Wie kaum ein anderes Genre kann Horror auf Probleme und Zustände aufmerksam machen, die oft ignoriert werden oder im Mainstream keine Rolle spielen. Armut, Elend und Hoffnungslosigkeit sind leider Alltag für viele Menschen, und Geschichten haben die Kraft, den Zuschauer mit jenen Wirklichkeiten zu konfrontieren, die oft unsichtbar bleiben. Der Argentinier Demián Rugna hat bereits mit seinem Film TERRIFIED bewiesen, dass er sich nicht nur im Genre selbst bestens auskennt, sondern auch diese Realitäten in unserer Welt ansprechen kann. Schon während der Arbeit an TERRIFIED kam ihm die Idee zu seinem nächsten Projekt, als er einen Zeitungsbericht las über eine seltsame Krankheit, die viele Landarbeiter heimsuchte. In der Geschichte, die Rugna in WHEN EVIL LUKRS erzählt, wird die Krankheit jedoch zu einer Form der Besessenheit, einem Dämon, der all diejenigen heimsucht, sie sich ihm nähern. Wie schon TERRIFIED ist auch WHEN EVIL LURKS eine Mischung aus Splatter-Horror und einer gehörigen Prise schwarzen Humors.
Als sie einem Schusswechsel auf den Grund gehen wollen, finden die Brüder Pedro und Demián (Ezequiel Rodriguez und Demián Salomon) die grausam entstellte Leiche eines Mannes. In einem nahen Farmhaus treffen sie auf einen jungen Mann, der von einem „Rotten“, einem ungeborenen Dämon, besessen sein soll. Auf die Hilferufe der Mutter reagierte niemand, auch nicht der Landbesitzer Ruiz (Luis Ziembrowski), dessen Lösung für das Problem ist, den Mann umzubringen. Entgegen der Warnung der Mutter, dies nicht zu tun, da es die Situation nur noch schlimmer machen würde, wollen die Brüder den Auftrag Ruiz’ ausführen.
Die Katastrophe sieht man als Zuschauer eigentlich schon kommen, doch ihr Ausmaß fällt dann doch überraschend drastisch, blutig und verstörend aus. Das Problem wird ignoriert und weitergereicht, zumindest so lange, bis es nicht mehr zu übersehen ist, doch dann ist es schon zu spät. Ezequiel Rodriguez spielt einen Charakter, der irgendwo in der Mitte der Gesellschaft verankert ist – zu unwichtig, um verschont zu bleiben, doch ebenfalls nicht gewillt, mit einem Problem wirklich umzugehen, ohne es noch schlimmer zu machen. Der Landbesitzer Ruiz steht als Symbol für all jene, die mächtig genug sind, ihre Probleme an andere weiterzugeben und nicht mehr über diese nachzudenken, jedoch wird auch ihn diese Haltung irgendwann einholen. In WHEN EVIL LURKS ist der Dämon die Kraft, vor der alle gleich sind, egal ob reich oder arm, jung oder alt, Frau oder Mann, denn keiner bleibt verschont von dieser unbändigen Macht, wobei es eine Ironie des Schicksals ist, dass die Menschen das Schlimmste hätten verhindern können.
Rugna spielt mit einer Mischung von Humor und Eskalation, die man schon aus TERRIFIED kennt. Seine Figuren und die Welt, die er zeigt, haben viel gemeinsam mit denen eines frühen Peter Jackson (BRAINDEAD) oder Sam Raimi (TANZ DER TEUFEL), allein schon wegen der blutigen Effekte, mit denen besonders das Finale von WHEN EVIL LURKS nicht gerade geizt. Es braucht keinerlei Exposition, denn Rugna kann sich ganz auf sein Ensemble sowie seine Bilder verlassen, die dem Zuschauer mehr als deutlich aufzeigen, was passiert und warum. Pedro erscheint wie ein Wiedergänger von Ash Williams, weniger wegen seines Bravados, sondern wegen seiner Anmaßung, er könne das Böse noch irgendwie im Zaum halten, was es noch viel schlimmer macht. Die Eskalation ist dann eine, die nicht nur vom Dämon abhängt, denn die menschlichen Charaktere haben ebenso Schuld an ihr. Gegen Ende hat Rugna dann noch eine Wendung auf Lager, die besonders verstörend und bösartig ist.
Demián Rugnas WHEN EVIL LURKS ist wie schon sein erster Film TERRIFIED eine Mischung aus schwarzem Humor und Splatter. Dieses Mal geht der Argentinier noch weiter, wird mutiger und beweist seine Passion und sein Verständnis des Genres, wobei er sowohl die Zuschauer bedient, die blutige Effekte mögen, als auch jene, die auf interessante Themen Wert legen. WHEN EVIL LURKS ist mehr als nur ein Geheimtipp, denn Rugna betont, dass mit ihm zu rechnen ist und er einer der interessantesten Genreregisseure derzeit ist. (Rouven Linnarz)
Brutal, schwarzhumorig und mit einer (leider) zeitlosen Message

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