Wir konnten uns brandaktuell mit der britischen Schauspielerin Imogen Poots (GREEN ROOM, 28 WEEKS LATER) über das erneute Remake von BLACK CHRISTMAS zum Kinostart am 12.12.2019 unterhalten. Das Review findet ihr hier!
DEADLINE: Weshalb wolltest du bei BLACK CHRISTMAS unbedingt dabei sein?
Imogen Poots: Wegen der Regisseurin. Ich bin ein wirklich großer Fan von Sophia Takal. Ich hatte ihre Arbeit schon lange verfolgt, und ich fand es interessant, wie sie an die weiblichen Fights herangeht und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. Horrorfilme sind meist eher oberflächlich, ich freute mich, dass dies bei diesem nicht so war und er in die Tiefe geht.
DEADLINE: Es gibt ja schon einige BLACK CHRISTMAS-Filme. Kennst du alle?
Poots: Ich habe nur das Original gesehen, die anderen Teile kenne ich nicht.
DEADLINE: Weshalb hast du die anderen BLACK CHRISTMAS-Filme nicht angesehen?
Poots: Ich hielt es für inhaltlich nicht relevant.
DEADLINE: Worin liegen die größten Unterschiede zwischen dem Original JESSY – DIE TREPPE IN DEN TOD und deinem BLACK CHRISTMAS-Film?
Poots: Der Film von 1974 war natürlich noch sehr progressiv. Ich freue mich, dass die Frauen nun viel stärker im Zentrum stehen und ihnen wesentlich mehr zugetraut wird als früher. Insofern sind es von der Art her schon zwei sehr unterschiedliche Filme, da die Zutaten für den Film sehr verschieden sind. Nur der Titel ist (im Englischen) der Gleiche. Die Story und die Figuren sind einfach anders, und nicht zu vergessen: Mit Sophia Takal inszeniert die erste Frau einen BLACK CHRISTMAS-Film. Dies ist wirklich eine sehr große Veränderung.
DEADLINE: Hast du während deiner Schulzeit selbst mal so etwas wie eine Schwesternschaft erlebt?
Poots: Nein. Denn ich bin ja in England aufgewachsen, und da haben wir so etwas nicht.
DEADLINE: Wärst du Teil einer Schwesternschaft gewesen: Wärst du eine der Anführerinnen gewesen oder eher das schüchterne Mäuschen im Hintergrund?
Poots: Ich wäre nie ein Teil einer Schwesternschaft geworden. Ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf, und ich hätte keine Schwesternschaft benötigt, um mit anderen Leuten eine Gemeinschaft zu bilden oder mich akzeptiert zu fühlen. Außerdem glaube ich nicht, dass man eine Frau auf eine bestimmte Rolle beschränken kann, denn jede Frau kann sehr vielseitig sein.
DEADLINE: Als ich BLACK CHRISTMAS gesehen habe, musste ich die ganze Zeit an die #MeToo-Bewegung denken und welchen Einfluss sie auf den Film gehabt hat. Erging es dir beim Lesen des Drehbuchs ebenfalls so?
Poots: Absolut. Der Einfluss ist offensichtlich und hat mich darin bestärkt, ein Teil des Projekts sein zu wollen. Wir gehen den Missbrauch von Studentinnen auf Universitäts-Campussen offensiv an, wenngleich BLACK CHRISTMAS natürlich dennoch in erster Linie ein Weihnachtshorrorfilm bleibt. Die Regisseurin hat beides gut miteinander verbunden. Und mir hat auch gefallen, dass nicht, wie so oft, eine Frau es alleine mit dem Bösen aufnehmen muss, sondern eine Gemeinschaft aus starken Frauen.
DEADLINE: Du spielst schon immer überwiegend starke Frauen. Mit deinen letzten beiden Filmen THE ART OF SELF-DEFENSE und BLACK CHRISTMAS hast du noch einmal eine Schippe draufgelegt in Sachen Frauenpower. Absicht oder Zufall?
Poots: Es ist eine Mischung aus beidem. Natürlich müssen einem solche Rollen erst einmal angeboten werden, aber wenn sie da sind, nehme ich diese natürlich gerne an. Es ist toll, dass es mittlerweile immer mehr Geschichten gibt, in denen Frauen auf eine seriöse Weise im Vordergrund stehen und es nicht immer nur um die Kerle geht. Dabei geht es gar nicht darum, dass Frauen immer stark sein und über alles triumphieren müssen, sondern dass sie einfach im Vordergrund stehen.
DEADLINE: Wenn du deine Rollen aussuchst, nach welchen Kriterien gehst du vor?
Poots: Früher ging es oft um die Schauspielkollegen, mit denen ich arbeiten könnte, heute gucke ich mir in erster Linie an, welcher Regisseur oder welche Regisseurin da mit mir einen Film drehen möchte oder mit wem ich von mir aus Lust habe. Sophia war eine von ihnen. Wir stehen schon seit vielen Jahren miteinander in Kontakt und haben immer mal wieder nach einem Projekt Ausschau gehalten, welches wir zusammen realisieren können.
DEADLINE: Gibt es einen Regisseur, mit dem du unbedingt mal zusammenarbeiten möchtest, der sich aber noch nicht bei dir meldete?
Poots: Ich würde sehr gerne mit Cameron Jenkins zusammenarbeiten. Aber er ist, glaube ich, kein Regisseur, der sich im Horrorbereich wohlfühlen würde.
DEADLINE: Wie verbringst du Weihnachten?
Poots: Ganz unspektakulär zu Hause bei meiner Familie.
DEADLINE: Bist du jemand, der Weihnachten so richtig zelebriert, oder denkst du nur an das Wiedersehen mit deiner Familie?
Poots: In erster Linie Letzteres, denn dadurch, dass ich über das Jahr nicht oft Zeit habe, meine Familie zu sehen, steht diese für mich zu Weihnachten viel mehr im Vordergrund als Weihnachten selbst.
DEADLINE: Viele Dank für das Gespräch.
Interview geführt von Heiko Thiele