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GOOD BOY

Regie: Viljar Bøe / Norwegen 2022 / 76 Min.

Besetzung: Gard Løkke, Katrine Lovise Øpstad Fredriksen, Amalie Willoch Njaastad, Nicolai Narvesen Lied

Produktion: Karl Oskar Åsli, Marie Andrea Waade Grønning, Ane Marie Sletten

Verleih: 24 Bilder

Start: 22.02.2024

Voll auf den Hund gekommen: Im norwegischen GOOD BOY spielt des Menschen angeblich bester Freund eine große Rolle – die allerdings derart ungewöhnlich ausgestaltet ist, dass sich das Werk von Regisseur Viljar Bøe mit Leichtigkeit als einer der interessantesten Genrebeiträge des Jahres qualifiziert.

Hier im Link findet ihr die Spielzeiten und die Tickets!

Dabei scheint es sich bei ihm zunächst vielmehr um einen harmlosen Liebesfilm mit einem schrägen Twist zu handeln, eine leicht abseitige romantische Komödie rund um das moderne Dating vielleicht. In deren Mittelpunkt steht Christian Iversen (Gard Løkke, TROLL): jung, gutaussehend, kultiviert – und sehr wohlhabend. Als alleiniger Erbe eines Multimillionärs genießt er ein Leben des luxuriösen Nichtstuns in seiner sonnengefluteten Villa in Oslo und verbringt seine Zeit nicht zuletzt mit dem Zubereiten exquisiter Speisen, die er gerne mit seinem Hund Frank teilt. Frank ist ein wirklich braver Junge, gehorcht seinem Herrchen aufs Wort und rückt ihm nie von der Seite. Allerdings … ist Frank nicht wirklich ein Hund. Wie wir schon in der Eröffnungssequenz des Films erkennen, handelt es sich bei dem auf allen Vieren durch die Wohnung streifenden, hechelnden und beizeiten euphorisch kläffenden Haustier tatsächlich um einen ausgewachsenen Menschen in einem Rüdenkostüm.

Das ist natürlich durchaus irritierend. Aber Bøe gibt uns anfangs kaum Gelegenheit, länger über das bizarre Set-up nachzudenken, denn wir werden schnell mit einem weiteren Zeitvertreib Christians konfrontiert. Dieser heißt Tinder, und, wen sollte es wundern, der smarte Junggeselle ist dort sehr erfolgreich. Als er auf das Profil der attraktiven Studentin Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) stößt, gibt er ihr ein Super-Like und erhält in kürzester Zeit ein Match. Schon für den nächsten Tag wird ein Treffen vereinbart, bei dem es überdeutlich funkt – und das, obwohl Sigrid eigentlich wie das genaue Gegenteil des jederzeit perfekt organisierten, mitunter gar an einen Kontrollfreak erinnernden Christian herüberkommt: Sie ist unpünktlich, unbekümmert, extravertiert, hat einen Hang zur Faulheit und entstammt eher einfachen Verhältnissen. Dennoch wirkt Christian wie von ihr verzaubert und nimmt sie mit zu sich nach Hause, wo die beiden eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbringen. Sigrids Rausch verfliegt jedoch abrupt, als sie Frank erblickt. Völlig konsterniert beschließt sie, auf Distanz zum Pseudo-Hundehalter und seinem offenkundigen Fetisch zu gehen.

Aber ihre Mitbewohnerin im Studentenwohnheim, Aurora (Amalie Willoch Njaastad, 22. JULI), eröffnet Sigrid eine andere Perspektive. „Pupplay“ sei heutzutage gar nicht so unüblich, sagt sie, man dürfe andere nicht für ihren individuellen Lebensstil verurteilen, es müsse jedem selbst überlassen werden, was ihn glücklich macht. Und außerdem sei Christian nun mal schlichtweg der beste Fang, den ein Mädchen wie sie machen könne. Mehr braucht es nicht, um Sigrid dazu zu bewegen, ihre Bedenken über Bord zu werfen. Zu Christian zurückzukehren und über alles Seltsame hinwegzusehen. Schließlich ist der Single-Millionär auch einfach zu charmant und weltgewandt und sein Haustier irgendwo ja unheimlich putzig …

Die erste Hälfte von GOOD BOY kann als bissiger Kommentar auf das Beziehungsleben gelesen werden – in dem man sich nur allzu oft von der Hoffnung auf ein Glücklichsein blenden lässt und deshalb bereit ist, wider besseres Wissen zu handeln, ungesunde Kompromisse einzugehen, vielleicht sogar eigentlich absolut nicht Tolerierbares zu tolerieren. Bøe hüllt solche Überlegungen in ein durchaus attraktives, verführerisches Licht, indem er Christian und seinen Lebensstandard mit schön komponierten, warm ausgeleuchteten Bildern als überaus erstrebenswert darstellt.

Als der scheinbar gute Fang Sigrid zu einem Kurzurlaub in seinem abgelegenen Ferienhaus einlädt, nimmt der Film jedoch eine deutlich düstere Abzweigung. Frank begleitet das Pärchen natürlich, und vor Ort hat Sigrid endlich Gelegenheit, den Hund im Kunststoffpelz besser kennenzulernen – sowie hinter die Kulissen seines Verhältnisses zu Christian zu blicken. Was sie dabei herausfindet, ist mehr als nur merkwürdig: Es ist zutiefst verstörend. Und das ist erst der Anfang ihrer Entdeckungsreise …

Es gab in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Genrefilmen rund um fragwürdige Dates. Viele davon, wie etwa FRESH, DOUBLE DATE, BAD MATCH oder zuletzt A WOUNDED FAWN, kommen deutlich gewalthaltiger daher als GOOD BOY. Keiner von ihnen aber basiert auf einer derartig bizarren Prämisse, die gleichzeitig auch noch komplett nonchalant bis in ihre letzte Konsequenz ausgespielt wird.

Vom behutsamen Einstieg sollte man sich nicht täuschen lassen: Viljar Bøes mit geringem Budget, jedoch großem Können umgesetzte Erzählung ist ein finster schwarzhumoriger, im Wortsinne sicker Thriller, der bis ins Finale bösartig zu überraschen weiß. Entsprechend wurde der Film vom Publikum der Fantasy Filmfest White Nights Anfang 2023 sehr positiv aufgenommen. Und erweist sich als:

 

(Dominic Saxl)

„Das perfekte Date-Movie – auch für Singles und sonstige Psychopath:innen“

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GOOD BOY

Regie: Viljar Bøe / Norwegen 2022 / 76 Min.

Besetzung: Gard Løkke, Katrine Lovise Øpstad Fredriksen, Amalie Willoch Njaastad, Nicolai Narvesen Lied

Produktion: Karl Oskar Åsli, Marie Andrea Waade Grønning, Ane Marie Sletten

Verleih: 24 Bilder

Start: 22.02.2024