FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE: BLOODLINES

Im Jahr 1969, im Schatten des Vietnamkriegs und umgeben von Trauer, entführt FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE: BLOODLINES die Zuschauer in das kleine Städtchen Ludlow und stellt den jungen Jud Crandall vor. Geplagt von dem Wunsch, seiner Heimatstadt den Rücken zu kehren, wird Juds Vorhaben jäh unterbrochen, als er mit dem schrecklichen Geheimnis der Stadt konfrontiert wird. Dies geschieht, als ein trauernder Vater, dessen Sohn in Vietnam gefallen ist, sich weigert zu akzeptieren, dass Totsein besser ist, und sich an den verfluchten Boden wendet.

Was als ein einzelner Akt der Trauer beginnt, löst eine Kette von Ereignissen aus, die die Jugendlichen von Ludlow zwingen, sich mit der dunklen Vergangenheit ihrer Familien auseinanderzusetzen – eine Vergangenheit, die sie unwiderruflich mit Ludlow verbindet. Unterstützt von seinem Kindheitsfreund Manny und dessen Schwester Donna, stellt sich Jud dem uralten Übel, das Ludlow seit seiner Gründung im Griff hat. Einmal entfesselt, besitzt dieses Übel die Macht, alles zu zerstören.

Der Film offenbart ein bisher unerzähltes Kapitel aus Stephen Kings Roman FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE. Der Film bietet Fans, die tiefer in die Mythologie von Ludlow und den verfluchten Boden eintauchen möchten, lang ersehnte Antworten. Mit einer beeindruckenden Besetzung, darunter Forrest Goodluck, Jackson White, Isabella Star LaBlanc, Henry Thomas, David Duchovny, Pam Grier, Jack Mulhern und Samantha Mathis, überwindet der Film meist die Herausforderungen eines Prequels, das Gefahr läuft, mit Informationen überladen zu sein. Der Film gelingt es, die Geschichte individueller Trauer in eine Erzählung über Gemeinschaft, Konsequenzen und das Tragen historischer Sünden zu verwandeln. FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE: BLOODLINES ist zwar nicht perfekt, aber für diejenigen, die sich in die Mythologie von Ludlow und die Welt des King-Romans und -Films verliebt haben, ein Muss.  Zu dieser Gruppe gehört der Autor dieser Zeilen und man kann kleinere Schwächen in Tempo und Besetzung vergeben, aufgrund der umfangreichen Mythologie, die der Film für „Pet Sematary“ aufbaut, insbesondere durch die Darstellung von Ludlow als Sühne für die Kolonisierung des Landes. Der Film ermöglicht es indigenen Charakteren, nicht nur Teil der Geschichte zu sein, sondern diese auch maßgeblich zu beeinflussen. Sie sind nicht nur Wissensvermittler, um Weiße vor sich selbst zu retten, sondern ein wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft.

Besonders Manny, gespielt von Forrest Goodluck, ist die dynamischste Figur des Films mit den intimsten Beziehungen. Seine Verbindung zu seiner Schwester und seinem besten Freund Jud ist entscheidend für den Erfolg der Erzählung. Sorgfältig geschrieben und mehr als ein Stereotyp, steht Manny an erster Stelle der Lieblingsfiguren. Trotz der Marketingstrategie, die Jud als Mittelpunkt des Films darstellt, ist Manny das wahre Herz des Films. Das Publikum erlebt die Geschichte aus seiner Perspektive, durchlebt mit ihm tiefe Verluste, was das konstante Thema der Trauer in FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE besonders glaubwürdig macht. Manny steht vor den schwierigsten Entscheidungen im Film und verkörpert so voll und ganz die Perspektive des Zuschauers. Selbst wenn Jud im Mittelpunkt einer Szene steht, wird er durch seine enge Verbindung zu Manny und deren gemeinsame berührende Momente bereichert.

Die Gewaltdarstellungen im Film wirken manchmal zu bombastisch für einen Film, der zuvor auf kleinere, intimere Momente setzte. Dennoch liefert er schockierende Momente, die ihn zu einem guten Horrorfilm machen. Der einzige Nachteil ist, dass die Bedeutung der Todesfälle in einer Mordserie untergeht, wodurch die zuvor im Film entwickelten intimen Momente verloren gehen. Obwohl einige Ergänzungen zur Mythologie nicht ganz überzeugen, hat der Film für Fans, die tief in das Universum von FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE: BLOODLINES eingetaucht sind, viel zu bieten, insbesondere für jene, die die Entwicklung des Fluchs von Anfang bis Ende verfolgen möchten. Auch für jene, die weniger in die Geschichte investiert sind, bietet der Film ein solides Horrorerlebnis für einen Freitagabend auf dem Sofa mit einer Schüssel Popcorn. Unbestreitbar ist jedoch, dass Autorin und Regisseurin Lindsey Anderson Beer eine tiefe Verbundenheit mit dem King‘schen Universum, mit Ludlow und dem Wunsch, einem neuen Publikum eine Geschichte über Trauer zu präsentieren, hegt, die sie dort abholt, wo sie sind, und in etwas Größeres einbindet.

Insgesamt entfaltet FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE: BLOODLINES, der hier bei Paramount+ streambar, ist eine fesselnde Geschichte, die sich nicht nur auf die Schrecken des Übernatürlichen konzentriert, sondern auch auf die emotionalen Tiefen und Komplexitäten menschlicher Beziehungen. Es ist ein Film, der die Grenzen des Prequels überschreitet und dem Publikum eine tiefgründige, bereichernde Erfahrung bietet, die sowohl das Herz als auch den Verstand anspricht. (Marcel Kober – citybloop)

Super für Stephen King-Fans