stunden Trash am Stück sind dann doch ziemlich „anspruchsvoll“ –, im Großen und Ganzen wurde aber auch hier für gute Festivalstimmung gesorgt.