Auf ein Neues! Am 16. und 17. Mai verwandelte das Weekend of Fear das Erlanger E-Werk wieder für zwei Tage bzw. Nächte in einen Hort des internationalen fantastischen Kinos. Insgesamt 17 Spielfilme, darunter 10 Deutschland-, eine Europa- und 2 Weltpremieren, sowie 4 Kurzfilme standen auf dem Programm des diesjährigen Festivals.

Los ging’s mit ED KEMPER, dem neuen Film von Chad Ferrin. Ferrin, der mit seinen von H. P. Lovecraft inspirierten Filmen bereits des Öfteren auf dem WoF zu Gast war, nimmt sich darin der Geschichte des in den frühen 70er-Jahren aktiven Serienmörders Edmund Kemper an. Der Film, welcher aktuell viele positive Kritiken erntet, verfehlte seine Wirkung nicht. Einzig die etwas zu „geleckt“ daherkommende 4K-Optik wurde dem Thema nicht ganz gerecht. Hier hätte ein körniges 16-mm-Bild à la TEXAS CHAINSAW MASSACRE die Atmosphäre sicher noch weiter gepusht. Wem der Sinn nicht nach Massenmörder-Untaten stand, der konnte sich zeitgleich im kleinen Saal mit RED BOOK RITUAL: THE GATES OF HELL eine Horror-Anthologie der neuseeländischen Produktionsfirma Black Mandala zu Gemüte führen.

Zur Primetime um 20:15 Uhr ging es dann weiter mit den Highlights des WoF-Freitags. Zunächst war Darren Ward, der mit A DAY OF VIOLENCE (2013) und BEYOND FURY (2019) bereits zweimal den WoF-Publikumspreis eingeheimst hatte, mit seinem neuen Kurzfilm PASSION, einer liebevoll deftigen Hommage an das Giallo-Kino der 70er-Jahre, am Start. Zusammen mit Hauptdarsteller Ross Alan Doney präsentierte er den Film und stellte sich nach der Vorführung den Fragen des Publikums. Im Anschluss daran folgte mit CALL ME PAUL ein wunderschöner Dokumentarfilm über den spanischen Kultstar Jacinto Molina, international besser bekannt unter seinem Pseudonym Paul Naschy. Sein Sohn Sergio Molina, Produzent des Films, war mitsamt Familie eigens aus Madrid angereist, um die Dokumentation einem äußerst interessierten Publikum vorzustellen. Um es vorwegzunehmen: CALL ME PAUL hatte in der Endabrechnung um den Publikumspreis die Nase weit vorn, und somit ging in der langjährigen Geschichte des Weekend of Fear erstmals ein Dokumentarfilm als Festivalsieger vom Platz. Wohlverdient! Chapeau! Parallel dazu gab es mit THE FOREST HILLS einen amerikanischen Werwolf-Streifen zu sehen, der den letzten Auftritt von Shelley Duvall (THE SHINING) markiert.

Mit STRAIGHT ON TILL MORNING, einer Geschichte eines lesbischen Pärchens, welches in die Fänge von garstigen Hinterwäldlern gerät, ging es im großen Saal eher mainstreammäßig weiter, während die Zuschauer im kleinen Kino den Extremhorror-Batzen GOLGOTA – FLOR DE CARNE der Mexikanerin Maria Xochitl Espinoza Flores zu sehen bekamen. Ein Film, der definitiv nicht leicht zu verdauen ist, stellt er doch eine sehr persönliche Aufarbeitung der von Missbrauch geprägten Jugend der Regisseurin dar, wie Thomas Heigl vom deutschen Vertrieb UltraVisual Films in seinen einleitenden Worten erklärte.

Zum Abschluss des ersten Festivaltages gab es mit DESERT FIENDS dann noch eine humoristische Verbeugung vor THE HILLS HAVE EYES, während es in SPERMULA, einem selten gesehenen Klassiker des European-Trash-Cinemas, der männlichen Erdbevölkerung ans Gemächt ging!

Keine zwölf Stunden später startete dann Tag zwei des WoF mit dem traditionellen Weekend of Beer im Garten des E-Werks. Trotz nicht ganz optimalen Wetters nutzten dabei wieder zahlreiche Zuschauer die Möglichkeit, sich mit den anwesenden Filmschaffenden auszutauschen. Gegen 16 Uhr startete dann das Filmprogramm, dessen Schwerpunkt an diesem Tag auf heimischen Independentproduktionen lag.

Los ging’s mit MITTERNACHT, einer sympathischen Horror-Anthologie ganz im Stil der 80er-Jahre, von Alexander Franz und Thomas Herr, welche mit fränkischem Lokalkolorit aufwarten konnte und bereits zu früher Stunde für einen vollen Saal sorgte! Mit einem weiteren Teil seiner 2 ALIENS-Reihe war anschließend Thomas Zeug wieder zu Gast beim WoF. Ab August dieses Jahres wird es die spaßigen Abenteuer von Quiqueck und Hämat übrigens für lau auf dem 2 ALIENS-YouTube-Kanal zu sehen geben! Nach den lustigen Aliens folgte dann mit GRAVEDIGGERS eine finstere Endzeitvision aus Finnland, während im Kino mit HOWL OF THE DEVIL ein Paul-Naschy-Klassiker über die Leinwand flimmerte, in welchem Sergio Molina als 13-Jähriger an der Seite seines Vaters zu sehen ist. Natürlich wurde der Film von Molina angekündigt, der auch einige Anekdoten zu den damaligen Dreharbeiten parat hatte.

Es folgte die Weltpremiere von DARK SECRETS: GAME OF DEATH PART 2, zu der Regisseur Timo Rose nebst Produzent Nando Rohner und einer großen Schar an Schauspielern angereist war. Der Film geht deutlich straighter und actionlastiger als noch sein Vorgänger zur Sache, was sich auch im Endergebnis niederschlug, in welchem DARK SECRETS auf Platz zwei im Publikumsvoting landete. Congrats! Mit THE STICKS gab es währenddessen im Kino einen feinen Mystery-Horrorfilm zu sehen, der wieder einmal verdeutlichte, dass Autopannen im Wald meist negative Folgeerscheinungen mit sich bringen.

Dann folgte mit GERMAN HORROR STORY die zweite Weltpremiere des diesjährigen Weekends. Regisseur David Brückner war mit einigen Teammitgliedern angereist und stellte die abwechslungsreiche und sehr professionell gemachte Anthologie vor. Als Kontrastprogramm gab es mit SWEET MEATS Troma-Trash, wie man in kennt und liebt.

Den Schwanengesang des WoF 2025 bildete dann mit EVERYONE IS GOING TO DIE ein fieser Home-Invasion-Streifen britischer Prägung, während es im kleinen Saal mit der schwedischen Produktion SANKTA LUCIA einen klassischen Slasher mit starker 80er-Jahre-Schlagseite zu sehen gab.

Dann war Schluss und das Weekend of Fear ein weiteres Mal wieder viel zu schnell vorbei. Doch nach dem Weekend of Fear ist bekanntlich auch immer vor dem Weekend of Fear, und so freuen sich die Veranstalter bereits jetzt, am 15. und 16. Mai 2026 wieder zum Tanz ins Erlanger E-Werk zu bitten. Also safe the date! (Elmar Berger)
Alle Bilder ©Joseph F. E. Reinthaler mit Ausnahme „David Brückner“: ©Patrick Götz
